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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Stimme. »Als man die Frau einlieferte, hatte sie den bewußten goldenen Siegelring in der Hand. Sie wollte oder konnte nicht sagen, woher sie ihn hatte. Sie bekam einen hysterischen Anfall, und wir mußten den Polizeiarzt hinzuziehen. Als er ihr die Hand öffnete, um sie zu entkrampfen, entdeckten wir den Ring.« Jetzt war Wade hellwach. Er überlegte rasch. »Lord Siniford hat die Kaution für sie bezahlt? Ich kenne ihn zwar nicht, habe aber schon von ihm gehört. Kannte er sie?« »Allem Anschein nach ja. Auf jeden Fall kannte sie ihn, sie nannte ihn Tommy. Ich hätte Sie ganz bestimmt nicht angerufen, wenn es nicht um den Ring ginge.« »Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen«, sagte Wade und legte auf. Er zog sich rasch an, holte sein Motorrad heraus und fuhr durch den Nieselregen nach Scotland Yard. Daß Elk noch um zwei Uhr morgens im Yard war, war nicht ungewöhnlich. Er ging selten früher. Was er tat, wußte niemand. Böse Zungen behaupteten, er sei obdachlos, doch das war eher unwahrscheinlich. Der Ring war in den Yard geschickt worden und lag, als Wade kam, auf einem weißen Papier auf Elks Schreibtisch. »Warum hat man die Frau gegen Kaution freigelassen?« »Weil man den Ring erst identifiziert hat, als sie schon fort war. Der Sergeant sah zufällig die Gravur und erinnerte sich an den Bericht. Natürlich schickte der Revierinspektor einen seiner Leute in die Wohnung von Lord Siniford, fand dort jedoch weder die Frau noch Seine Lordschaft.«
    Wade kannte Lord Siniford nur vom Hörensagen. Er galt als Lebemann. Er hatte eine teure Wohnung in der St. James's Street und gehörte zwei Clubs an, die es mit der gesellschaftlichen Stellung und dem Charakter ihrer Mitglieder nicht allzu genau nahmen. Lord Siniford hatte zwar die Peerswürde, war jedoch völlig verarmt und besaß weder Land noch Geld. Er war mit einer Amerikanerin verheiratet gewesen, aber die Ehe scheiterte und wurde geschieden. Er hatte dem Aufsichtsrat einiger wackeliger Unternehmen angehört und mußte so oft vor dem Zivilgericht erscheinen, daß er dort gewissermaßen zu einem festen Bestandteil wurde. Dann war er plötzlich zu Geld gekommen, doch woher der Segen stammte, wußte niemand. Er bezahlte seine Schulden, und man glaubte allgemein, daß er zwar nicht übermäßig reich war, aber über ein ansehnliches Einkommen verfügen mußte.
    Man vermutete, Siniford habe seine frühere inzwischen verstorbene Frau beerbt. Daß das nicht zutraf, stellte sich heraus, als sein ehemaliger Schwiegervater auf gerichtlichem Weg Geld bei ihm eintreiben ließ, das er sich während seiner kurzen Ehe ausgeliehen hatte. Er war häufig in Bars und gelegentlich auf Rennplätzen anzutreffen. Früher hatte er selbst zwei Rennpferde besessen, sich jedoch etwas überstürzt vom Turf zurückgezogen, als nach einem Rennen wegen eines dieser Pferde gewisse Zweifel auftauchten und eine Untersuchung angeordnet wurde. Die Polizei kannte ihn als gutmütigen Menschen, doch ihre Achtung vor ihm hielt sich in Grenzen, da sie einiges über ihn wußte, was nicht ganz jugendfrei war.
    Als Inspektor Wade ihn in der St. James's Street aufsuchen wollte, war er nicht zu Hause, und sein schlampiger Diener hatte angeblich keine Ahnung, wann er zurückkommen würde.
    »Seine Lordschaft kommt, wann es ihm paßt«, sagte er. »Sie sind von der Polizei, nicht wahr? Es waren schon ein paar Kollegen von Ihnen hier. Seine Lordschaft hat für eine Frau die Kaution bezahlt, aber hier waren die beiden nicht.« »Hat er einen Wagen?« »Ja. Er hat einen Stellplatz in einer Großgarage, aber ich weiß nicht, wie sie heißt.« »Dann denken Sie gefälligst nach!« fuhr der Inspektor ihn an. Das Gedächtnis des Dieners funktionierte plötzlich wieder, und Wade ging in die Garage an der Dean Street. Dort erfuhr er, daß Sinifords Wagen kurz vor Mitternacht abgeholt worden war. Als er eben wieder auf die Straße trat, bog ein kleines Auto um die Ecke und hielt vor der Garageneinfahrt. Ein Mann stieg aus, und Wade erkannte in ihm den jungen Betrunkenen, den er vor ein paar Tagen vor dem Restaurant «Lydbrake« gesehen hatte. Wade verlor keine Zeit. »Ich bin Kriminalbeamter, Lord Siniford«, sagte er. »Mein Name ist Wade.« Lord Siniford blinzelte ihn aus kurzsichtigen Augen an. »Ich kenne Sie, wir sind uns erst vor ein paar Tagen begegnet. Der Portier des ›Lydbrake‹ hat mir verraten, wer Sie sind. Was wollen Sie?« »Ich möchte mit der Frau sprechen, für die Sie die Kaution

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