0826 - Kristalle der Gewalt
stürmten brüllend in das Lager.
Der Terraner ließ sich hinter einen Felsen fallen, obwohl dieser kaum zwanzig Zentimeter über dem Boden emporragte. Entsetzt verfolgte er, daß einer der Haluter Jennifer hochjagte und vor sich hertrieb. Ihr blieb keine andere Wahl. Sie mußte fliehen.
Tekener schnellte hoch und rannte hinter ihr her.w Doch plötzlich stieß ihn ein Haluter von hinten an und warf ihn zu Boden. Der Terraner schlug schwer mit dem Kopf auf und verlor das Bewußtsein für einige Sekunden.
Als er wieder zu sich kam, war-Jeynahl bei ihm. Der Energiezaun bildete wieder eine einheitliche, unüberwindlich erscheinende Wand, die das ganze Lager umschloß. „Sie ist draußen", erklärte der Löwenmähnige. „Es war nicht zu verhindern."
Verzweifelt blickte Tekener auf den Energiezaun.
Die Flucht ins Gefangenenlager war ihnen allen als die einzige Möglichkeit erschienen, ihr Leben zu retten.
Jetzt aber sah alles anders aus. „Es war falsch, hierher zu gehen", sagte Tekener. „Damit haben wir nur einen Aufschub erreicht, mehr nicht."
Todesschreie, die von der anderen Seite des Energiezauns kamen, ließen ihn ahnen, was draußen geschah. Er vergrub das Gesicht in den Armen und überlegte verzweifelt, was er für Jennifer tun konnte.
Doch während er überlegte, wurde es draußen stiller und stiller. Seltener wurde das Triumphgebrüll der Haluter.
Alles in Tekener krampfte sich zusammen, als er erfaßte, daß er absolut nichts für Jennifer tun konnte. Was auch immer er unternehmen würde, er würde zu spät kommen.
Er hatte nur noch eine Hoffnung.
Die Frau, die er liebte, war Überlebensspezialistin. Wenn irgend jemand sich vor den tobenden Giganten retten konnte, dann sie.
Plötzlich konnte er Jeynahl verstehen. Der Gurrad hatte vor etwa dreißig Stunden gesagt, daß er die Haluter haßte wie nichts sonst. Tekener erinnerte sich daran, daß er versucht hatte, ihm zu erklärten, daß er sie nicht hassen durfte, weil die Haluter für ihre Taten nicht verantwortlich waren.
Von klarer Haltung war nun nicht mehr viel übrig. Der Terraner fühlte, daß auch bei ihm Haßgefühle erwachten.
*
Jennifer sah, daß sich der Kristallwald vor dem Lager in Auflösung befand, als sie die Energieschranke passiert hatte. In den aufsteigenden Nebelbänken lauerten Dutzende von Halutern auf die Gefangenen, die aus dem Lager flüchteten. • Jennifer erkannte augenblicklich, daß sie verloren war, wenn es ihr nicht gelang, sich aus der Menge zu lösen.
Die Gurrads stießen sie nach vorn, als könnten sie sich dadurch retten, daß sie sie zuerst opferten.
Die meisten versuchten, nach den Seiten auszubrechen, doch damit hatten die Haluter gerechnet. Als die Gurrads etwa dreißig Meter weit gelaufen waren, tauchten plötzlich Haluter vor ihnen auf, die in Mulden und hinter Felsen versteckt auf sie gewartet hatten.
Die Überlebensspezialistin analysierte die Situation blitzartig. Dann entschloß sie sich zur Flucht nach vorn, denn dort erschien ihr die Kette der Haluter am dünnsten. Sie blickte über die Schulter zurück und sah, daß auch Vier-Meter-Riesen hinter ihr waren. Sie befand sich in einem Kessel, der sich unbarmherzig schloß.
Jennifer wußte jedoch, daß der farbige Nebel innerhalb weniger Sekunden so dicht werden würde, daß sie kaum noch zwei Meter weit sehen konnte. Und darin lag ihre Chance, denn die Haluter waren ebenso behindert wie sie.
Sie schlug einen Haken, als sich einige meterhohe Kristalle in Nebel verwandelten und beobachtete einen Haluter, der sich brüllend auf die Stelle stürzte, die sie erreicht hätte, wenn sie geradeaus weitergelaufen wäre.
Der Nebel umschloß sie.
Sie blieb stehen und versuchte, etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Doch die Sicht war zu schlecht. So orientierte sie sich ausschließlich nach den Geräuschen, die von allen Seiten auf sie eindrangen. Sie ließen sie ahnen, welch wilde und grausame Jagd die Haluter auf die Gurrads veranstalteten.
Unwillkürlich mußte sie an den roten Nebel denken, der in die RED--HORSE eingedrungen war und sie überwältigt hatte. Bestand nicht eine gewisse Ähnlichkeit zwischen diesem Nebel und jenem aus dem Raumschiff?
War jener rote Nebel, der fast ihre Persönlichkeit vernichtet hatte, auch aus Kristallen wie diesen entstanden?
Und gab es hier vielleicht auch eine Entwicklung von toter Materie hin zu einem lebenden Wesen?
Dicht neben ihr tauchte ein Haluter auf. Sie entging ihm durch eine blitzschnelle Flucht
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