Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
ich werde Erfolg haben!«, schrie sie.
    »Ich sagte es dir«, erwiderte Sid Amos und sah Angélique ein letztes Mal an. »Die Dinge, die in Bewegung geraten sind, sind zu wichtig, als dass ich zulassen dürfte, dass sie gestört werden. Es lässt sich nicht vermeiden, dass mancher zwischen den Mühlrädern der Geschichte zermahlen wird.«
    Er zeichnete mit geschlossenen Augen Symbole in die Luft. Ein dumpfes Glühen entstand. Wabernde Lohen aus Finsternis und Schwärze griffen nach Angéliques Körper, ehe sie ihn auflösen konnte.
    Wo sie ihn berührten, blieben sie an ihrem Fleisch haften und breiteten sich explosionsartig aus. Angéliques Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch sie blieb stumm. Die Schwärze floss über Hals und Kinn nach oben, drang in den geöffneten Mund, legte sich wie eine zweite Haut über Wangen, Nase, Augen, Haare, kroch in die Ohren - und zog sich zusammen!
    Der Kopf der Vampirin wurde zusammengepresst, schrumpfte, dicke-Tropfen sonderten sich ab und fielen auf den Boden. Bald schwebte nur noch ein öliges, daumennagelgroßes Etwas in der Luft, und auch dieses löste sich auf.
    Amos wandte sich ab und kehrte mit ausdrucksloser Miene zu Zamorra und Nicole zurück.
    »Dein Zauber wirkte nach wie vor und übertrug jeden Laut zu uns. Wir haben alles gehört«, begrüßte der Meister des Übersinnlichen ihn. »Du kanntest sie gut.«
    »Ich kannte viele Dämoninnen in meiner Zeit als Fürst der Finsternis. Viele waren meine Gefährtinnen für eine gewisse Zeit. Ich nahm mir sie, und ich stieß sie wieder weg, wie es mir dienlich war. Sie hatten zu gehorchen, denn ich war ihr Herr.«
    »Tu nicht so«, erwiderte Nicole. »Sie war dir nicht gleichgültig. Wenn Zeit ist, wirst du uns von ihr berichten, und von dem Experiment, das ihr den Körper raubte.«
    Amos winkte ab. »Mit etwas Schwund muss man rechnen.« Die Traurigkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er fixierte Zamorra. »Der Mensch! Wo ist er?«
    Zamorra stieß einen Fluch aus.
    Ihre Aufmerksamkeit war von Sids Wortduell mit Angélique gefesselt gewesen. In der Zwischenzeit war Henri Baudelaire verschwunden…
    ***
    Wo auch immer sich Andrew Millings inzwischen befand, er wusste, es war soweit.
    Die Vision erfüllte sich.
    Es stank Ekel erregend, als die Leiche den Mund öffnete. Pestilenzartig fauler Geruch drang daraus hervor. Schwarze Zähne steckten nur noch locker im Zahnfleisch. Die Lippen waren verschrumpelt und weit zurückgezogen, sodass die Zähne zum Teil bis zu den verkümmerten Wurzeln zu sehen waren. Aus den schwarzen Haaren des Toten löste sich ein windender Wurm und prallte mit sattem Schmatzen auf den Boden, wo er damit begann, über die Beine wieder nach oben zu kriechen. Dutzende dicke weißliche Maden nisteten in den buschigen, verklebten Haaren.
    Der Zombie streckte Andrew eine Hand entgegen. Papierdünne Haut spannte sich über den Knochen; einer der Finger war vollständig skelettiert.
    Andrew nahm noch weitaus mehr Einzelheiten wahr als in seiner Vision, vielleicht weil das Erleben nun unmittelbarer war.
    Nach dem ersten Augenblick der Ablenkung kehrte der Schmerz im linken Arm zurück, und mit ihm die Erkenntnis seiner Hérkunft.
    Ein Herzanfall!
    Andrews alter, ausgemergelter Körper verkraftete die Eindrücke nicht mehr.
    Tief in seinem Verstand regte sich etwas, während er der Leiche das Papier aus der Hand nahm und danach kraftlos zu Boden sank. Etwas stimmte nicht…
    Etwas war falsch, doch er erkannte nicht, was das war. Was sollte er dagegen tun, dass sein langes Leben gerade jetzt sein verdientes Ende fand?
    Du weißt, was hier vorgeht - du hast es schon in Lamys Wohnung erahnt… denke an seine Worte.
    Er lag auf dem Boden, die Augen weit aufgerissen. Er sah das Ziel seiner Suche… den Zettel, auf dem das Symbol abgebildet war. Und die mit Blut geschriebenen Worte: MÖGEST DU NICHT VOM FLUCH BERÜHRT WERDEN.
    Nun wusste er, wie alles zusammenhing. Warum er gewarnt wurde, aber zugleich ein Segenswunsch ausgesprochen wurde.
    Doch die Erkenntnis kam spät.
    Zu spät.
    Diese mörderischen Schmerzen. Vor seinen Augen drehte sich alles.
    »Andrew«, sagte die Leiche, mit ebenso junger wie toter Stimme. Jetzt wusste er auch wieder, woher er die Stimme kannte. »Es ist Illusion«, fuhr der Zombie fort. »Denk an meine Worte. Der Schutzzauber, den wir um die Bibliothek legten!«
    Andrew erinnerte sich: Ehe wir den Orden auflösten, damals, haben wir vorgesorgt! Da, wo sich die Manuskripte befinden,

Weitere Kostenlose Bücher