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0818 - Sarkanas Erbe

0818 - Sarkanas Erbe

Titel: 0818 - Sarkanas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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nur eine Träne nachweinte.
    Ganz sicher niemand aus dem Zamorra-Team. Doch selbst im Nachtvolk hielt sich die Trauer um den selbst ernannten König aller Vampire in Grenzen.
    Das spielte jetzt keine Rolle, denn hier ging es um andere Probleme. Nicole schaltete schnell. Ihre Auffassungsgabe war durch ungezählte Einsätze geschärft und sensibilisiert. Ein Blick reichte aus, um zu durchschauen, was sich hier abspielte. Und Spielen war ein durchaus passender Begriff.
    Die Rollenverteilung war klar umrissen: Zamorra war der Regisseur, die Akteure hießen Dalius Laertes und Assunta. Wobei Laertes jedoch weniger handelnder Akteur als Puppenspieler war. Ganz leicht bewegte er die Finger seiner linken Hand, während sein rech ter Arm mit dem Stumpf am Handgelenk wie leblos herabhing. Doch eine Hand reichte vollkommen aus, damit auf der Bühne Aktion entstand.
    Nicole sah, wie das Skelett sich bewegte. Scheinbar mit unheiligem Leben beseelt, ging es auf seinen Knochenbeinen auf den König der Asanbosam zu, der offenbar geistig verwirrt war. Die Stimme, die dröhnend das weite Rund des gesamten Theaterbaus erfüllte, kam von Zamorra Nicole war nicht sicher, wie ihr Gefährte sie erzeugte, doch seit er sich verstärkt mit der Magie befasste, hatte sie bei ihm schon so manche verblüffende Überraschung erlebt.
    Dein Leben hast du gerettet, doch uns hast du geopfert. Uns dein Volk!
    Nicole sah, wie Assunta immer weiter zurückwich. Die Augen des Königs glänzten im. Wahnsinn. Neben ihr atmete van Zant heftig aus. Er sah das Theater zum ersten Mal. »Was wird denn hier gespielt? Des Königs Knochenmann ?«
    Flüsternd raunte Nicole ihm eine Antwort zu. »Eher Macbeth in der Unterwelt. Aber still jetzt. Wir sollten die Aufführung nicht stören .« Sie legte einen Zeigefinger an die Lippen.
    Zamorra trug dick auf, denn er sah eine kleine Chance, die ganze Sache hier ohne weiteren Kampf zu beenden.
    »Verräter! Mörder! Die Macht der Krone hast du nur für dich genutzt. Uns hast du vergessen. Gib die Krone auf - sie steht dir nicht zu. Du bist nicht mehr unser König. Nimm die Krone ab, Assunta! Das soll deine Buße für unseren Tod sein!«
    Assunta schien jede Kraft zu verlieren. Hilflos sank er auf die Knie. »Das kann ich nicht. Wenn ich es auch wollte - es geht nicht. Ich bin eins mit ihr. Bitte, verzeiht mir doch. Ich war schwach, aber ich wollte euch nie verraten!«
    Nicole verstand nicht ganz, was Zamorra damit bezweckte. Assunta griff sie an, gut. Er hatte Sarkanas Refugium übernommen, auch gut oder schlecht. Doch es musste mehr hinter der Handlung des Parapsychologe stecken. Befürchtete Zamorra eine Gefahr durch diese Dunkle Krone, der man besser sofort Herr wurde? Die Antwort hatte zu warten, denn im Moment musste Nicole erst einmal alles so hinnehmen, wie es ihr serviert wurde.
    Sie wusste nicht warum, doch ein Kribbeln in den Schläfen sagte ihr, dass Zamorras und Laertes’ kleine Komödie am Ende keinen Erfolg haben konnte. Und Nicoles Ahnungen trafen leider in den meisten Fällen zu.
    »Dann schwöre ihr ab! Verweigere ihr die Gefolgschaft! Sonst werden dich unsere Flüche ewig verfolgen. Du wirst uns niemals los werden, Assunta!«
    Das ferngesteuerte Skelett stand nun wie die leibhaf tige Bedrohung vor dem König, der in sich zusammengesunken war. Seine Stirn berührte den harten Boden der Bühne, die auf ihn wie eine böse Realwelt wirken musste. Die Rückkehr seiner Vergangenheit, die er so nie wieder hatte durchleben wollen. Seine Gewissensbisse waren aus der verwirrten Welt seines Bewusstseins getreten und standen nun drohend vor ihm. Die Stimmen der toten Asanbosam, seiner Brüder und Sclrwestern, würden nie mehr verstummen.
    Nur wie hätte er der Macht der Krone entsagen sollen? Er wollte es ja tun, wollte die Buße annehmen. Er konnte nicht…
    »Assunta!« Der Schrei hallte in der ausgezeichneten Akustik des Amphitheaters lange nach.
    Nicole riss ihren Blick von der Bühne. Die junge Farbige, die den Schrei ausgestoßen hatte, stand keine zehn Meter von ihr entfernt auf den obersten Stufen der Arena. Und neben ihr, wie ein Fels in der wilden Brandung, der junge Krieger Tahum.
    Nicole verfluchte Zamorras und ihre Unvorsichtigkeit. Sie hatten die zwei vergessen, zumindest verdrängt. Zamorra wirbelte sichtlich erschrocken herum. Laertes hingegen verlor augenblicklich die Kontrolle über seine Marionette.
    Das Skelett verlor in der gleichen Sekunde jegliche Haltung. Als es klappernd zu Boden fiel, löste

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