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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Bungalow, etwa fünfzig Meter vom Fluß entfernt. Der Rasen war ungepflegt, der ganze Garten wirkte vernachlässigt. Wade besah sich das Haus gründlich von außen, nicht etwa weil die Bauweise ihn interessierte, sondern weil er auf der Zufahrt und in dem kleinen Vorgarten Hinweise zu entdecken hoffte. Ein schwerer Wagen war die kurze Zufahrt hinaufgefahren. Ein ziemlich langer Wagen, denn der Chauffeur hatte Schwierigkeiten beim Wenden gehabt. Wade konnte die Spuren sehr deutlich lesen, die die Räder hinterlassen hatten. Der Wagen hatte Öl verloren, die Tropfen waren noch nicht ganz eingetrocknet.
    Auf der kurzen Zufahrt, die vor der Haustür endete, machte Wade eine weitere Entdeckung. Irgendwann war hier ein Tor gewesen, doch man hatte es entfernt, und an einem der beiden Torpfosten fand Wade eine frische Schramme, als sei etwas dagegen geprallt - ungefähr in der Höhe der Kotflügel eines Automobils. Zu dem Häuschen gelangte man auf einem schmalen Heckenweg, der von einer Landstraße zweiter Ordnung abzweigte. Die Radspuren waren sehr klar und aufschlußreich. An einer Stelle führten sie dicht am Rand des Straßengrabens vorbei und das ohne ersichtlichen Grund, denn der Weg war auch für einen großen Wagen breit genug.
    Wade kannte das Auto von Lord Siniford, es war ein kleiner Zweisitzer. Doch diese Reifenspuren stammten nicht von einem leichten Wagen. Wade erklärte sich die Spuren, die er gefunden hatte, so: Ein Wagen war nachts aus der Zufahrt gekommen. Er war ohne Licht gefahren, hatte den Torpfosten gerammt und wäre fast in den Straßengraben geraten. Als Wade den Bungalow betrat, stellte er fest, daß er tadellos aufgeräumt war. Die Betten waren gemacht und zugedeckt. In der Spülküche fand er zwei Kartons mit dem Firmenaufdruck eines Damenmodengeschäfts in Maidenhead. Er notierte sich Namen und Adresse und fuhr, nachdem er sich im Haus gründlich umgesehen hatte, in das Modegeschäft. Vor knapp einer Woche hatte man ein Kleid, einen Hut, Strümpfe und Schuhe in den Bungalow geschickt. Lord Siniford hatte die Sachen schriftlich bestellt und gleichzeitig das Geld überwiesen. Da er von früher als säumiger Zahler bekannt war, hätte man ihn sonst nicht beliefert. Es war wirklich reines Glück, daß Wade sich am Ende den genauen Zeitpunkt ausrechnen konnte, zu dem der Wagen »Reach Cottage« verlassen hatte. Eine schwere Limousine, die mit Standlicht fuhr, war auf der Hauptstraße gesehen, aber von der Polizei nicht angehalten worden. Die Beamten hatten keine Anweisung, Autos zu kontrollieren, die nach London unterwegs waren. Der linke Kotflügel war verbeult gewesen, was mit der Schramme am Torpfosten von »Reach Cottage« übereinstimmte. Die Spur des Wagens, der nach Bumham abbog, verlor sich später. Es stand nur fest, daß er in Richtung London gefahren war. Inspektor Wade »tastete sich zurück«. Das heißt, er befragte beinahe alle Leute in der Nachbarschaft. Diese langweilige, monotone, uninteressante und scheinbar oft ergebnislose Arbeit gehört nun einmal zur täglichen Polizeiroutine. Im letzten Haus, das er besuchte und das ganz in der Nähe einer Kreuzung stand, bekam Wade schließlich doch einen Hinweis. Die Straße querte hier eine Eisenbahnlinie, und außer dem kleinen Bungalow gab es weit und breit nur ein Bahnwärterhäuschen. Der Mann, der den Bungalow bewohnte, hatte an dem bewußten Abend starke Zahnschmerzen gehabt und war lange in seinem Garten auf und ab gegangen. Er hatte den Wagen gesehen, der wie alle anderen Fahrzeuge langsamer wurde, bevor er über die holprigen Gleise fuhr. Neben dem Chauffeur hatte ein in einen dicken Mantel eingemummter Mann gesessen, der leise vor sich hinsang. »Nun ja, so ganz richtig gesungen hat er ja nicht, aber er hatte eine komische Stimme für einen Mann. Hörte sich an wie eine Frau. Es gibt ein Wort dafür, aber es fällt mir jetzt nicht ein ...«
    »Falsett?« meinte Wade. »Genau, Sir, das war's.« John spitzte nachdenklich die Lippen. »War der Sänger groß oder klein?« fragte er.
    Der Mann war nicht sicher. »Eher klein«, meinte er. »Der Fahrer war jedenfalls viel größer als er.« »So, so«, sagte Wade und beschäftigte sich, während er in die Stadt zurückfuhr, unaufhörlich mit einer bestimmten Person. Wieso war Lord Siniford überhaupt in diese Angelegenheit verwickelt? Was hatte er mit dem Kapitän der »Seal of Troy« zu besprechen gehabt? Warum hatte er die darauffolgende Nacht im »Mekka« verbracht? Wäre Seine

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