0826 - Kristalle der Gewalt
bedroht waren. Dabei bemerkte der Aktivatorträger, daß sich viele in ein Erdloch gegraben hatten, in denen sie sich vor den Halutern verstecken konnten.
Als Jeynahl in panischer Angst aufsprang und fliehen wollte, packte Tekener ihn am Bein und warf ihn wieder zu Boden. „Sie bleiben hier", befahl er.
Der Gurrad schlug heftig um sich. „Dann erwischen sie uns", schrie er. „Sehen Sie doch. Die Bestien kommen direkt auf uns zu."
Tatsächlich näherten sich ihnen zwei Vier-Meter-Kolosse. Sie brüllten und gestikulierten heftig und schüchterten damit immer mehr Gefangene ein. Tekener preßte sich fest gegen den Boden. Er hielt Jeynahl fest. Um Jennifer brauchte er sich nicht zu kümmern. Die Überlebensspezialistin wußte, was sie tat, als sie neben dem Narbengesichtigen blieb und sich völlig ruhig verhielt.
Jeynahl stöhnte vor Entsetzen auf, als er sah, wie einer der Haluter einen Gefangenen tötete. „Wir müssen weg", sagte er keuchend. „Sie bringen uns um."
„Wenn wir uns richtig verhalten, passiert gar nichts", erwiderte Tekener.
Die Haluter waren heran. Nur knapp zwanzig Meter von ihnen entfernt, rannten sie vorbei und hetzten die Gefangenen vor sich her. Tekener spürte, wie der Boden unter ihm bebte. Jeynahl vergrub sein Gesicht in den Armen. Seine Schultern zuckten.
Tekener behielt die Haluter in den Augen. Und er behielt recht. Die dunkelhäutigen Giganten eilten an ihnen vorbei, ohne sie zu beachten. Sie hatten genügend Opfer gefunden, die in ihrer Angst vor ihnen flüchteten und sich quer durch das Lager treiben ließen. Völlig kopflos rannten die Gurrads auf den Energiezaun zu. Tekener schätzte, daß die Haluter insgesamt etwa dreihundert Gefangene aufgescheucht unci auf eine bestimmte Stelle zugetrieben hatten.
Er erkannte die Absicht der Kolosse. Daher überraschte es ihn nicht, als der Energiezaun plötzlich verschwand. Die Gurrads rannten blindlings in die Lücke hinein, die ihnen eine trügerische Sicherheit bot.
Tekener wußte, daß draußen die Hölle auf sie wartete. Hxanderte von tobenden Halutern würden sie in Empfang nehmen, sie jagen und schließlich töten.
Er senkte den Kopf, als sich die Lücke im Energiezaun wieder schloß.
Der Gurrad neben ihm fluchte. „Wenn wir doch nur etwas tun könnten", sagte Jennifer verzweifelt.
Von einer Minute zur anderen wurde es dunkel. Die Sonne verschwand unter dem Horizont, und Stille senkte sich über das Lager. Doch damit erhöhten sich die Qualen der Gefangenen nur noch, denn von draußen drangen die Todesschreie der gejagten Gurrads und das Gebrüll der Haluter herein, die sich gnadenlos austobten.
*
Im Morgengrauen brach Ronald Tekener auf. Er schlenderte langsam durch das Lager, wobei er sich bemühte, den Gurrads auszureichen, da er merkte, daß sie sich fürchteten. Wenn er einigen von ihnen zu nahe kam, reagierten sie gereizt und nahmen eine drohende Haltung ein.
Fast alle Gefangenen hatten sich irgendeine Deckung geschaffen. Einige von ihnen hatten Löcher gegraben, in denen sie sich verstecken konnten, andere hatten hinter Felsbrocken Schutz gesucht oder sich mit Baumstämmen Höhlen gebaut. Ein Löwenmähniger war auf die etwa zehn Meter hohen Überreste eines Baumes geklettert und kauerte auf der Spitze des abgebrochenen Stammes. Tekener beobachtete, wie ein anderer zu ihm hinaufzuklettern versuchte, jedoch mit Fußtritten abgewehrt wurde. Unter dem Baumstumpf gab es zahlreiche Spuren vorhergegangener Kämpfe. Tekener schloß daraus, daß dieser Baumstumpf ein heißbegehrter und ziemlich sicherer Platz war.
Als er das Lager durchquert hatte, wußte er, daß es wenig Sinn hatte, nach einem besseren Platz zu suchen.
Was besser war, das wurde mit allen nur möglichen Mitteln verteidigt. Er hatte jedoch keine Lust, irgend jemandem einen sicher erscheinenden Platz wegzunehmen und ihn dadurch in Lebensgefahr zu bringen. Er wollte kämpfen, aber nicht gegen, die Opfer der Haluter.
Als er Jennifer und den Gurrad Jeynahl fast wieder erreicht hatte, entstand Unruhe im Lager. Tekener blieb stehen und blickte sich um. Die meisten Gurrads, die sich bisher noch auf offenem Gelände befunden hatten, suchten plötzlich Schutz in ihren kümmerlichen Verstecken. An den Felsen entwickelte sich ein erbitterter Kampf um alle Plätze, die höher als fünf Meter waren.
Tekener begriff. Er wandte sich um und wollte zu Jennifer laufen, als sich plötzlich eine Lücke im Energiezaun öffnete. Wenigstens dreißig Haluter
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