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0818 - Die Gravo-Schleuse

Titel: 0818 - Die Gravo-Schleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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runde Öffnung - der Eingang, der sich über einer sandbedeckten Plattform aus Stein erhob. Die Erbauer der Schleuse riefen durch diesen Entwurf den Eindruck hervor, als verschlinge der Riesenmund seine Besucher.
    Drei gewaltige, hoch aufstrebende Konstruktionen leuchteten in intensivem, irisierend dunkelblauem Strahlen. Es waren die 'Unersetzlichen Drüsen', wie die alte, kaum mehr gebrauchte Bezeichnung lautete. Ein Organ, das im Lauf der Evolution der Varben stets als das wichtigste Glied des Körpers gegolten hatte. Im Halbkreis um den Hinterschädel des mattgrau schimmernden Eingangsgebäudes erhoben sich die drei ballonförmigen Objekte in den schwarzen Sternenhimmel.
    Chetvonankh, der Leichtsteinsammler, blieb stehen und duckte sich, als ein neuer Sandschleier über ihn hinwegfuhr und für einen Moment das Gravitationsmuster der Geröllebene verschleierte. Aber die kleinen und großen Staubkörner rutschten von der harten Glasschicht der Facettenaugen herunter, Chetvonankh schüttelte den Staub ab und bewunderte abermals das Bauwerk.
    Seit Jahren durchstreifte er die Ebene, aber immer wieder - besonders in Nächten wie heute - riß ihn der Anblick der frei schwebenden, von keinerlei Hilfskonstruktionen gestützten Drüsen hin. Sie waren nicht hellrot wie die beutelförmigen Organe der Varben, sondern blau, und zwischen ihnen und um ihre höchsten und größten Ausbuchtungen flimmerten ständig helle Entladungen und Überschläge.
    Der Leichtsteinsammler drehte sich um und konzentrierte sich wieder. Er befand sich in einem zungenförmigen Tal zwischen dem Berghang und dem Abriß des zentralen Plateaus, auf dem sich die Gravitationsschleuse befand. In diesem Augenblick zuckte die Spirale für einen Sekundenbruchteil und stabilisierte sich wieder. Der Sammler bückte sich und hob den eckigen Stein, dessen Gefüge einen geringen Gravitationsunterschied zu dem übrigen Geröll aufwies, in die Höhe. Chetvonankh steckte ihn zu den übrigen Steinen in seinem Gravonetz und ging langsam weiter.
    Er und Shaadjamenth hatten ihre Wohnblase auf halbem Weg in den Berghängen, unmittelbar neben der Gravofährte zum Eingang der Schleuse.
    Dort lagen große Haufen solcher und ähnlicher Steine. Sie alle würden einmal Teile eines Mosaiks werden, das an einer bereits geplanten Stelle entstehen sollte. Mit dem einfachen Werkzeug des Augenlichts würde dieses Kunstwerk durch Farben und Linien wirken, aber in der Dunkelheit und natürlich auch durch die Empfindsamkeit des Gravitationsorgans wirkte es durch die feinsten und sublimsten Unterschiede der Gravitationskonstante. Langsam ging der Leichtsteinsucher weiter, betrachtete die regellose Steinmasse vor seinen Füßen und fand einen zweiten Stein. Vielleicht erreichten sie eine so große Menge von Material, daß man von ihnen das Freudenopfer verlangte. Aber bis dahin war wohl noch eine Menge Zeit.
    Wieder heulte der Wind um die Kanten der Felsen und riß eine Spirale aus Sand in die Höhe.
    Unverändert klotzig und zugleich ätherisch und schwebend ragte das Monument der Schleuse auf, ein Zeichen der dauernden Verbindung zwischen den Planeten. Ein Schauder der Ehrfurcht vor der Erfindungsgabe des Schweren Magiers überkam Chetvonankh.
    Dort, wo Kopf und Rumpf eines Varben ineinander übergingen, an dieser Stelle ragten in schrägem Winkel drei birnenförmige Organe in den Nachthimmel, aus makellosem blauschimmerndem Stahl gefertigt. Der Durchmesser an der untersten Stelle betrug etwa vierzig Meter, der größte Durchmesser des obersten Teiles war mehr als dreihundert Meter. Fast vierhundert Meter hoch ragte jedes Teil der Bodenstation in die Luft. Es schien, als würden die ballonartigen Energiesilos den Ansatzpunkt der Gravitationsröhre nach Dacommion vor dem Nachtwind und dem Staub schützen. Unsichtbare Gravofelder hielten diese kühne Konstruktion sicher in der Luft.
    Chetvonankh griff an seinen Schultergurt, zog von dort eine weißschimmernde Kugel aus der Halterung und drückte sie mit den gegenständigen Daumen leicht zusammen. „Chetvonankh hier. Wie sieht es bei dir aus, Shaadjamenth?"
    Die Antwort kam kurz darauf durch das Säuseln des Nachtwinds.
    „Ganz gut. Ich habe eine Menge polyedrischer Phanite gefunden. Ein ganzes Nest. Herrliche Musterung."
    Der Leichtsteinsammler wurde fast ein wenig neidisch. Vielleicht hatte Shaadjamenth eher eine große Menge davon und durfte das Freudenopfer schon früher bringen. Aber dann stimmte er eine freundliche Sequenz an und

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