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0821 - Die Gravo-Katastrophe

Titel: 0821 - Die Gravo-Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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reduzierte sich durch Verdrängung fast auf Null. Während jeder normale Varbe, der die schmucken Muster und die guten Rhythmen erkannte und verwendete, nicht einmal in Schreckvisionen versuchen würde, unter dem Planetenboden zu leben - diese Verunglückten, Mißgestalteten, geistig und körperlich reduzierten Glieder der Gemeinschaft litten in der „Heimstatt" eigentlich nicht, weil sie sich nur ungenau daran erinnerten, was sie entbehren mußten.
    Dies galt für die gravitationslosen Varben.
    Für die Raumfahrer, jene Angehörigen anderer Völker, die ebenfalls während ihres Kontakts mit der Schleuse geschädigt worden waren, lag die Sache anders. Im Gegensatz zu den Varben erinnerten sie sich sehr genau an die verlorenen Dinge des Lebens.
    Die Heimstatt war luxuriös. Die Verpflegung und die Betreuung waren gut. Aber sie bedeuteten absolut nichts; sie konnten nicht einmal ein winziger Ersatz für die verlorengegangenen Freiheiten, die harmonischen Linien und die scharf empfundenen Cluster sein.
    Aber obwohl die Gravitationslosen keine Beziehung mehr zur Gravitation in all ihrer durchdringenden Schönheit hatten, besaßen sie teilweise starke Erinnerungen.
    Erinnerungen wecken Wünsche. Wünsche werden drängend und existentiell, wenn Gelegenheiten zur Realisation geschaffen werden.
    Der Umstand, daß noch niemand in der Geschichte der Varben jemals versucht hatte, der Heimstatt zu entfliehen, machte es Icho Tolot, dem Hetman aus Trohr und dem Varbilling leicht, die Sperren zu durchbrechen. Die Bewachung war mangelhaft.
    Die Sicherheitseinrichtungen waren nach terranischen Maßstäben geradezu lächerlich einfach und leicht zu durchbrechen.
    Einen Plan für Notfälle schien es ebenfalls nicht zu geben.
    Als sich die riesige Horde der Gravitationslosen endlich aus dem zertrümmerten Eingang hinauswälzte, war es tiefe Nacht.
    Der Himmel über Baytuin spannte sich über dem versteckten Tal. Millionen Sterne starrten herab. Die Varben traf der Anblick mit der ausschließlichen, direkten Wucht eines mentalen Schocks. Einzelne Gruppen rannten davon. Einige Individuen verwandelten sich von einer Minute zur anderen in furienhafte Wesen, die völlig außer Selbstkontrolle gerieten und aus dem Hauptstrom der Nachdrängenden ausscherten.
    „Raumfahrer, komm mit!" schrie Sroncholl laut und hämmerte mit beiden Fäusten ans Knie des Haluters.
    „Wohin?" schrie Icho Tolot.
    „Zu meinem Schiff. Ich habe sehr wirksame Waffen darin. Wir werden es ihnen zeigen, den verbrecherischen Gravoingenieuren!"
    „Meinetwegen!" erwiderte Tolot.
    Der Varbilling heulte angstvoll auf.
    „Und was ist mit mir? Ich fürchte mich jetzt!"
    „Dich nehmen wir mit", entschied der warzenbedeckte Hetman mit dem Kopf eines dämonischen, großäugigen Fabelwesens. „Mit dir erschrecken wir die Morgendämmerung."
    Icho Tolot packte die beiden Zwerge an den Gürteln, hob sie hoch und rannte davon. Der Varbilling erlebte sofort wieder die herrliche Illusion des weitestgehend geräuschlosen Dahinschwebens, wenn es auch nur ein paar Handbreit über dem Boden war.
     
    5.
     
    6.12.3583 BAYTUIN. DER SCHROTTPLATZ: Nachdem sich der Haluter darüber vergewissert hatte, daß nach wie vor kein Kontakt mit der Korvette möglich war, stürmte er weiter.
    Die Horden der Gravitationslosen wälzten sich in riesigen Gruppen in alle Richtungen. Da sich der Ausgang in einem Bergkessel befand, allerdings mit verschieden hohen Abgrenzungen, war es fraglich, ob sich die Entkommenen in die Richtung auf die KYHBER bewegen würden.
    „Wie weit ist es?" rief Icho Tolot und verharrte kurz. Das Echo brach sich an den Felsen.
    „Weißt du, Kumpel, wo die Gravitationsschleuse ist, dieses Instrument der Verrücktheit?"
    „Ich weiß es ganz genau", gab Icho Tolot zurück und packte den Kleinen am Gürtel, hob ihn mit einer schnellen Bewegung auf seine Schultern und sagte in furchterregendem Ton: „Halte dich sehr fest, es geht über Stock und Stein."
    „Worüber geht es?"
    „Über dein Verständnis", röhrte der Haluter. „Und du, Zweikörpriger, dich halte ich an der Hand."
    Er hob ihn hoch, ließ sich auf die Laufarme nieder und rannte weiter. Der Hetman thronte triumphierend auf den Schultern des Haluters, die für ihn die Größe einer Bank hatten. Er schwang eine Waffe in der rechten Hand; vor dem Unglück, das ihn betroffen hatte, war die linke seine starke Handlungshand gewesen. Mit der anderen klammerte er sich am Schultergurt des Kampfanzugs an.
    „Geradeaus,

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