0818 - Sarkanas Erbe
Umständen sogar Kontrolle ausüben. Also beginnen wir besser sofort mit der Suche.«
»Oder damit, euch auf euren Tod vorzubereiten!«
Keiner der vier hatte seine Ankunft bemerkt.
Er war nur wenige Schritte von ihnen entfernt aufgetaucht, lautlos wie ein Schemen aus einem Albtraum.
Und die Dunkle Krone auf seinem Haupt griff sofort an…
***
Wie sehr er sie doch begehrte.
Sie stand kaum vier Schritte von ihm entfernt, lehnte ihren gertenschlanken Körper müde und verzweifelt gegen einen Baumstamm, den es vor wenigen Minuten hier noch nicht gegeben hatte.
Ebenso wenig wie die dicke Wurzel, auf die sich Tahum niedergelassen hatte. Durch Gänge und Hallen, Höhlen und Kammern hatte Assunta ihn und die Königin geschleppt. Es kostete den König nur ein Fingerschnippen, um sie alle drei überall- und nirgendwohin zu bringen. Und jeden Zielort hatte er sofort in einen afrikanischen Dschungel verwandelt.
Wie im Wahn nahm Assunta diese Orte in Besitz, machte sie sich zu eigen.
Wie im Wahn…
Ja, Tahum hatte es lange nicht mal zu denken gewagt, aber Assunta war wahnsinnig geworden!
Sein König, sein geliebter Herr, für den er sein Leben gegeben hätte, war nicht mehr bei Verstand. Er war nicht mehr er selbst. All diese Jahre in Sarkanas Bann - im Einfluss der Dunklen Krone sie hatten Assuntas Bewusstsein verändert. Vielleicht sogar noch mehr. Den starken, weit denkenden und gerechten König gab es nicht mehr. Ebenso wenig wie den Freund und liebenden Ehemann.
Geblieben war ein von Hass und Rachsucht getriebenes Wesen, dass selbst auf seine Frau keinerlei Rücksicht mehr nahm.
Wie sehr Tahum Sabeth doch begehrte!
In dieser Höhle hier hatte Assunta seine Begleiter verlassen. Es war ihm lästig geworden, sie wie zwei nutzlose Anhängsel mit sich zu schleifen. Allein war er viel schneller. Erst wenn er die gesamte Festung Sarkanas nach seinen Vorstellungen umgeformt hatte, würde er ruhen.
Tahum sah, dass Sabeths Schultern zuckten. Die Königin weinte.
Selbst dem Krieger war danach zu Mute. Immer wieder musste er an das Volk der Asanbosam denken. Sie waren weit mehr als eine der unzähligen Vampirfamilien gewesen, die sich zu einem lockeren Verbund zusammengeschlossen hatten. Viel mehr als jeder Clan es je sein konnte!
Sie waren wirklich ein eigenes Volk gewesen, dass selbst die langen Jahre gemeinsam überstanden hatte, in denen ihr König Sarkana hatte dienen müssen. Dann war Assunta zurückgekommen - und alles war gut geworden.
Unendlich langsam erhob sich Tahum von der Wurzel und trat hinter Sabeth. Zärtlich berührten seine Hände die nackten Schultern der schönen Frau. Nach und nach ebbte das Zucken ab. Die Berührung schien sie zu beruhigen. Dann drehte sie sich zu ihm um.
»Was sollen wir nur tun, Geliebter?« Sie legte ihren Kopf an seine Brust.
Tahums Gedanken reisten kurz in die Zeit zurück, die nun so unglaublich tief in der Vergangenheit ruhte. In den langen Jahren, in denen Assunta ein Krieger in Sarkanas Heer war, hatten es bereits alle Asanbosam gewusst: Wenn ihr König endlich wieder zu seinem Volk stieß, dann würde es bald eine Vermählung zwischen ihm und der schönen Sabeth geben. Das war schon lange eine beschlossene Sache. Und Sabeth würde sich klaglos fügen. Sie war die perfekte Frau für einen großen König. Denn Schönheit und Anmut vereinten sich in ihr zu gleichen Teilen. Dass sie zudem auch noch eine mutige Kämpferin war, stand außer Frage.
Ebenso wenig wie es keinen Zweifel darüber gab, dass sie Assunta nicht liebte, nie würde lieben können.
Tahum wusste das. Ihm hatte sie sich anvertraut, wie sie ihm alles anvertraute. Wenn man sich innig liebte, dann hatte man voreinander keine Geheimnisse.
Wenn Tahum und Sabeth sich heimlich trafen, war stets die Angst ihr Begleiter. Sollte man sie je entdecken, wären die Folgen nicht abzusehen. Doch Afrikas Dschungel war tief und verschwiegen. Und-Tahum hatte unter den Aschanti - den Menschen im Süden Ghanas - Freunde. Wer hätte die zukünftige Königin eines Vampirvolkes bei Menschen gesucht?
Man hatte sie nie kompromittieren können. Viele Nächte hatten die beiden im Schutz ihrer menschlichen Freunde verbracht - und sich bei jedem Mal so ekstatisch geliebt, als würde es für sie kein Morgen mehr geben.
Als Sabeth dann Assuntas Frau wurde, wollte Tahum die Asanbosam verlassen. Er glaubte es einfach nicht ertragen zu können, Sabeth in den Armen des Königs zu sehen. Doch die Angst um die Geliebte hatte gesiegt.
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