0823 - Monster-Engel
diesen Killer in eine Falle zu locken.«
»Wobei ich der Köder bin.«
»Wenn Sie es so ausdrücken.«
»Ich habe mich damit abgefunden.« Sie beugte sich vor. Das Gesicht versteckte sie hinter ihren Händen und rieb sich die Augen.
Auch ich streckte die Beine aus. Dann drehte ich den Kopf und schaute zum Fenster hin. Es war noch dunkel. Nicht mehr lange, und die ersten Sonnenstrahlen würden ins Hotelzimmer sickern. Ich wollte nicht behaupten, dass hinter uns eine schlimme Nacht lag, aber beide waren wir kaputt und gleichzeitig aufgedreht. Wir hatten zu wenig geruht und hatten zwischendurch immer wieder geredet. Wir waren erschöpft. Für einen Killer wie Falco war es leicht, uns auf dem falschen Fuß zu erwischen, aber noch hatte er sich nicht gezeigt.
Kate setzte sich wieder normal hin. Als sie mich anschaute, sah ihr Gesicht verquollen aus. »Ich habe den Eindruck, John, dass er nicht mehr weit entfernt ist. Er kommt. Er will mich. Er will seine Rache endlich vollenden.«
»Was geschieht danach?«
»Wird er sich wohl seinen eigentlichen Aufgaben widmen wollen. Schon immer wollte er werden wie ein Engel. Ich habe bisher an die eine Seite gedacht, die andere kam mir nicht in den Sinn. Nun sehe ich die Sachlage anders. Er hat sich entschieden, er muss nur noch mich aus dem Weg räumen.«
»Hat er sie so gehasst?«
Kate Duvall antwortete mit einer Gegenfrage. »Hat er denn seine Familie gehasst?«
»Ich kann es nicht beurteilen.«
»Eben, John.« Sie stand auf und reckte sich. Dabei sprach sie in das Zimmer hinein. »Ich fühle mich kaputt, wie ausgelaugt. Ich habe den Eindruck, nichts mehr zu schaffen und Blei in Beinen und Armen zu haben.« Sie lächelte verbissen. »Eines hat er jedenfalls erreicht, John. Er hat uns geschafft. Wir sind müde, das wird sich auch auf unsere Reaktionen auswirken. Wenn er jetzt erscheint, fühle ich mich nicht mehr in der Lage, etwas gegen ihn zu unternehmen. Ich bin einfach fertig.«
»Das wird schon wieder.«
»Gut, dann gehe ich jetzt ins Bad und mache mich ein wenig frisch.«
»Okay.«
Als sie gegangen war, griff ich zum Telefon. Es war zwar noch sehr früh, aber mein Freund und Kollege Suko würde schon verstehen, dass ich ihn aus dem Bett klingelte. Anschließend wollte auch ich eine Dusche nehmen, um wenigstens einigermaßen in Form zu kommen.
Es läutete nicht lange durch, bis Suko abnahm und sich mit einer sehr kratzig klingenden Stimme meldete.
»Ich bin es.«
Er war sofort hellwach. »Habt ihr den Killer?«
Mein Lachen klang biestig. »Wäre schön, aber noch ist es nicht soweit.«
»Und jetzt?«
»Bist du an der Reihe.«
»Wieso?«
Ich erklärte ihm alles, und Suko hätte beinahe aufgejubelt, als er den Namen hörte. »Das ist doch schon was«, sagte er. »Falco Leeland, der müsste zu finden sein.«
»So einfach ist das nicht. Er ist raffiniert, er verfügt über außergewöhnliche Kräfte, meines Erachtens paktiert er mit Luzifer, der ihm auch den richtigen Weg weisen wird.«
»Ja, das denke ich auch. Was soll ich tun?«
»Zum Hotel kommen.«
Suko räusperte sich. »Glaubst du, dass sich alles bei euch im Hilton abspielen wird?«
»Das weiß ich nicht. Kate und ich gehen aber davon aus, dass er immer näher an uns herankommt. Er will sie. Ich stehe davor, also muss er sich auch um mich kümmern. Ob er über mich informiert ist, kann ich dir nicht sagen, Suko. Ich gehe mal davon aus. Dich aber kennt er wohl nicht, deshalb möchte ich dich als Rückendeckung bei mir haben. Wenn du eingetroffen bist, melde dich.« Ich gab ihm die Zimmernummer durch.
Suko versprach zu kommen. »Wir hören dann voneinander.«
Ich war etwas beruhigter, als ich den Hörer aufgelegt hatte. Auf Suko konnte ich mich mehr als hundertprozentig verlassen. War er hier, sah die Sache schon anders aus.
Meine Ruhe verschwand allerdings in den nächsten Sekunden. Aus dem Bad hörte ich einen schrecklichen Schrei…
***
Wie eine alte Frau gehe ich, dachte Kate, als sie sich auf den Weg zum Bad machte. Sie blieb für einen Moment vor der geschlossenen Tür stehen und drückte die Stirn gegen das Holz. Dabei fragte sie sich, ob sie alles richtig gemacht hatte.
Nein, sie hatte es okay gemacht, denn sie hatte in dem Geisterjäger John Sinclair eine große Stütze.
Kate öffnete die Tür und betrat das Bad. Es war warm hier drinnen. Ein ovaler Spiegel hing über dem Waschbecken, das aus dunklem Stein bestand. Eine Wanne war ebenfalls vorhanden, und natürlich auch die
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