0829 - Die Hölle der Unsterblichen
erneutes Versagen zu entkommen? Und was war schlimmer - weltliche Gerichtsbarkeit, oder eine ewige Qual im Blutgebirge?
Seine Finger spielten mit dem Lauf der Waffe. Wen sollte er zuerst erschießen? Den Parapsychologen? Millings? Duval?
Baudelaire folgte seinen Opfern in einigem Abstand. Sein Entschluss stand fest. Egal, was kommen würde - alles war besser, als der Strafe des Ministerpräsidenten der Hölle ausgeliefert zu sein.
In diesem Moment zückte die Duval einen Schlüsselbund und schloss einen weißen Cadillac auf. Anschließend verschwanden die drei Feinde in dem Auto. Baudelaire hatte keine Möglichkeit, sie daran zu hindern, denn er befand sich noch zu weit entfernt, um sichere Schüsse abgeben zu können. Er stieß einen leisen Fluch aus.
Der Motor sprang an, und sie fuhren los.
Als es schon fast zu spät war, hatte Baudelaire zum ersten Mal seit langem Glück. Ein Taxi fuhr durch die Rue de Gérando. Er hielt es an und bat den Fahrer, dem weißen Cadillac zu folgen.
»Dass es das wirklich gibt«, gab dieser grinsend zur Antwort.
»Nun machen Sie schon«, schnauzte der Beauftragte Lucifuge Rofocales.
Und so gelang es Henri Baudelaire, seine Feinde zu verfolgen…
***
Nicoles Wagen brachte diese, Zamorra und Andrew zu einem Vier-Sterne-Hotel, das der Parapsychologe von früheren Aufenthalten in Paris kannte.
An der Rezeption mieteten sie eine Suite, die Raum genug bot, das Ritual durchzuführen. Zamorra bezahlte für eine Woche im Voraus, erbat sich, dass das Zimmer auf keinen Fall betreten werden würde, und oben hängten sie zusätzlich das »Nicht Stören«-Schild an die Tür.
Für den Komfort der Suite hatten sie keinen Blick übrig.
Zamorra öffnete seinen Einsatzkoffer, den er wie immer mit sich führte. Gerade in letzter Zeit hatte er die Möglichkeiten, die eigene Zauberei boten, wieder neu schätzen gelernt. »Das wirst du möglicherweise gebrauchen können«, sagte er und deutete auf die magischen Kreide und die Salben und Kräuter, die sich darin befanden.
Andrew nickte und griff nach einer der Kreiden. »Nur diese, sonst nichts«, sagte er und schloss den Koffer wieder.
Er zeichnete einen Kreis auf den Boden der Suite. Sein Durchmesser betrug etwa einen halben Meter. Ein zweiter, etwas kleinerer Kreis folgte, und bald war das geheimnisvolle Symbol, dessen Bedeutung er wochenlang zu enträtseln versucht hatte, vollendet.
»Haltet euch bereit«, sagte er. »Ich beginne mit der Beschwörung. Der Dimensionsriss, der sich öffnen wird, wird nur etwa anderthalb Meter hoch sein. Wir werden uns so kurz wie möglich in der Hölle der Unsterblichen aufhalten; wir erkunden die Lage und versuchen, Torre Gerret ausfindig zu machen und ihn zu befreien. Falls wir auf Schwierigkeiten treffen, kehren wir sofort zurück. Das wird jederzeit möglich sein -ich kann drüben jederzeit den Weg hierher zurück öffnen. Wenn wir hindurchgegangen sind, wird der Dimensionsriss nach einigen Minuten von selbst kollabieren. Es kann uns also niemand vom Hotelpersonal folgen, der aus irgendeinem Grund das Zimmer betritt…«
»Ich werde beobachten, wie du vorgehst«, stellte Zamorra klar, »damit ich in der Lage sein werde, später selbst einen Weg in die Hölle der Unsterblichen öffnen zu können.«
Andrew erhob keine Einwände. »Bereitet euch darauf vor, von dem… von dem Fluch getroffen zu werden. Schottet euch innerlich gegen die Verlorenheit ab, die auf eure Seelen einströmen wird. Das Ritual beinhaltet einen Schutzzauber dagegen, aber er wird die Wirkung lediglich mindern können, nicht wirklich verhindern.«
»Ich bin bereit«, sagte Sid Amos.
»Bereit«, stimmte Zamorra zu.
Auch Nicole bestätigte.
Andrew flüsterte die Silben, die die Beschwörung einleiteten. Der Weg in die Hölle der Unsterblichen konnte geöffnet werden!
***
In einem Aufzug des Hotels fuhr Henri Beaudelaire in den sechsten Stock.
Dort hatten seine Feinde die Suite gemietet, wie der Portier ihm sehr auskunftsfreudig mitgeteilt hatte, nachdem ein größerer Geldschein den Besitzer gewechselt hatte.
Dort würden sie ihr Ende finden.
Ungeduldig wartete er darauf, dass sich die Tür öffnete. Der Aufzug stoppte zunächst im fünften Geschoss, und eine dicke Frau stieg ein. Sie verströmte eine süßliche Duftwolke. Als sich der Aufzug wieder in Bewegung setzte, zog sie ihre Mundwinkel nach unten. »Nun muss ich wegen Ihnen auch noch nach oben fahren! Dabei wollte ich doch nach unten!«
Baudelaire beachtete die Matrone
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