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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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auszuschalten, und war ihm gefolgt.
    Er hatte keinerlei Widerstand gespürt. Es war, als durchquerte er einen Nebelstreif. Und danach…
    Andrew wusste nicht, wo er war. Was geschehen war. Um ihn herum herrschte Finsternis, absolute Schwärze. Das Atmen fiel ihm schwer, aber es konnte ebenso aus der Angst resultieren wie daraus, dass er an einen Ort gelangt war, der das Atmen erschwerte. Oder sogar über kurz oder lang unmöglich machte…
    Bei diesem schrecklichen Gedanken begann sein Herz rascher zu schlagen. Das Trommelfell schien bei jedem Schlag zu vibrieren.
    Andrews Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    Seine Augen vollführten suchende Bewegungen, doch die Dunkelheit war undurchdringlich. Es gab keinen Fixpunkt, der eine Orientierung ermöglichte. Plötzlich glaubte Andrew, sich in der Licht -losigkeit und Unendlichkeit des Weltalls zu verlieren.
    Ihm schwindelte, und er fragte sich, ob er tatsächlich auf festem Grund stand oder in einem ewig andauernden Sturz durch das Vakuum begriffen war. Jedes Zeitgefühl kam ihm abhanden.
    Seit wann stand, seit wann fiel er bereits, ohne irgendeinen Reiz in sich aufnehmen zu können? Sekunden, Minuten, Stunden oder Tage?
    Alles ist Illusion, erinnerte sich Andrew an die Worte des Alten. Das bedrückende Angstgefühl im Kellerraum war nur Ergebnis eines magischen Zaubers gewesen, die kühle, feuchte Mauer hatte nicht wirklich existiert -warum also sollte das schwarze Vakuum um ihn herum Realität sein?
    Mit dieser Überlegung schwand die Finsternis. Licht quoll wie am ersten Tag der Schöpfung aus dem Nichts hervor, bis Andrews Umgebung schattenlos erhellt war. In den ersten Momenten schmerzten seine Augen, die so lange inaktiv gewesen waren; doch der Schmerz verging rasch.
    Einige kostbare Sekunden lang fiel die Bedrückung von Andrew ab; er atmete befreit durch. Seine angespannten Nerven beruhigten sich. Jetzt glaubte er zu wissen, dass er tatsächlich stand, doch er sah nach unten, um sich davon zu überzeugen.
    Er schrie erschrocken auf, und eine erneute Attacke der Panik krampfte sein Herz zusammen.
    Seine Hände!
    Die Finger waren gichtig gekrümmt; die Gelenke standen dick, weißlich und unförmig hervor; runzlige, altersfleckige Haut überzog sie. Eine Warze prangte zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Nägel waren lang, gelblich und eingerissen.
    Mit einem Stöhnen wankte Andrew zurück. Die Knie drohten unter seinem Gewicht nachzugeben. Er spürte, wie ihm etwas Spucke aus dem Mundwinkel rann, ohne dass er es verhindern konnte. Da bemerkte er, dass er gebeugt stand. Sein Rücken war gebogen, die Schulterblätter ragten bucklig heraus.
    Das Entsetzen holte ihn mit Macht ein, und wieder wurde ihm schwindlig, diesmal allerdings auf eine bedrückend körperliche Art und Weise. Sein Brustkorb fühlte sich leer an, so leer…
    Es folgte ein heftiger Schmerz in seinem linken Arm. Die Muskulatur schrie auf, das Blut schien in den Adern zu stocken.
    »Jean-Marie!«, krächzte er mit bebenden Lippen, und er merkte, wie sich ein Zahn löste und in die Hand fiel, die er rasch zum Mund führte.
    Der Klang seiner Stimme machte ihm endgültig bewusst, was geschehen war. Er sprach wie ein uralter Mann. Rau, leise, brüchig…
    Und der Schmerz in seinem Arm wollte einfach nicht aufhören. Er öffnete den Mund, um nach Luft zu schnappen.
    »Na endlich«, antwortete ihm jemand. »Es hat lange gedauert.«
    Andrew drehte sich mühsam um und hörte bei der Bewegung etwas in seiner Schulter krachen. Er beugte den Oberkörper noch weiter herab, saugte durch den offenen Mund Luft ein.
    Wer hatte gesprochen? Die Stimme kam ihm vage bekannt vor, aber er konnte sie nicht wirklich zuordnen. Außerdem konnte er sich nicht konzentrieren. Seine Gedanken drohten sich zu verlieren, hinweg zu schwimmen in einem weiten, formlosen Meer aus Erinnerungen…
    »Wo… ist… Jean-Marie?«, fragte er stockend, noch ehe er sein Gegenüber erblickte.
    Plötzlich weiteten sich seine Augen. Er stand dem toten Jüngling aus seiner Vision gegenüber!
    ***
    Der im düsteren Zwielicht liegende Friedhof war für eine Begegnung des ehemaligen Höllenfürsten und der Vampirdämonin wie geschaffen. Die grausige Atmosphäre setzte die Szenerie perfekt in Stimmung.
    Professor Zamorra und Nicole Duval beobachteten, wie Sid Amos hoch erhobenen Hauptes auf Baudelaire und das Höllenwesen zuschritt. »Angélique!« Seine Stimme drang durch die Gräberreihen.
    Baudelaire zuckte zusammen, die Vampirin wirbelte herum.

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