082 - Die Zeit der Zwerge
Don, wenn wir vorsichtig sind. Wir müssen voraussetzen, daß es bei deiner plötzlichen Verwandlung nicht ganz mit rechten Dingen zuging."
„Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen", erwiderte Chapman. Er blickte von Coco zu Dorian, die sicheren Abstand hielten. „Aber das ist noch kein Grund, daß ihr euch vor mir fürchtet. Ich bin deshalb nicht der Sklave irgendeines Dämons. Diesbezüglich kann ich euch beruhigen." „Und wie kam es zu deinem Wachstum?" fragte Dorian.
Mit der freien Hand holte er langsam die gnostische Gemme unter seinem Hemd hervor.
Chapman betrachtete ihn amüsiert.
„Ich verdanke das Guillaume Fernel", erklärte Chapman. „Ich dachte, er spinnt, als er sagte, daß er mir zu meiner ursprünglichen Größe zurückverhelfen könnte. Doch er hat es tatsächlich geschafft. Aber er hat mir keinen guten Dienst erwiesen - und das wollte er auch gar nicht."
„Don!" rief Coco.
Als sich Chapman zu ihr herumdrehte, geriet er augenblicklich in den Bann ihrer Augen, deren zwingender Blick ihn hypnotisierte.
„Wehre dich nicht, Don! Leiste keinen Widerstand!" sagte Coco beschwörend, während sie sich langsam näherte und ihm tief in die Augen blickte.
„Don, weiche ihren Augen aus!" rief Dula warnend. „Sie will dich in ihre Gewalt bekommen!"
„Wir führen nichts Böses gegen Don im Schilde", erklärte Dorian. „Wir wollen nur herausfinden, ob er nicht im Dienste einer dämonischen Macht steht. Es wäre doch auch möglich, daß wir es hier mit einem Doppelgänger von Donald Chapman zu tun haben."
„Don ist unschuldig", versicherte Dula.
„Das werde ich herausfinden", meinte Coco, ohne den Blick von Chapman abzuwenden. Sie blieb eine Armlänge vor ihm stehen, „Don", sagte sie zu dem ehemaligen Puppenmann. „Don, hörst du mich? Don, bist du bereit, mir alle meine Fragen wahrheitsgetreu zu beantworten? Don, wirst du mir alles sagen, was ich von dir wissen will?"
„Ja, Coco, ich werde dir alles sagen", antwortete Don Chapman mit entrückter Stimme.
Er war hypnotisiert. Allein die Tatsache, daß Coco ihn beeinflussen konnte, sprach dafür, daß er von keinem Dämon beherrscht wurde. Dennoch entließ ihn Coco nicht sofort aus ihrem Bann.
„Don, du wirst mir jetzt alles erzählen, was du über Guillaume Fernel weißt!" verlangte Coco.
Und Chapman erzählte. Coco unterbrach ihn kein einziges Mal. Einzelheiten konnte sie ihn auch später noch fragen, wenn er nicht mehr unter Hypnose stand. Als Chapman von dem Gespräch zwischen Fernel und dem Anführer der Gnome erzählte, wechselte Coco und Dorian einen kurzen Blick.
Coco entließ Chapman aus der Trance.
„Also hat sich unser Verdacht gegen Fernel bestätigt", stellte Coco fest. „Die Beweise gegen ihn sind erdrückend. Kein Zweifel, daß er im Dienste der Mächte der Finsternis steht. Aber ganz klar ist mir noch nicht geworden, was er eigentlich bezweckt."
„Er will uns schaden und tat alles, um uns aus Castillo Basajaun zu verjagen", erklärte Dorian. „Er stiftete Tirso dazu an, die Dämonenbanner zu entfernen. Einesteils, um das Experiment an Don durchführen zu können, andererseits, damit seine Gnome ungehindert eindringen konnten. Außerdem werden ihm die Dämonenbanner einiges Unbehagen bereitet haben - ebenso wie Phillips Ausstrahlung. Habt ihr bemerkt, daß er Phillip stets aus dem Weg ging?"
Coco nickte stirnrunzelnd. „Ich frage mich nur, was Fernel meinte, als er sagte, daß auf Don ein Fluch liegt. Eigentlich ist es doch ein Segen für ihn, daß er seine ursprüngliche Größe zurückbekommen hat."
„So, glaubst du?" rief Chapman erregt.
Sein Gefühlsausbruch überraschte Dorian und Coco gleichermaßen.
„Meine Größe ist alles andere als ein Segen. Fernel wußte schon, was er mir Teuflisches damit antat. Ihr wißt, wie sehr ich an Dula gehangen habe, wie verzweifelt ich nach ihr suchte. Jetzt, wo ich sie endlich gefunden habe, bin ich ein Riese. Zwischen uns liegen Welten. Das ist mein Fluch." Dorian schwieg erschüttert. Er konnte sich vorstellen, was in Chapman vorging. Damals, als er zum Puppenmann geworden war, hatte er sich mit seinem Schicksal vielleicht besser abfinden können als jetzt. Aber die Zeit heilte alle Wunden. Er glaubte nur nicht, daß dies alles war, was Fernel Don hatte antun wollen. Fernel mußte noch irgendeine andere Teufelei geplant haben.
„Wir werden Fernel eine Falle stellen", sagte der Dämonenkiller.
Guillaume Fernel traf als letzter im Rittersaal ein. Der
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