0818 - Sarkanas Erbe
wieder. Der König des Asanbosam-Stammes stützte schwer seinen Kopf in die Hände. Die Dunkle Krone, fest mit seinem Haupt verbunden, schien ihm plötzlich tonnenschwer.
»Ich habe damals kläglich versagt. Ich, Assunta, habe mein Volk verraten…«
Seine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, doch in der Stille breiteten sie sich bis in den letzen Winkel des Raumes aus. Sabeth Blicke trennten sich von Tahum, den sie die ganze Zeit über fixiert hatten. Die Königin legte eine Hand auf Assuntas Unterarm.
»Du hast nicht versagt, mein Gemahl. Die Macht, die in der Krone ruht, war dir nur nicht bewusst. Wie hättest du sie beherrschen können? Wie Sarkana besiegen, der auf all seine Magie vertrauen konnte? Hättest du mehr Zeit gehabt, dann…«
Assunta schüttelte die Hand der jungen Frau von sich ab. »Ich hätte kämpfen müssen Und notfalls mit meinem Volk sterben Ich aber habe mich feige hinter der Krone versteckt, habe mein und euer Leben geschützt. Der Dämon hat mich hart dafür bestraft. So hart.«
Assunta erhob sich vom Thron. Seine Augen durchforschten den ausladenden Saal. »Das hier war Sarkanas Heimstatt Sein Reich. Ich fühle es. Und ich spüre, dass er nicht mehr existiert. Also wurde mir auch dieser letzte Triumph genommen. Ich kann mein Volk nicht einmal mehr rächen.«
Tahum richtete sich zu seiner vollen Große auf und trat dicht vor den König. »Lass uns zurückkehren, Assunta. Zurück nach Afrika - in das Land der Asanbosam. Unser Land! Du wirst ein neues Volk um dich scharen. Alles kann wieder wie früher werden.«
Assuntas Lachen brandete wie Donnerhall auf. »Wie früher? Zurück in unser Land? Du Narr. Weißt du, wie viele Jahre vergangen sind? Waren es tausend? Oder vielleicht noch viel mehr? Hast du nicht das gesehen, was ich sah? Der alte Mann, der uns wieder vereinte, hat mir vor seinem Tod noch so viel verraten. Durch seine Augen konnte ich die Welt sehen. Das ist nicht mehr unser Land, Tahum.«
Assunta stieg die wenigen Stufen herab, die vor den Thron gesetzt waren. Mit einer heftigen Bewegung stieß er den jungen Krieger beiseite, der ihm im Weg stand. Die Augen des Königs leuchteten wild und wie irre.
»Nein, es gibt das alles nicht mehr. Keine Asanbosam mehr, Tahum. Aber es gibt das hier! « Mit dem rechten Arm machte er eine weit ausladende Bewegung. »Dies hier soll unsere Heimat werden. Das neue Reich der Asanbosam. Das Königreich der Dunklen Krone wird hier entstehen!«
Er sah in die verunsicherten Gesichter von Tahum und Sabeth.
»Ihr wollt Afrika? Ihr wollt Dschungel?«, fragte Assunta. »Den sollt ihr haben. All die Jahre der Gefangenschaft hatten zumindest einen Sinn. Nun sind die Krone und ich wirklich eins. Seht her!«
Ein grüner Nebel strömte aus der Spitze der Dunklen Krone und verbreitete sich mit ungeheurer Geschwindigkeit im ganzen Saal. Assunta stand am Fuß des Thrones und breitete die Arme weit aus. Sabeth rückte näher zu Tahum. Zum ersten Mal fürchtete sie sich vor ihrem Gemahl, der wie ein Gott aus den Legenden der alten Zeit seine eigene Welt erschuf. Und er ergötzte sich an dem, was er sah.
Dort, wo der Nebel die Wände, Decke und Boden berührte, setzte eine rasende Verwandlung ein. Dicht bemooster Boden, weich wie ein Teppich, Sträucher, Unterholz und schließlich Baumriesen entstanden aus dem Nichts heraus!
Die Luft veränderte sich schlagartig, wurde feucht, dick und schwer.
Triumphierend wandte Assunta sich zu seinen Begleitern um. »Und nun folgt mir. Wir wollen unser neues Land erkunden!«
Eine Bewegung seiner Hand reichte aus.
Dann waren die drei Asanbosam aus dem Thronsaal verschwunden.
Und um die Lehne von Sarkanas Thronsessel wand sich eine dicke Ranke. Fast hätte man sie für eine Schlange halten können…
***
Dalius Laertes hatte Zamorra und Nicole Duval längst entdeckt.
Mit gemischten Gefühlen sahen sie sich in der Halle um.
Artimus van Zant war sichtlich erschüttert. »Immer wenn du denkst, nun hättest du alles gesehen…« Er verstummte. Bedächtig ging er in die Hocke und strich mit der Hand vorsichtig über den Moosteppich.
Nicole brachte ihre Empfindungen auf den Punkt. »Wir hätten sie angreifen und vernichten sollen, ehe dieser Assunta wieder ganz bei sich war. Jetzt haben wir ein Problem.«
Laertes hielt sich zurück. Er hing seinen eigenen Gedanken nach. Außerdem wollte er sich da sicher nicht einmischen. Das überließ er Zamorra.
»Nein, Nicole. Du hast gesehen, was der Bursche mit seiner
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