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0817 - Statthalter des Bösen

Titel: 0817 - Statthalter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie denn von der SOL gehört?" fragte ich, um ihn zum Sprechen zu bringen.
    „Ja, die Nachricht von Ihrem Raumschiff mit den Besuchern, die sich Menschen nennen, wurde durchgegeben. Es wurden auch einige Abbildungen von Menschen gezeigt. Aber Sie sehen anders aus, kleiner, mit breiterem Oberkörper und so schrecklich runzliger Gesichtshaut."
    „So sieht ein echter Marsianer der a-Klasse nun einmal aus, mein freund", erwiderte ich leicht verärgert. „Die Falten in der Haut sind sozusagen unser Markenzeichen, auf das wir sehr stolz sind."
    „Ich bin etwas verwirrt", gestand der Varbe. „Mein Name ist übrigens Goetnir."
    „Fein", sagte ich. „So kommen wir wenigstens weiter.
    Also, Goetnir, mich beschäftigt ein Problem. Ich bin in den Gravitationslinien einer Bandstraße 'mitgeschwommen'. Das ging so lange gut, bis mir klar wurde, daß ich mich in den relativ schwachen Gravitationslinien eigentlich nicht halten durfte, da ich keinen Gravitationsbeutel besitze."
    „Jedenfalls nur einen sehr kleinen", sagte Goetnir und deutete mit einer seiner feingliedrigen Hände auf meinen Kehlkopf.
    „Dieses Organ ist kein Gravitationsbeutel, sondern dient der Lautbildung, Goetnir", erklärte ich. „Was mich beschäftigt, ist die Frage, warum ich solange in den Gravitationslinien 'schwamm', bis ich erkannte, daß das eigentlich nicht sein konnte. In diesem Augenblick stürzte ich ab."
    „Ich begreife Sie nicht ganz, Tatcher a Hainu", sagte Goetnir. „Jedes Lebewesen verfügt über ein Organ zur Manipulierung und Ortung von Gravitation. Sie müssen es nur unbewußt ausgeschaltet haben. Anders läßt sich Ihr Absturz nicht erklären. Außerdem sind Sie offenbar nicht aufgeprallt. Das beweist, daß Sie sich besannen und Ihr Gravitationsorgan wieder aktivierten."
    „Eine logisch klingende Erklärung", meinte ich. „Nur nicht zutreffend, denn ich besitze kein Gravitationsorgan, sondern ein technisches Gerät, mit dem man die Gravitationseinflüsse aufheben kann. Ich scheine vor einem schwierigen Problem zu stehen."
    „Das denke ich auch!" grollte hinter mir eine phlegmatische Stimme auf. „Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie marsianischer Treibsandschwimmer! Sie führen hier idiotische Gespräche über Ihr nichtvorhandenes Gravitationsorgan, anstatt sich auftragsgemäß nach den hiesigen Verhältnissen zu erkundigen!" Goetnir schlug abermals einen Salto, was bei ihm anscheinend Ausdruck des Erschreckens war. Ich konnte es ihm nicht verdenken, denn Dalaimoc Rorvic zeigte sich nicht in seiner wahren Gestalt - falls es so etwas bei ihm überhaupt gab. Er war in der Gestalt eines wallenden Nebelschleiers aufgetaucht, in dem drei rote Lichter glühten.
    „Was fällt Ihnen ein, Sir!" fuhr ich den Tibeter an. „Mir war es gerade gelungen, das Vertrauen dieses Herrn zu wecken, da platzen Sie in Gestalt eines sprechenden Nebelschleiers dazwischen und verderben mir alles!" Ich deutete auf den Varben, der wieder auf dem Boden gelandet war, aber zitternd auf den Eingang seiner Behausung zurückwich.
    „Sehen Sie nicht, wie Ihr Auftreten Goetnir erschreckt hat?"
    „Es ist nicht die Gestalt!" sagte Goetnir. „Die äußere Erscheinung ist nebensächlich; wichtig ist allein, daß ein individuelles Schwerkraftfeld sich in die Gesamtharmonie einfügt. Aber hier ist etwas Grauenhaftes aufgetaucht: ein Individuum mit völlig chaotischem Schwerkraftfeld."
    „Oh, bei Rorvic ist nicht nur das Schwerkraftfeld chaotisch!" entfuhr es mir.
    Der Tibeter nahm plötzlich seine wahre Gestalt an und versetzte mir einen Rippenstoß, so daß ich beinahe hingefallen wäre.
    „Larifari!" sagte er barsch. Er musterte Goetnir scharf. „Ich bin fremd, warum also sollte ich kein fremdartiges Schwerkraftfeld haben! Goetnir, wir wollen nichts weiter von dir, außer eine Auskunft über drei Besatzungsmitglieder der SOL, die wahrscheinlich hier auf Koriet sind. Was weißt du über sie?
    Rede!"
    Ich war empört über den rüden Ton, den der Tibeter einer fremden Intelligenz gegenüber anwandte, aber dem Varben schien es wenig auszumachen, denn er sagte, sichtlich ruhiger: „Ich weiß nichts über drei Besatzungsmitglieder der SOL. Wenn sie sich auf Koriet aufhalten, dann wahrscheinlich in Huisenth, unserer Hauptstadt, wo sich auch das Haus des Schweren Magiers befindet."
    „Wie?" entfuhr es Rorvic. „Gibt es auf Koriet ebenfalls einen Schweren Magier?"
    „Es gibt nur einen Schweren Magier - und er ist überall", antwortete der Varbe rätselhaft.

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