0825 - Feuertraum
hier, ja, schon lange! Die Abkömmlinge leben schon immer hier in Samila. Ja, ja, ja!«
»Wir waren vor einiger Zeit hier«, sagte Zamorra nachdenklich, während er die Information verarbeitete, dass ihr seltsamer Besucher offenbar von seinem Volk gesprochen hatte… er schien nicht allein hier zu leben.
»Ihr habt die Schwestern getroffen, die Bösen, ja?«
»Sie sagten uns, außer ihnen gäbe es kein intelligentes Leben in dieser Welt.«
»Sie waren arrogant, das waren sie, ja! Hielten sich für etwas Besseres! Sie waren mächtig, ja, ja, und böse! Deshalb spielten wir ihnen die Tiere vor! So erkannten wir, dass sie auch dumm waren, die Schlangenschwestern, ja, ja!«
Zamorra grinste über die Dreistigkeit der kleinen Wesen, die sich selbst Abkömmlinge der wilden Berge nannten. Sie hatten es geschafft, lange Zeit neben den Dämonischen zu koexistieren, indem sie sie täuschten und sich als Tiere ausgaben… »Mich wundert, dass du so schnell Vertrauen zu uns gefasst und dich zu erkennen gegeben hast.«
»Ihr habt keine böse Ausstrahlung, ja, keine Kälte geht von euch aus wie von den Schwestern. Ja, ja! Ich bin mutig, und ich will vertrauen.«
»Du weißt, dass die Schwestern tot sind?«
»Ja, ja, ja!« Stehr klatschte begeistert in seine kleinen Händchen.
»Wir haben sie vernichtet!«
»Ihr seid die Helden, die gekommen waren, uns zu befreien und wieder verschwanden, ehe wir sie feiern konnten!« Vor lauter Aufregung vergaß Stehr ganz, eine Salve seiner Ja hinterherzuschicken.
»Wir taten euch einen Gefallen«, griff Nicole in das Gespräch ein, »und nun bitten wir dich und deine Brüder, uns zu helfen.«
»Das werden wir, das werden wir, ja, ja!« Stehr sprang aus dem Stand auf Nicoles Schulter, legte seine Arme um ihren Hals und schmiegte sich mit dem Kopf an sie. »Ihr habt uns die Möglichkeit gegeben, Samila wieder in Besitz zu nehmen, ja, ja, ihr wart es!«
Zamorra war von der eigenwilligen Schönheit, die dieses kleine pelzbedeckte Lebewesen ausstrahlte, gebannt. Die hellen Augen standen etwas schräg, vermittelten allein dadurch einen fremden Eindruck. Die Nase wirkte etwas zu klein, der Mund ein wenig zu groß, ohne nennenswert ausgebildete Lippen, das Gesicht war gänzlich von Haaren frei - es wirkte sehr freundlich, kindlich und liebenswürdig; die Art, wie Stehr Nicole impulsiv umarmte, erinnerte ihn an ein Kleinkind.
Nicole stand einen Augenblick unschlüssig da und streichelte dann Stehrs Pelz, wie sie es bei einem kleinen Tier getan hätte. Stehr dankte es ihr, indem er sich an sie drückte. Sie setzte sich, und Stehr legte sich in ihren Schoß, rollte sich zusammen und schien äußerst zufrieden damit zu sein, von seiner neuen Freundin gestreichelt zu werden.
Andrew dachte praktischer. »Wir sind hierher gekommen, um einen Weg in eine Dimension zu suchen, die sich Hölle der Unsterblichen nennt. Hast du je davon gehört?«
»Das habe ich, ja, ja! Schlimm und böse ist es dort, schlimmer noch als die Schlangenschwestern es waren!«
»Kennst du den Weg dorthin?«, fragte Andrew.
»Es heißt«, antwortete Stehr nachdenklich, »die Abkömmlinge bewachten einst das Tor dorthin.«
***
»Ein unsichtbarer magischer Schirm liegt über Château Montagne«, sagte zu dieser Zeit auf der Erde die Weißhaarige und deutete auf das Gebäude, dem sie und ihre Dienerkreatur sich näherten. Sie hatte sich mit ihr zusammen hierher versetzt, dabei jedoch einen Punkt abseits des Abwehrschirms angepeilt. Sie konnten gefahrlos noch einige Meter weiter Vordringen.
Davon musste sie ausgehen. Dass die Abschirmung durch Lucifuge Rofocales Manipulation durchlässig geworden war und sie deshalb jetzt selbst hätte eindringen können, ahnte sie nicht.
»Kein Dämon und kein Höllenwesen können diesen Schirm durchqueren. Ich kann es nicht. Aber du kannst es. Dein Körper wird von einer Magie beseelt, die zu fremd und zu alt ist, als dass der verfluchte Besitzer des Schlosses jemals von ihr erfahren hat. Dein untotes Leben stammt nicht aus der Hölle, sondern nur aus der Kraft des Feuers, die deine Zellen vor Energie lodern lässt.«
Ron Feeney lachte.
»Du wirst eintreten können, und sie werden sich in Sicherheit wiegen. Es wäre ein großer Sieg und ein gewaltiger Triumph, wenn du Zamorra töten würdest, in dem Moment, in dem du ihn zum ersten Mal siehst… Doch tu es nicht!«
Wi eder verzerrte sich ihr Gesicht vor Hass. »Du musst zuerst Andrew Millings vernichten! Alles andere kommt danach.
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