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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zügen.
    Intuitiv erkannte Bull - nach allem, was er bislang gehört hatte - daß die Kontrolle des Konzepts an ein anderes Bewußtsein übergegangen war.
    „Ich betrachte Sie nicht als Gegner", sagte Grukel Athosien. „Menschen und Konzepte sind zweierlei Erscheinungsformen derselben Grundsubstanz. Sie sollten Verständnis haben für die Notlage, in der sich ES befindet. Sie sollten mir helfen, meinen Auftrag auszuführen, anstatt mich dabei zu behindern.
    Wenn Sie mir Schwierigkeiten in den Weg legen, werde ich Ihnen über kurz oder lang weh tun müssen, obwohl ich das nicht will."
    Reginald Bull nickte.
    „Das versuchen Sie mal", brummte er, wandte sich um und ging hinaus.
     
    8.
     
    Es war Mara Avusteen gewesen, die Roi Danton, Reginald Bull und Geoffry Waringer gegenüber das Geheimnis des Konzepts enthüllt hatte. Grukel Athosien hatte sie gewähren lassen. Je länger sie sprach, desto ruhiger wurde sie. Als sie geendet hatte und Reginald Bull die Zusammenarbeit mit dem Konzept verweigerte, hatte sie Grukel willig die Kontrolle überlassen.
    Die drei Männer hatten den Raum inzwischen verlassen. Grukel Athosien lag, an Armen und Beinen gefesselt, auf einer bequemen Schlafstatt und starrte zu der sanft beleuchteten Decke hinauf.
    „Laßt euch etwas einfallen", forderte er seine Mitbewußtseine auf. „Im Augenblick sieht es so aus, als brauchte sich Bull wirklich nicht vor uns fürchten."
    „Aus welchem Material sind die Fesseln?" erkundigte sich Salien Ol á Tamor.
    „Metallplastik, also Fehlanzeige", antwortete Grukel.
    „Du kannst die Beine krümmen!" bemerkte Veyto Balaschy.
    „Ja, und?"
    „Das nächste Mal, wenn einer hereinkommt, lockst du ihn heran und trittst ihm in den Leib. Er braucht nur ein paar Sekunden außer Gefecht gesetzt zu werden. Du kannst dich von der Liege rollen und ihm die Waffe abnehmen."
    „Wenn er eine hat!" konterte Grukel. „Außerdem ist mir die Sache zu brutal und obendrein noch zu unsicher."
    „Dann schlag du was Besseres vor!" brummte Balaschy.
    „Habe ich dir nicht gesagt, daß du die Burschen unterschätzt?" triumphierte Poncar Tetschino, der sich seit langer Zeit zum ersten Mal meldete.
    „Ja, du hast es mir gesagt", antwortete Grukel ergeben.
    „Dann wirst du meiner Warnung beim nächsten Mal mehr Gewicht beimessen!"
    Grukel wurde ärgerlich.
    „Wir liegen hier nicht, weil ich deinen Rat mißachtet habe, sondern weil Mara plötzlich durchdrehte.
    Und jetzt sei gefälligst still! Laßt uns gemeinsam nachdenken!"
    Es wurde ruhig im Gemeinschaftsbewußtsein des Konzepts, während die sieben Denkprozessoren zusammen an der Aufgabe arbeiteten, einen Ausweg aus der mißlichen Lage zu finden.
    Ein wenig überrascht stellte Grukel fest, daß er diese Augenblicke genoß. Diese engste Art des Zusammenseins hatte eine fast berauschende Wirkung. Er spürte, wie sich seine Gedanken mit denen der anderen Bewußtseine vermischten. Unstimmigkeiten, die vor ein paar Sekunden noch existiert hatten, waren wie weggewischt. Jeder tat sein Bestes - auch Mara Avusteen. Und in der Gemeinsamkeit des Denkens wuchs ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das an Intensität alles übertraf, was Grukel Athosien empfunden hatte.
    Er spürte die Macht, die sieben Bewußtseine darstellten.
    Er begann zu begreifen, daß ein Konzept in der Tat eine ganz neue Art von Wesen war. Und er spürte, wie auch die andern dies begriffen und wie ihre Bereitwilligkeit wuchs, ihre Eigenheiten hinter den gemeinsamen Interessen zurückzustellen.
    Es verstand sich wie von selbst, daß das eigentliche Problem im Handumdrehen gelöst war. Am Ende gab es eine verblüffend einfache Antwort.
    Die Anwesenheit des Konzepts auf Luna war letzten Endes auf ein Abkommen zurückzuführen, daß ES vor einigen Jahren mit NATHAN getroffen hatte. Der Plan der Vollendung war ein Teil dieses Abkommens gewesen, von dem ES als sicher annahm, daß es heute noch Gültigkeit besitze.
    Wenn dem so war, dann konnte die Rettung aus dieser Lage nur von einer Seite kommen: von NATHAN.
    Nachdem diese Erkenntnis gewonnen war, entspannte sich Grukel Athosien. Etwa eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür. Roi Danton trat ein. Er blickte sich um und ging wieder hinaus.
    Nach einigen Sekunden hörte Grukel ein leises, summendes Geräusch. Es war von geringer Dauer und hatte trotzdem etwas unüberhörbare Charakteristisches an sich. Grukel schmunzelte unwillkürlich.
    Er hatte gehört, wie ein elektronischer Öffnungsmechanismus

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