0818 - Die Gravo-Schleuse
beiden Leichtsteinhaufen zu.
Auch in dieser Nacht hatten sie nach der täglichen Arbeit einige Steine gefunden und zusammengetragen.
Die Fremden hatten beträchtliche Unruhe über Baytuin gebracht. Wäre auf diesem Planeten auch eine Gravitationswaage eingerichtet worden, dann würden sich gefährlich aussehende Störungen ausmessen lassen. Aber der Schwere Magier wußte, was zu tun war.
Chetvonankh machte sich Gedanken, das anstehende Problem berührte die Grenzen seines moralischen Empfindens. Zugegeben, dachte er, die Falle für die Fremden des riesigen Hantelschiffs war geplant worden und schlug in Kürze zu. Aber es geschah zum Wohl der Fremden und nicht, um sie zu töten oder entscheidend zu treffen. Mit den Vorteilen ausgerüstet, die ihnen der Schwere Magier in die Hand geben würde, verlief ihre Existenz nach ihrem Aufenthalt in Varben-Nest ähnlich befriedigend und voller Schönheit wie das Leben der Varben.
Immer wieder sah Chetvonankh, wie die Probeschaltungen der neuen Gravitationsröhre durch den nächtlichen Himmel zuckten, vorbei an der herrlichen und harmonischen Kulisse der Sterne.
Er drehte sich um und ging zurück. Shaadjamenth war wach geworden und murmelte: „Kannst du nicht schlafen, Chet?"
Er setzte sich an den Rand des Lagers und liebkoste sie.
„Ich bin wach geworden. Ich denke über die Fremden nach und über uns., Ich bin sicher, daß auch der Mann alles verstehen wird, dem du unsere Anlagen auf Baytuin gezeigt hast."
Sie richtete sich auf und zog ihn an ihre Schultern. Ihre Gravobeutel berührten sich.
„Er wird es verstehen. Noch kennt er nicht alles. Er ist besorgt um seine Leute und voller Unruhe."
„Verständlich. Wenn der Schwere Magier seine Helfer herangeführt haben wird, kann jedes Problem gelöst werden. Ihr seid weit gekommen mit den Arbeiten!"
Chetvonankh bewegte zustimmend seinen Oberkörper.
„Ja. In einer Handvoll Tagen sind wir fertig. Aber noch werden keine Zielschüsse von der neuen Plattform aus vorgenommen."
„Ich muß heute sehr früh aufstehen. Kontrolleur Argomenth hat seinen Ruf angekündigt. Du hast die Schwebeplattform draußen gesehen?"
Chetvonankhs Nüstern klafften weit auseinander. Er atmete den guten Geruch der Nachtluft ein, als er wieder unter die Decke schlüpfte und seinen Körper an den seiner Gefährtin schmiegte.
„Ich ahnte, daß du den Fremden eine Botschaft überbringen sollst", murmelte er. Er wurde schläfrig.
Bis zum Zeitpunkt, an dem er wieder an der Brücke und der Straße zu arbeiten hatte, war noch einige Zeit, und er spürte die Müdigkeit in seinem Körper.
„Es wird eine wichtige Botschaft sein", versicherte sie. „Meine Aufgabe ist sicher noch nicht zu Ende, wenn der Fremde und seine Begleiter in der Gravitationsschleuse nach Dacommion sind."
Auch Shaadjamenth war müde und erschöpft. Aber es war wichtig, alles zu tun, was als Aufgabe erkannt worden war. Der Moment war einmalig und günstig: seit langer Zeit hatten sich Fremde hier eingefunden, die von den wahren Erkenntnissen der Harmonie noch nichts erfahren hatten. Jeder einzelne Varbe wußte, daß sein Teil dieser Aufgabe wichtig war. Niemand würde auch nur eine Sekunde lang zögern, sein Teil zu dem riesigen Mosaik der Harmonie beizutragen. Auch ohne Aufruf und Auftrag des Magiers geschah alles so, wie es zu geschehen hatte.
„Und du bist sicher, daß uns Argomenth helfen wird?" fragte er, bevor er einschlief und dem Morgen entgegenträumte. Schlaftrunken gab die schöne Shaadjamenth zurück: „Er hat versprochen, zumindest mich zum Freudenopfer vorzuschlagen. Und ich meinerseits werde dich mit mir nehmen, Liebster!"
Zufrieden schliefen sie ein. Die Sterne beschrieben ihre Bahn in Richtung Sonnenaufgang. Die Gravoröhre und die Spuren der Testläufe wurden undeutlicher, im selben Maß, in dem der Himmel heller wurde. Die Sterne verschwanden nach und nach. So zufrieden, wie sie eingeschlafen waren, erwachten der Straßenmeister und die Verantwortliche in ihrer Wohnblase, einem Heim, das aussah wie eine geschlossene Blüte auf einem schwankenden Stiel.
Kurz darauf summte das Ruf gerät. Shaadjamenth erhielt den Auftrag, auf den sie schon gewartet hatte. Sofort machte sie sich auf den Weg.
*
Wil Zetlovs Laune befand sich kurz vor dem absoluten Nullpunkt.
Er saß gähnend in einem klappbaren Sessel im Raum der Bodenschleuse. Schräg hinter ihm schwebte ein aktivierter Kampfrobot mit glühenden Linsen. Leise Musik aus dem Bordspeicher-Programm
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