0824 - Don Jaime, der Vampir
wir uns gefangen haben? Ist doch nicht alles Regen, was da vom Himmel fällt. Da ist auch ein bisschen Wasser mit bei…«
»Der Hispano-Suiza«, ächzte William. »Einen solchen Oldtimer mit Regenwasser vollauf en zu lassen, ist eine Sünde. Das kommt noch vor Falschparken und Massenmord!«
»Kofferraum und Kabine sind voneinander getrennt«, behauptete Zamorra. »Der Rest des Wagens bleibt doch trocken.«
»Dennoch, Monsieur«, grämte sich der Butler. »Der Rost wird sich in die Fahrzeugsubstanz fressen und den Wagen über kurz oder lang zerstören. Eine Restaurierung wird teuer, sehr teuer.«
Zamorra nickte. »Mag sein, ist aber Jaimes Problem.« Er stieg aus und ging zum Heck des Oldtimers. Tatsächlich hatte sich bereits einiges an Wasser im Kofferraum gesammelt. Damit nicht noch mehr hinzu kam, klappte Zamorra den Deckel zu.
Angesichts des »Tatbestands« würde Nicole, mit ihrer ausprägten Leidenschaft für alte Autos, vermutlich auch sauer werden. Zamorra konnte auch William bis zu einem gewissen Grad verstehen. Damals, in Schottland, hatte er seinen Lord in einem altehrwürdigen Rolls-Royce Phantom chauffiert. Einem, der noch in ehrlicher Handarbeit bei den Karosseriefirmen Park Ward oder Mulliner zusammengebaut worden war und nicht wie der heutige »Phantom« von einem BMW-Band lief. Wenn Autos zu menschlichen Regungen fähig wären, so würde der alte Phantom wohl nase- beziehungsweise kühlergrillrümpfend auf seinen modernen Namensvetter hinabsehen.
William fuhr derweil den BMW in die Garage und kam dann im Eilschritt zum Gebäude: Zamorra gönnte sich den Spaß, seinem Butler die Tür offen zu halten.
»Ich habe die Fenster gesenkt und den Kofferum geöffnet, damit die Feuchtigkeit ausdünsten kann, Monsieur«, berichtete William. »Zudem habe ich die Standheizung eingeschaltet. Ich denke, dass das Fahrzeuginnere in einer oder zwei Stunden trocken ist. Uns hingegen kann man getrost auswringen.«
»Sie können Feierabend machen«, schlug Zamorra vor. »Ich kümmere mich darum, dass die Standheizung wieder ausgeschaltet wird.«
»Monsieur!«, empörte sich der Butler. »Die Heizdauer ist natürlich programmiert, das Gerät wird sich von selbst ausschalten.«
»Trau einer der BMW-Elektronik«, murmelte Zamorra. Er konnte es kaum erwarten, wieder in trockene Kleidung zu kommen.
»Sie meinen, Sie brauchen meine Dienste heute Nacht wirklich nicht mehr?«, hakte William noch einmal nach.
»Gehen Sie schon. Mit dem Langzahn werden Nicole und ich auch allein fertig. Zur Not haben wir ja auch noch Fooly. Danke für Ihre bisherige Hilfe.«
»Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht«, verabschiedete sich William. »Wenn noch etwas sein sollte, können Sie selbstverständlich jederzeit…«
»… nach Ihnen rufen«, vervollständigte Zamorra. »Gehen Sie schon.«
Er selbst strebte seine Zimmerflucht an und wechselte die Kleidung. Liebend gern hätte er sich noch unter die heiße Dusche gestellt oder in der Badewanne aufgewärmt, aber er wollte Nicole nicht noch länger warten lassen. Dusche, Badewanne oder ähnliches konnten sie dann später gemeinsam genießen.
Darauf freute er sich schon jetzt.
***
Wenig später starrte er auf den zusammengekrümmten Vampir.
»Was habt ihr denn mit dem gemacht?«, flüsterte er verblüfft. »Nici, du hast ihm doch wohl nicht meinen letzten Steuerbescheid gezeigt, dass er so verzweifelt ist?«
»Ich glaube«, sagte ausgerechnet Fooly, »es ist jetzt nicht die Zeit zum Witze machen, Chef. Etwas hat ihn total geschockt, von einem Moment zum anderen. Plötzlich war er fix und fertig.«
Zamorra ahnte etwas. »Wann war das?«
»Vor einer halben Stunde vielleicht?«, überlegte Nicole. »Möglicherweise auch ein paar Minuten länger. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut.«
Der Parapsychologe nickte. Es passte. Zu der Zeit hatten sie die Kiste ins Wasser geworfen.
Jaime hatte also darauf reagiert. Stärker sogar als erwartet. Er musste sehr eng mit seiner Heimaterde verbunden gewesen sein. Die Intensität dieser Verbindung irritierte Zamorra ein wenig.
»Könnte es sein, dass es mit seiner Heimaterde zu tun hat?«, erkundigte sich Fooly. »Ich glaubte, das Wort verstanden zu haben. Aber seine Heimat ist doch in Spanien, oder?«
Es war erstaunlich, den sonst so flapsigen Drachen so ernsthaft reden zu hören. Hier zeigte sich seine andere Seite, nicht die des Clowns, den er so gern gab. Eine Rolle, die natürlich auch bestens zu seinem etwas unglücklichen Aussehen
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