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0818 - Sarkanas Erbe

0818 - Sarkanas Erbe

Titel: 0818 - Sarkanas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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der gewaltigen Macht, die von der Dunklen Krone in ihn strömte. Und schon bald würde auch das alte Volk wieder auferstehen - seine Asanbosam. Es konnte nicht mehr lange dauern.
    Wenn der Prozess des Wandels hier erst einmal abgeschlossen war, konnte er sie endlich zu sich holen. Es musste wieder so werden, wie es früher einmal war. Doch eines würde ganz sicher anders sein: Kein Feind würde es jetzt mehr wagen, sich den Asanbosam zu nähern. Die Krone war zu mächtig. Und er, Assunta, ein zu großer König!
    Die Schreie des Urwalds wurden leiser. Sie hatten in Assuntas Ohren geschmerzt. Wahrscheinlich starben die Eindringlinge in diesen Sekunden. Vielleicht war es auch bereits geschehen. Er konnte sich noch später darum kümmern. In Assuntas Kopf war jetzt kein Platz dafür. Müde lehnte er sich an den Stamm eines von Schlingpflanzen umrankten Baumes.
    Wo war Sabeth? Seine Königin hätte jetzt bei ihm sein müssen. Sabeth -und Tahum? Ein Fetzen Erinnerung zuckte in Assuntas Bewusstsein auf. Hatte er vorhin nicht mit ihnen geredet? Nein, er musste sich irren. Sabeth erwartete ihn sicher schon in der großen Hütte, direkt am großen Platz der Ansiedlung.
    Der König schlug die Hände vor sein Gesicht. War da nicht das Feuer gewesen? Der Wald hatte gebrannt - sein Volk war darin elendig umgekommen. Aber warum hatte er das zugelassen? Er trug sie doch auf dem Haupt, die Dunkle Krone der Allmächtigkeit!
    Wut und Verzweiflung brandeten in dem Verwirrten auf. Mit beiden Händen versuchte er die Krone von seinem Kopf zu reißen. Schreiend ging er in die Knie. Er konnte sie nicht abnehmen. Nie wieder. Sie war zu einem festen Teil seiner selbst geworden.
    Mühsam erhob Assunta sich wieder, taumelte weiter - und stolperte, fiel kraftlos zu Boden.
    Tastend suchten seine Hände nach dem Grund seines Fallens. Assunta riss die Augen weit auf, denn er war über ein Skelett gestolpert. Und aus dem Gerippe ragte ein hölzernes Kreuz, stieß wie ein Mahnmal in die Höhe.
    Der König kam wieder auf die Füße und hob abwehrend die Hände!
    Was war das? Wo war er hier? Langsam bewegte er sich rückwärts. Doch etwas bremste seinen Rückzug. Ein Stein, auf dem er Schriftzeichen erkannte, die er nicht zu deuten wusste. Ein Grabstein? Er wusste, dass manche ethnischen Gruppen schon vor Urzeiten ihre Toten nicht verbrannten, sondern in geheiligte Erde legten.
    War er auf einem solchen Totenacker? In Assuntas Kopf wirbelten Gedanken und Eindrücke umeinander, vermischten sich. Verwirrend und ohne erkennbaren Sinn für den König der Asanbosam. Die Krone - sie drückte ihn so schwer.
    Taumelnd suchte Assunta den Ausweg von dieser Stätte der Toten.
    Das Skelett - es schien ihn böse anzugrinsen. Und seine Knochenhand wies anklagend auf den König. Als wolle es ihm eine Schuld zuweisen, die niemals mehr getilgt werden konnte.
    Assunta pralle zurück. »Nein, sei still! Ich habe euch nicht verraten. Ich konnte euch nicht retten. Sarkana war zu stark! Er… ich… nein! Schau mich nicht so an!«
    Und plötzlich klang die Stimme auf. Hohl und dröhnend drang sie an Assuntas Ohren.
    »Wir klagen dich an, König. Wir, die du verraten hast. Wir, die für dich gestorben wären - und die du feige im Stich gelassen hast! Dein Leben hast du gerettet, doch uns hast du geopfert. Uns - dein Volk!«
    Und das Skelett erhob sich mit klappernden Geräuschen vom Boden. Mit der rechten Knochenhand riss es das Kreuz aus seiner Brust, warf es achtlos von sich und stakste mit unsicheren Schritten auf den dunklen König zu…
    ***
    Der Gang, den Nicole und van Zant entlangstürmten, endete abrupt wie so viele in Sarkanas ehemaligem Schlupfwinkel. Selbst wenn man optisch den Eindruck hatte, eine mehrere hundert Meter lange Strecke vor sich zu sehen, so täuschte das in den allermeisten Fällen.
    Es war irritierend, oft vollkommen absurd, wenn man von einem zum nächsten Schritt plötzlich das Ende eines Tunnels erreichte, der noch vor einem Moment weit und offen vor dem Betrachterauge gelegen hatte.
    Doch niemand hatte je behauptet, dass der Vampirdämon nach den strengen Regeln der Logik vorgegangen war.
    Dieser Gang endete an einem Ort, den auch Nicole sofort erkannte. Seitlich blickten der Physiker und die Französin auf das Amphitheater, diesen Anachronismus, den Sarkana in seinem Refugium errichtet hatte. Aus welchen Grund er so geplant hatte, würde man wohl nie mehr erfahren. Der Bauherr existierte nicht mehr, und Nicole fiel niemand ein, der ihm auch

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