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082 - Die weisse Frau

082 - Die weisse Frau

Titel: 082 - Die weisse Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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bitten, mich schon heute oder morgen abzuholen.“
    „Die Ferien beginnen erst in zwei Tagen.“
    „Ich weiß, aber ich halte es hier nicht mehr aus. Ich habe Angst. Erst Gerlindes Tod – und jetzt das Verschwinden von Lydia. Ich kann nicht …“
    „Ich verstehe dich, Petra. Du kannst auf mich rechnen. Ich werde Frau von Stöckingen beibringen, daß du abreisen willst.“
    „Danke, Fräulein Bloom, das werde ich Ihnen nicht vergessen. Vielleicht erwische ich meinen Vater ja noch.“
    Harriett beugte sich weit vor. Ihre Wangen glühten. „Sagen Sie, bitte, Fräulein Bloom, stimmt es, daß es hier im Schloß spukt?“
    Ihre Stimme bebte. Anne Bloom hatte das Gefühl, daß sie nur mit Mühe ernst blieb und vor Vergnügen fast barst. Die Vorstellung, daß irgend etwas im Schloß nicht mit rechten Dingen zugehen sollte, schien sie maßlos zu erheitern. Den Tod von Gerlinde hatte sie bereits vergessen – oder doch soweit verdrängt, daß er sie nicht mehr belastete.
    Anne Bloom trank ihre Brühe aus, erhob sich und nickte den beiden Schülerinnen freundlich zu.
    „Gute Nacht“, sagte sie. „Versucht noch einmal, Petras Vater zu erreichen, und wenn das nicht klappt, dann geht, bitte, auf eure Zimmer.“
    Sie verließ den Speisesaal. Die beiden Mädchen blickten ihr nach. Harriett lächelte hinter vorgehaltener Hand.
    „Ich weiß gar nicht, was mit der Bloom los ist“, sagte sie. „Ich glaube, die spinnt.“
    „Sie mochte Gerlinde sehr gern“, bemerkte Petra leise. „Sie tut mir leid.“
    „Ach was!“ entgegnete Harriett. „Ich mag die Bloom ja eigentlich auch ganz gern, aber jetzt ist sie wie die meisten Pauker. Ein bißchen …“
    Sie pfiff durch die Zähne und tippte mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    „Du bist ja verrückt“, protestierte Petra. „Sie hat uns nur nicht alles erzählt. Wer weiß, was wirklich alles hier im Schloß passiert ist.“
    „Pah! Ganz bestimmt spukt es nicht. Wetten?“
    „Das kann niemand wissen.“
    „Na, hör mal! Bist du etwa abergläubisch?“
    „Was hat das damit zu tun?“
    „Ich habe keine Angst, Petra. Und ich lasse mich nicht ins Bockshorn jagen.“
    „Was willst du damit sagen? Du willst doch wohl nicht …“
    „Ich will gar nichts. Komm, wir telefonieren noch einmal!“
    Die beiden Mädchen verließen den Speisesaal. Sie grüßten Dr. Lohmann, der ihnen in der Tür begegnete. Er trug noch immer die Chronik des Schlosses unter dem Arm. Kaum hatte er sich an einen Tisch gesetzt, als Anne Bloom hereinkam. Sie wollte wieder gehen, doch der Geschichtslehrer winkte ihr zu. Zögernd trat sie an seinen Tisch.
    „Bitte, liebe Kollegin, setzen Sie sich doch!“
    „Warum?“
    „Aber nun seien Sie doch nicht so widerspenstig, liebes Fräulein Bloom! Ich meine es gut mit Ihnen.“
    „Wirklich? Das kann ich mir nur schwer vorstellen.“
    Er fuhr mit den Fingern über die Seiten der Chronik. „Ich will Ihnen sagen, was ich herausgefunden habe.“
    „Auf einmal? Was veranlaßt Sie dazu?“
    „Der Tod von Lydia.“
    Sie erschrak. Fassungslos blickte sie ihn an. „Lydia ist tot? Das können Sie doch noch gar nicht wissen. Man hat das Mädchen bis jetzt noch nicht gefunden. Wie können Sie da sagen, daß sie tot ist?“ Er schlug mehrmals leicht mit der flachen Hand auf die Chronik. „Es steht hier drin.“
    „Also, Herr Kollege“, sagte Anne Bloom empört. „ich muß schon bitten! Die Ereignisse der letzten beiden Tage sind wirklich nicht dazu angetan, Witze zu machen. Ich finde Ihr Verhalten reichlich …“
    „Sagen Sie nicht, geschmacklos“, unterbrach er sie. „Ich habe mich vielleicht etwas geheimnisvoll ausgedrückt, aber das ist nun mal meine Art. Sie sollten mich ja eigentlich kennen.“
    Sie blickte ihn nur schweigend an. Er machte sie nervös. Sein Verhalten forderte sie heraus.
    „Nun sehen Sie mich doch nicht so abweisend an, liebe Kollegin! Ich habe wirklich etwas gefunden. Wie Sie wissen, gehörte dieses Schloß im Mittelalter der Familie derer von Groningen. Graf Hugo hatte eine Tochter. Ulrike hieß das Kind, das außerordentlich schön gewesen sein soll. Dieses Mädchen verliebte sich in den bürgerlichen Leopold aus dem Dorf. Leopold war der Sohn des Baders im Ort. Natürlich paßte dem Herrn Grafen diese Liebschaft ganz und gar nicht.“
    „Warum erzählen Sie mir das alles?“ fragte Anne ungeduldig.
    Er hob eine Hand und bat sie mit dieser stummen Geste, abzuwarten und zu schweigen.
    „Er schickte Ulrike ins Kloster, ohne zu ahnen,

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