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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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akzeptieren. Aber das soll vorerst nicht unser Problem sein."
    Sie kam zu ihm und setzte sich an seine Seite.
    „Ich kann verstehen, daß dir die Umstellung schwerfällt. Das Leben in der freien Natur ist voller Gefahren für uns winzige Geschöpfe. Hier gibt es nicht die Annehmlichkeiten, die dir deine Freunde boten. Aber das ganze Leben ist nun mal ein ständiger Existenzkampf. Ich will gerne glauben, daß deine Freunde dich sehr rücksichtsvoll behandelt haben, daß sie sehr zuvorkommend waren und darum bemüht, dich deine Winzigkeit nicht spüren zu lassen. Aber in ihrer Gegenwart wurdest du ständig daran erinnert. Du lebtest in einer Welt von Riesen, in der kein Platz für dich ist. Verhätschelt, umsorgt, umhegt und verzärtelt. Das ist doch kein ausfüllendes Leben für einen Mann. Und du bist ein Mann, Don. In dieser Welt der Gnome bist du ein Mann. Und ein Mann muß kämpfen." Er lächelte. „Du baust mich nicht schlecht auf."
    Innerlich stimmte er ihr zu. Das Leben war ein Kampf, und wenn man nicht kämpfte, dann war man so gut wie tot. Er sagte es ihr. Etwas anderes verschwieg er ihr jedoch, nämlich, daß er alles andere als begeistert war, sein Leben unter diesen Monstern verbringen zu müssen. Lieber wollte er eine halbe Portion unter Menschen sein, als mit diesen Schauergestalten zusammen leben. Dabei ging es ihm nicht um ihr Aussehen allein. Dorian Hunter hatte auch die Freaks zu seinen Freunden. Diese Gnome aber, diese Mißgestalten, das waren keine mitleiderregenden Geschöpfe, sondern sie gebärdeten sich wie Ausgeburten der Hölle.
    Es waren nur Kleinigkeiten, die Don bisher aufgefallen waren, doch sie zeigten ihm, daß Leonardo und die anderen zu den Menschen eine destruktive Einstellung hatten.
    Don und Dula verließen ihr Wohnnest. In der Höhle unter der Eiche war es verhältnismäßig still. Zwischen den Wurzeln waren nur wenige Gestalten zu sehen.
    Don entdeckte an einem der Ausgänge Michelangelo mit dem Kopf einer Fliege. Diese überdimensionalen Facettenaugen waren ihm unheimlich. Michelangelo konnte nicht sprechen. Er hatte keine Stimmorgane; aber der kalte, seelenlose Blick seiner Facettenaugen war beredt genug.
    „Die Flitterwöchner haben es heute nacht ganz schön getrieben", sagte Tizian, der wegen seiner rötlichen Haut so genannt wurde. Sein Kopf war halslos mit dem Rumpf verbunden; er sah aus wie eine große Kartoffel mit Armen und Beinen. Er kaute an einer Wurzel und entblößte dabei große, gelbe Zähne.
    Don wollte wegen dieser Bemerkung aufbrausen, aber Dula hielt ihn zurück.
    „Warum ist es denn so still?" fragte Don, als sei nichts vorgefallen. „Wo ist Leonardo mit den anderen?"
    „Horch!" sagte ein Ratten-Gnom, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Leonardo hatte, nur daß er viel kleiner war.
    Don vernahm in der Ferne Geräusche, die von irgendwo aus dem Wald kommen mußten: ein hohes Kreischen, dazwischen monotone Schläge, dann ein Krachen und Bersten.
    „Holzfäller?" fragte Chapman.
    Michelangelo mit dem Fliegenkopf nickte. Seine Mundwerkzeuge arbeiteten aufgeregt.
    „Von denen droht keine Gefahr", erklärte Bauernbreughel und ließ seinen Rumpf zwischen seinen Heuschreckenbeinen pendeln.
    „Leonardo kümmert sich schon um sie", fügte der Ratten-Gnom hinzu.
    „Was heißt das, Leonardo kümmert sich um sie?" fragte Chapman.
    „Na, was denn schon?" Tizian zog den Speichel hörbar durch die Zähne ein. „Er will nur nach dem Rechten sehen. Es könnte ja sein, daß sie unseren Baum fällen wollen."
    Chapman gab sich mit der Antwort zufrieden; das heißt, er bohrte nicht weiter; aber die versteckten Andeutungen wollten ihm nicht gefallen.
    Er nahm Dula bei der Hand und ging mit ihr auf einen der Ausgänge der Erdhöhle zu.
    „Wir wollen uns nur ein wenig die Beine vertreten", sagte er.
    „Meinetwegen", entgegnete Tizian. „Aber entfernt euch nicht zu weit! Leonardo hat gesagt, daß ihr in der Nähe bleiben sollt."
    Don war froh, als er mit Dula im Freien war.
    „Die Kerle sind mir unheimlich", sagte er.
    „Das verbirgst du auch nicht", erwiderte sie.
    Don blickte sich um. Als er niemanden sah, sagte er zu Dula: „Bleib du hier! Wenn man nach uns ruft, dann laß dir irgendeine Ausrede einfallen. Ich bin gleich zurück."
    „Wohin willst du denn?"
    „Ich verspreche dir, daß ich zurückkomme. Ich will nur sehen, was Leonardo und die anderen treiben."
    „Nicht, Don! Bleib hier!"
    Aber er lief bereits davon.
    Er kämpfte sich durch das hohe Gras

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