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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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einer Lichtung. Bienen umschwärmten ihn. Der Duft der Blüten berauschte ihn. Er folgte den Geräuschen, die die Holzfäller machten. Wieder fiel krachend ein Baum um. Das Geräusch war so nahe, daß Don meinte, der Baum würde auf ihn stürzen. Er duckte sich unwillkürlich.
    Plötzlich erklang ein markerschütternder Schrei, der kein Ende nehmen wollte, dann rief eine Stimme in höchster Not etwas in einem spanischen Dialekt, den Don nicht verstand; wahrscheinlich in Katalanisch. Er konnte sich aber denken, daß der Mann seine Kameraden um Hilfe rief. Jetzt schrie er wieder in panischem Entsetzen und wie unter Schmerzen.
    Don beschleunigte seinen Schritt, rutschte im Unterholz aus, raffte sich wieder auf und hastete weiter.
    Vor ihm erhob sich ein undurchdringliches Dickicht. Don erkannte, daß es sich um das Geäst des gefällten Baumes handelte. Flink kletterte er in dem Astwerk hoch, bis er eine Stelle erreichte, von wo aus er einen guten Ausblick hatte.
    Neben dem Baumstumpf lagen ein Beil und eine Motorsäge. Etwas raschelte im Gebüsch, und von dort kamen auch die Schreie des Menschen. Der Mann schrie nicht mehr, sondern wimmerte nur noch. Don sah eine blutige Hand aus dem Gebüsch ragen. Ein unförmiges Wesen schnellte hoch und verbiß sich in der Hand, die zuckend zurückfiel.
    Der Mann war endgültig verstummt. Dafür waren andere Geräusche zu hören, die Don durch Mark und Bein gingen. Er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten.
    Noch ein letztes Mal nahm der Mann all seine Kräfte zusammen und raffte sich auf. Er bot einen schrecklichen Anblick, als er aus dem Gestrüpp auftauchte und den einen Armstumpf hob. Gleich darauf wurde er unter wütendem Geknurre zu Boden gezerrt. Er regte sich nicht mehr.
    Don hatte genug gesehen. Er eilte zurück. Auf halbem Weg hielt er an und übergab sich. Als er zu Dula zurückkam, stieß sie bei seinem Anblick einen spitzen Schrei aus.
    „Ich - habe etwas Entsetzliches mit ansehen - müssen", stammelte er.
    Er erzählte ihr knapp und ohne Einzelheiten, was er beobachtet hatte, und verfolgte dabei ihre Reaktion.
    Dulas wurde blaß.
    „Das habe ich nicht gewußt", sagte sie, und er glaubte ihr.
    „Wir müssen fliehen", sagte er. „Wenn Leonardo und die anderen mit ihrer Beute zurückkommen, ist es zu spät."
    „Aber wohin sollen wir?"
    „Wir haben nur eine Möglichkeit: Basajaun."
    Dula nickte schwach.
    Don fuhr herum, als er hinter sich ein Knacken hörte. Zwischen den Farnen tauchte eine blutbesudelte Gestalt auf. In dem Rattengesicht funkelten mordlüsterne Augen. Auf den Enden der Barthaare perlten Blutstropfen.
    Dula schrie auf.
    „Wer wird denn so zimperlich sein?" fragte Leonardo. „Kommt, meine Freunde! Heute gibt es einen Festschmaus."
    Don sah keine Fluchtmöglichkeit. Sie waren von den Gnomen umzingelt, die blutbesudelt von ihrem Beutezug zurückkamen.
    Vergangenheit, Paris 1572, August.
    Am Tage nach unserem ersten Zusammentreffen in der Schenke „Vitriol" erwartete mich Alexander Belot in einer Kutsche vor der Universität. Er lud mich zu einer Spazierfahrt ein.
    „Na, wie war die Vorlesung des von Euch so hochgeschätzten Guillaume Postel?" fragte er mich während der Fahrt.
    „Ein kluger Mann", antwortete ich. „Aber Ihr habt recht, einem Alchimisten hat er nicht viel zu sagen."
    „Ich wußte, daß Ihr nicht öfter als einmal zu seinen Vorlesungen gehen würdet."
    Danach wurde Postels Name nicht mehr erwähnt. Bald waren wir in eine heiße Diskussion über den Stein der Weisen verstrickt. Es stellte sich heraus, daß wir beide in vielen grundsätzlichen Punkten die gleichen Ansichten hatten; nur in speziellen Fragen waren wir unterschiedlicher Meinung.
    Nach dieser Ausfahrt sahen wir einander jeden Tag. Wir fühlten uns voneinander angezogen, ohne uns dabei menschlich näherzukommen; ja, ich übertreibe bestimmt nicht, wenn ich behaupte, daß er mich ebensowenig leiden mochte wie ich ihn. Aber sagt man nicht, daß Gegensätze sich anziehen? Und obwohl wir die gleichen Interessen hatten - nämlich das Geheimnis des Lebens zu ergründen - war einer der Antipode des anderen.
    Eines Abends lud er mich in sein Haus ein. Es war der 16. August. Er stellte mir seinen Adepten vor, den er „liebte wie seinen Bruder", doch kam diesmal kein richtiges Gespräch zustande.
    Ich revanchierte mich durch eine Einladung zu mir und trug Franca auf, alle Vorbereitungen zu treffen, damit dieser Abend zu einem Fest wurde.
    Franca erledigte alles zu meiner

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