Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gesicht hätte, wurde ich sagen, er besäße weibliche Züge."
    Sie betrachteten Athosien mit mehr Aufmerksamkeit als zuvor und stellten fest, daß Danton recht hatte. Das Gesicht, das sie sahen, war noch immer unverkennbar das des Fremden, der aus dem Nirgendwo plötzlich in der Schaltzentrale des Sektors F-19 aufgetaucht war und ihnen seitdem weiter nichts als Schwierigkeiten gemacht hatte. Aber die Härte des Gesichtsausdrucks war gewichen. Die Wangenknochen traten nicht mehr so deutlich hervor, und der Mund hatte sich entspannt.
    Die drei Beobachter hatten noch keine Erklärung für die sonderbare Veränderung ihres Gefangenen gefunden, da schlug Athosien die Augen auf.
     
    *
     
    „Hört auf, euch die Köpfe zu zerbrechen", sagte der Gefesselte. „Mich enträtselt ihr doch nicht!"
    Seine Stimme klang merkwürdig matt und hilflos. Hatte ihn der Kampf so mitgenommen? Der Kampf, den er bis zuletzt souverän bestritten hatte?
    „Dann helfen Sie uns auf die Sprünge", forderte Reginald Bull nicht ohne Grimm.
    „Das will ich. Stellen Sie sich einen Körper vor, in dem sieben Bewußtseine leben."
    „Das sind Sie wohl?" erkundigte sich Roi Danton spöttisch.
    Ein schmerzlicher Zug huschte über Athosiens Gesicht.
    „Das bin ich", bestätigte er ruhig. „Ich werde Sie an ein paar Dinge erinnern, die sich vor nicht allzu langer Zeit abgespielt haben.
    Sind nicht auf Goshmos Castle in unregelmäßigen Abständen fremde Wesen aus dem Nichts aufgetaucht und ebenso spurlos wieder verschwunden?"
    Bull horchte auf.
    „Wir haben davon gehört", antwortete er vorsichtig.
    Er erinnerte sich an die Expedition nach Goshmos Castle, die er selbst geführt hatte - damals, als die SOL im Medaillon-Sektor kreuzte. Mitsino, der Allerälteste der Iti-Iti, hatte von einem Gott gefaselt, der wie ein Terraner ausgesehen haben mußte, aus dem Nichts gekommen, war, einen schnurgeraden Graben durch die Wüste gezögert hatte und dann wieder verschwunden war. Aus einem Felsgemach, das nur einen Zugang hatte und von den Kriegern der Iti-Iti bewacht wurde.
    „Haben Sie sich nicht gefragt, wie ich nach Luna gekommen bin?"
    „Mehrmals", bekannte Geoffry Waringer, der ein Geheimnis witterte.
    „Ich gelangte auf dieselbe Weise hierher wie die anderen nach Goshmos Castle", erklärte Athosien.
    „Zwischen den flüchtigen Gestalten aus der Welt der Feuerflieger und mir besteht eine enge Verwandtschaft. Waren Sie vor kurzem auf Goshmos Castle?"
    „Nein", antwortete Bull.
    „Dann können die Wesen, die Sie gesehen haben, nur Spontankonzepte gewesen sein. Ich bin kein Spontankonzept. Ich bin das Produkt eines planvoll gesteuerten Integrationsprozesses."
    „Aha", machte Bull.
    „Sie verstehen nicht. Ich komme von ES. Ich habe mich vom Ort meiner Entstehung durch den Hyperraum bewegt und bin in der Schaltzentrale rematerialisiert."
    „Einfach so", knurrte Bull.
    Da erwachte in Geoffry Waringer der wissenschaftliche Eifer.
    „Moment mal!" rief er und machte gleichzeitig eine Geste, die Reginald Bull zum Schweigen aufforderte. „Sie sagen, es gebe mehrere Wesen Ihrer Art. Kommen Sie alle von ES?"
    „Ja."
    „Seit wann gibt es dieses Phänomen?"
    „Erst seit kurzer Zeit."
    „Was führt ES im Sinn? Will ES auf diese Weise mit uns in Verbindung treten?"
    Der Gefesselte schüttelte den Kopf.
    „Nein - zumindest ist das nicht der Primärzweck. ES erkennt, daß sich Begegnungen zwischen Konzepten und Menschen nicht vermeiden lassen werden. Aber die Kommunikation, die dadurch zustande kommt, ist rein zufällig."
    „Sie nennen sich Konzept. Ist das die Bezeichnung für das Gemeinschaftsbewußtsein?"
    „Das ist richtig."
    „Wieviele Wesen Ihrer Art gibt es?"
    „Im Augenblick erst ein paar Tausend. Bald aber werden es Millionen sein!"
    Geoffry Waringer machte keinen Hehl daraus, daß er beeindruckt war.
    „Die Bewußtseine - sind sie alle menschlich?" wollte er wissen.
    „Ohne Ausnahme!"
    Waringer machte eine Gebärde der Überraschung.
    „Millionen menschlicher Bewußtseine!" stieß er hervor. „Das klingt fast so, als hätte ES ... als wären die Menschen der Erde ..."
    Er geriet vor lauter Aufregung ins Stottern. Der Gefangene fuhr an seiner Stelle fort: „ES hat in dem Augenblick, in dem die Erde in den Schlund stürzte, die psychische und physische Substanz von zwanzig Milliarden Menschen in sich aufgenommen!"
     
    *
     
    Es gibt Behauptungen, die sind so ungeheuerlich, daß der menschliche Verstand sie unbesehen als Wahrheit

Weitere Kostenlose Bücher