0825 - Feuertraum
als ob er einen unangenehmen Geruch wahrnehme.
»Sicher.« Der Untote schob langsam die Beine über die Bettkante und setzte sich auf. »Ich danke Ihnen, Didier. Ich darf Sie doch Didier nennen?«
Larouse nickte. »Not verbindet«, murmelte er. »Geht es Ihnen schon besser?«
»Ich fühle eine starke innere Hitze… als glühten meine Hände.« Die Kreatur streckte sie dem Besucher entgegen. Die Fingerspitzen zitterten, und dann…
»Was ist das?«, entfuhr es Larouse. Er stellte die Kaffeetasse rasch auf dem Nachtschränkchen ab.
Der Untote tat überrascht. »Meine Hände… meine Hände! Was geschieht mit mir?«
Nacktes Entsetzen klang in der Stimme mit, und die Weißhaarige, die unsichtbar das Geschehen beobachtet, triumphierte. Ihr Diener war wirklich ein begnadeter Schauspieler. Er würde den verhassten Millings täuschen, ihn in Sicherheit wiegen und leichtes Spiel mit ihm haben. Sie hatte lange überlegen müssen, um sich eine Dienerkreatur zu erschaffen, die über keinerlei wahrnehmbare magische Ausstrahlung verfügte. Die dorthin gehen konnte, wohin sie gehen musste.
Ron Feeneys Fingernägel begannen zu glühen. Der Untote wand sich in geheucheltem Schmerz. Er bewegte hektisch seine Hände, in der Luft schienen glühende Streifen zurückzubleiben. Kleine Stichflammen leckten über Feeneys Hände.
»Ich… ich hole einen Arzt«, stotterte der Pensionsbesitzer. Seine Unterlippe bebte vor Entsetzen.
»Wasser! Wasser!«, schrie der Untote.
»Können Sie gehen? Ins Bad, rasch…«
Plötzlich begann die Kreatur zu lachen. »Es tut nicht weh, wissen Sie?« Dann näherten sich die brennenden Hände Larouses Hals. »Ich könnte Sie erwürgen, während ihre Haare in Brand geraten… aber ich weiß etwas Besseres.«
Bleich wankte Larouse zurück. Sein Gesicht zeigte ein Wechselbad der Gefühle. Er verstand die Welt nicht mehr. »Aber…« Er sprach den Satz niemals zu Ende. Eine Feuerlohe raste auf ihn zu.
Augenblicklich geriet er in Brand, und binnen Sekunden wurden seine Haut und sein Fleisch von den Flammen, die heißer waren als jedes irdische Feuer, verzehrt. Das bloße Knochenskelett stand in einer grotesken Parodie des Lebens noch einen Augenblick aufrecht, dann fiel es klappernd in sich zusammen.
»Sehr schön«, kommentierte die weißhaarige Dämonin. »Wir haben ein neues Ziel. Château Montagne.«
Nachahmung und Täuschung
»Willkommen«, wiederholte das Pelzwesen. Jetzt, da Zamorra es genauer ansehen konnte, wurde ihm deutlich, dass der Vergleich mit einem Affen äußerst unangebracht war. Die Stimme des Wesens war tief und auf eine merkwürdig unmusikalische Art melodisch. Der Körper war menschenähnlich, doch die Beine waren für den kleinen Oberkörper zu stämmig und muskulös ausgebildet.
An einen Affen erinnerte das Wesen vor allem wegen seines dichten Pelzes, der sich von Kopf bis Fuß erstreckte und wegen seines zwar menschen-, doch zweifellos auch affenähnlichen Gesichtes. Die Augen blickten hell und vermittelten den Eindruck von Intelligenz.
Zamorra streckte dem Wesen seine Hand entgegen. Es ergriff sie; seine Finger strichen sanft an Zamorras Handinnenfläche entlang.
»Wer bist du? Hast du einen Namen?«, fragte Nicole.
»Einen Namen«, piepste das Wesen, Freude lag in seiner Stimme. Zamorra erschien es, als habe es nicht nur Nicoles letzte Worte wiederholt. Die Betonung war anders gewesen. Nicht fragend, sondern bestätigend.
»Es ist schön, dass wir willkommen geheißen werden«, sagte Zamorra und deutete auf seine Begleiter. »Nicht wahr?«
»Wahr«, antwortete das Wesen. Obwohl es stets nur die letzten Worte des zuvor Gesagten wiederholte, schien es doch zu kommunizieren. Zamorra zweifelte nicht länger an seiner Intelligenz.
Jetzt erst löste das Wesen seine Hand aus der Zamorras. »Mein Name ist Stehr, ja! Ich bin ein Abkömmling der wilden Berge, ja, ja.«
Zamorra nannte rasch seinen Namen und den seiner Begleiter.
Ehe er fortfahren konnte, ergriff Stehr wieder das Wort. »Ich wollte zuerst herausfinden, ob ihr in friedlicher Absicht hierher gekommen seid. Wir haben schlechte Erfahrungen mit anderen Existenzen gesammelt, ja, leider! Deshalb spielte ich euch die Halbintelligenz vor. Ja, ja! Damit ihr mich, wenn ihr böse seid, nicht beachtet!« Eifrig hüpfte Stehr umher. »Ihr habt euch trotzdem für mich interessiert, ja, wolltet mehr über mich wissen! Ja, ja, ihr wart freundlich und gütig, das habe ich gespürt!«
»Wie lange…«
»Ich bin schon lange
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