0821 - Die Gravo-Katastrophe
aber war es tödlicher Ernst.
Wieder mußte der Haluter erkennen, daß die gesunden Varben in ihren Verhaltensweisen einem starren Schema gehorchten.
Die Ströme der Varben, die in die Gravitationsschleuse hineingingen oder aus ihr herauskamen, mußten den Lärm des Gefechts hören und die Rauchwolken sehen. Die Zwischenfälle spielten sich in ihrer unmittelbaren Nähe ab. Aber ihre Reihen gerieten nicht durcheinander. Nichts änderte sich.
Tausende von Varben auf dem Weg zum Heimatplaneten warteten geduldig, während die Sonne immer tiefer sank und die Schatten länger wurden.
Die Gravitationslosen hausten wie Wahnsinnige.
Sie verließen langsam und in kleinen Gruppen, die auf alles schossen, was sich ihnen als Ziel darbot, die Zone um die Gebäude. Sie zertrampelten das Schnellgras und das Messermoos, die Gruppen vereinigten sich wieder und trennten sich. Auch das dürre Gras brannte und schleuderte funkensprühende Rauchwolken in die Höhe. Eine Schwebescheibe stürzte ab und explodierte lautlos, was eine weitere zerstörerische Panik unter den Tausenden hervorrief. Aber jetzt, als sich die ersten Gruppen auf den Weg zum nächsten, auffallend großen Gebäude auf den Weg machten, reagierten die Varben. Die Gravitationsschleuse, dieser Ausdruck der heiligen Verbindung zwischen zwei Welten, schien in Gefahr zu sein. Ein Geschwader von etwa einem Dutzend der raumschiffartigen Schwebescheiben mit der Gravo-Leimrute auf ihrem Oberteil, schwebte in geschlossener, weit auseinandergezogener Formation von den dunklen Hügeln herunter und, schräg an der intensiv arbeitenden Schleuse vorbei, auf die zügellos sich näherwalzende Masse zu. Die Projektoren schleuderten Gravitationsfesseln und Peitschen auf die Gravogeschädigten. Die Anstürmenden, die sich bereits zur Hälfe der Schleuse genähert hatten, überschütteten die leichten Konstruktionen mit einem blitzenden Hagel aus Schüssen.
Eine Scheibe wurde getroffen, änderte ihre Richtung und begann wild zu taumeln. Sie raste schräg in den verwaschenen Himmel hinauf, überschlug sich und warf einige der Insassen ab. Deutlich konnte man in den fast waagrecht einfallenden Sonnenstrahlen die winzigen Körper sehen, die sich überschlugen und irgendwo in das Geröll der Ebene fielen. Die Scheibe steigerte ihre Geschwindigkeit und raste im Zickzack auf die Schleuse zu, das Heulen des Fahrtwinds drang jetzt bis zu dem Beobachtungsposten, den Icho Tolot bezogen hatte.
Die wartenden Kolonnen der Varben begannen, leichte Zeichen von Unruhe zu zeigen. Die Ordnung ihrer Reihen lockerte sich, aber die Veränderungen waren minimal.
Die Schwebescheibe jagte jetzt dicht über den Boden der Ebene dahin. Hinter ihr wurde Staub in einer weiten, gelbbraunen Fahne hochgewirbelt. Das Projektil begann sich zu drehen wie ein geschleuderter Diskus, sackte abermals tiefer und riß eine breite Gasse in die Menge der wartenden Varben. Dann steuerte es, plötzlich abermals schneller werdend und geradeaus fliegend, direkt den Eingang der Gravitationsschleuse an.
Sekunden später bohrte sich die Schwebescheibe in die Konstruktion der Eingangsportale, rammte einen Teil der Verkleidung, deformierte die mundartige Öffnung und löste sich in einer Reihe von regenbogenfarbig aufleuchtenden Blitzen auf. Die Entladungen zuckten nach allen Seiten, einige von ihnen bildeten langgezogene Spiralen und schlugen in die bläulich leuchtende Gravoröhre ein.
Die wartenden Varben rannten jetzt in alle Richtungen auseinander.
Die Mißgestalteten, Gravolosen und alle jene Pflegefälle, die bisher den Strapazen nicht zum Opfer gefallen waren, hatten fast die Gravo-Schleuse erreicht. Hinter der breiten Linie der Angreifenden lagen regungslos jene, die von den unsichtbaren Strahlen und Peitschenhieben getroffen worden waren. Das Chaos wurde noch verstärkt von den schwarzen Rauchwolken aus den Magazinen, den Qualmvorhängen aus dem trockenen Gras und Moos, den Entladungen aus den Waffen.
Nach etwa acht Sekunden schlug der Krach des Zusammenpralls an Tolots Ohren. Er war überraschend gering.
Die Auseinandersetzung ging weiter.
Ununterbrochen setzten die Mannschaften der Schwebescheiben ihre Projektoren ein, um die Gravitationsgeschädigten zurückzutreiben. Aber gerade dieses Vorgehen brachte die Opfer der Gravo-Schleuse zur Raserei. Sie schleuderten Steine und andere Gegenstände nach den Scheiben. Und ununterbrochen waren die Blitze aus den Waffen zu sehen.
Dort, wo die Scheibe eingeschlagen war und
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