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0825 - Feuertraum

0825 - Feuertraum

Titel: 0825 - Feuertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Boden, vor sich die Dämonin, hinter sich den untoten Feeney.
    Mit einer knappen Handbewegung löschte Charina die Flammen um sich herum; sie wollte einen Flächenbrand vermeiden, der ihre Feinde misstrauisch hätte werden lassen.
    »Es gibt kein Entkommen.« Charina beugte sich zu ihrem zitternden Opfer herab. »Du solltest uns sagen, was wir wissen wollen. Es ist zu deinem Besten. Wir suchen Menschen. Vier Menschen.« Flammenzungen umloderten ihre Hände und leckten die Arme nach oben, ohne den Stoff ihres Kleides auch nur anzusengen.
    Und so erfuhren die Höllische und ihr Diener, wo das rauschende Fest zu Ehren der Befreier abgehalten wurde.
    »Ich danke dir sehr herzlich«, quittierte Charina die Information.
    Dann legte sie die Hände um die Kehle ihres Opfers. Sie brauchte nicht einmal zuzudrücken, denn im Nu stand der Pelz in Flammen. Charina lachte, als ihr die neue Lebensenergie zufloss.
    ***
    »Chael, Helar und Enulam, die wissbegierigen und leichtsinnigen Kinder, lenkten also die Wächter des Tores ab«, erzählte der Alte. Zamorra, Nicole, Andrew und Diana lauschten gebannt seinen Worten.
    »Sie lenkten sie weg, weit weg, und die armen Wächter machten sich später viele Vorwürfe, dass sie sich hatten täuschen lassen. Doch nicht von ihnen erzählt die alte Geschichte, sondern von den Kindern. Sie standen schließlich vor dem Tor. Ein leichtes Summen lag in der Luft, das einem die Ohren zum Vibrieren brachte. Der erste wirklich schreckliche Fehler der Kinder war, dorthin zu gehen, wohin nicht einmal die Wächter sich trauten. Das Tor lag in einer Höhle, müsst ihr wissen! Einer kleinen, unterirdischen Höhle, deren Eingang schon vor langem mit Brettern verborgen worden war. Die Wächter wussten um das Grauen, das dort unten verborgen lag, deshalb hatten sie es nie gewagt, die Höhle zu betreten. Doch Chael, Helar und Enulam taten es. Sie drangen in die düsteren Gefilde vor, und sie schlossen den Eingang von innen wieder, gerade noch rechtzeitig, ehe die Wächter zurück auf ihren Posten kamen. Wie pochte das Herz der Kinder vor Aufregung, und wie froh waren sie, dass sie nicht erwischt worden waren! Oh, wären sie doch entdeckt worden! Hätten sie doch die Strafe für ihr verbotenes Tun erhalten. Welch furchtbare Pein wäre ihnen erspart geblieben.«
    Eine Träne rann über das runzlige Gesicht des alten Dithu, so sehr nahm ihn die eigene Erzählung mit.
    Zamorra fühlte sich unwillkürlich in die eigene Kindheit zurückversetzt, als er den Worten eines Märchener-Zählers gelauscht hatte. Es war in einem Handpuppentheater gewesen, und die geheimnisvolle Stimme, die in der Phantasie des kleinen Jungen direkt aus den Mündern der orientalisch angezogenen Puppen zu dringen schien, hatte ebenfalls in solch pathetischem Tonfall geredet.
    »Was die Kinder dort, in der Höhle unter der Erde, sahen, lässt sich kaum in Worte fassen. Zunächst war es dunkel, unheimlich und kalt. Wasser tropfte von der Decke, und einmal rann dem kleinen Chael ein Tropfen direkt am Nacken herab und versickerte im Fell seines Rückens. Gerade noch konnte er einen Schrei unterdrücken, doch sein Herz schlug wie rasend in seiner Brust. Helar war es, die zuerst das Tor selbst sah. Es strahlte ein dumpfes Licht aus, und als sie sich ihm näherte und schließlich direkt vor ihm stand, wurde es ganz hell. Sie konnte plötzlich durch es hindurch sehen, und sie sah…«
    Dithu unterbrach sich kurz. Er atmete tief ein und schloss die Augen.
    »Sie sah eine Landschaft aus kargen Bäumen. Verkrüppelte Bäume, und in den Zweigen hingen Käfige, und darin schrien gepeinigte Seelen.«
    Zamorras Hände ballten sich zu Fäusten. Er wollte nicht glauben, was Dithu eben gesagt hatte. Bisher hatte er die Erzählung des Alten für eine Legende seines Volkes gehalten, die möglicherweise einen wahren Kern besaß, dem nachzugehen sich lohnen konnte. Doch jetzt…
    Käfige, die in verkrüppelten Bäumen hingen…
    Genau das hatte Zamorra gesehen, als er selbst vor Jahren einen Blick in die Hölle der Unsterblichen geworfen hatte. Als er beobachtete, wie Torre Gerret von Lucifuge Rofocale dorthin geführt wurde… [7]
    Das bewies unmissverständlich, dass der Alte die Wahrheit erzählte! Es hatte auf Samila ein Tor in die Hölle der Unsterblichen gegeben - und vielleicht existierte es noch immer.
    »Die Kinder wurden sehr traurig, und sie hörten eine Stimme, die sie rief… Kommt, ertönte es da. Kommt… Und obwohl sie so traurig waren, setzten sie

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