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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gemacht hatte, hat sie herumerzählt, ich sei auf See.« Ein weniger skeptischer Mensch als Wade hätte die Geschichte bestimmt geglaubt. »Woher wissen Sie denn, daß sie das herumerzählt hat?« fragte er. »Hab's gehört«, antwortete Golly Oaks hastig. »Ich wohne jetzt in Untermiete und habe eine gute Stellung — in einem Lagerhaus für Tee.«
    Wade musterte Golly Oaks' Arbeitsanzug und verzog spöttisch das Gesicht. »Ich weiß, was für einen Job Sie haben!« Drohend hielt er Oaks den Zeigefinger dicht vor die Nase. »Sie sind ein Lakai.«
    »Was bin ich bitte, Sir?« fragte Oaks verblüfft. »Ein Lakai«, wiederholte Wade. »Sie fahren in einem Auto herum und singen. Zwar können Sie nicht singen, und sogar die Milch wird sauer, wenn sie Ihre Stimme hört, aber Sie versuchen es trotzdem. Und Sie begleiten verrückte Frauenzimmer aus dem Themsetal nach London.« Golly Oaks atmete scharf ein, fing sich aber schnell wieder. »Verdammt noch mal, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Inspektor. Ich gehe einer regelmäßigen Arbeit nach.« Wade klopfte ihm liebevoll auf die Schulter. »Raus mit der Sprache, Golly«, sagte er. »Erzählen Sie mir alles, und lassen Sie sich von einer verständnisvollen Seele trösten. Sie waren in Cookham, um eine Frau abzuholen. Wohin haben Sie sie gebracht?«
    Golly schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wovon Sie reden«, antwortete er mürrisch. »Ich habe ein Alibi und kann Ihnen eidesstattliche Erklärungen bringen . ..« Sofort wurde Wade streng dienstlich. »Gut, dann nehme ich Sie eben mit«, sagte er schroff. Er nahm Oaks beim Arm und zog ihn ein Stück die Straße entlang. Er hatte nicht die Absicht, den Mann festzunehmen.
    Oaks hatte sich ja auch nichts zuschulden kommen lassen, was einen solchen Schritt gerechtfertigt hätte. Dessen war er sich offenbar bewußt, denn als Wade wieder auf die sanfte Tour umschaltete, lächelte der kleine Mann nur geringschätzig.
    »Mich können Sie nicht bluffen, Inspektor. Ich weiß, wie weit Sie gehen dürfen.«
    »Und Sie wollen nicht vernünftig sein?« fragte Wade. »Obwohl ich Ihnen doch ein so guter Freund bin?« »Ich brauche keine Freunde«, erwiderte Oaks verächtlich. »Und wenn ich welche wollte, dann bestimmt keine Bullen.« »›Bulle‹ ist aber ein sehr ungewöhnlicher Ausdruck, Golly«, sagte Wade. »Sie wollen mir also nicht die Geschichte Ihrer heimlichen Liebe erzählen? Etwas über die Frau, mit der Sie durchgebrannt sind.« »Ich bin mit keiner Frau nicht durchgebrannt!« fauchte Oaks. Sein Zorn war verständlich, und Wade hatte einen derartigen Ausbruch erwartet. Auf die wütende Feindseligkeit in Oaks' Stimme war er jedoch nicht vorbereitet gewesen. Er entdeckte Seiten in Golly Oaks' Charakter, die er bei dem friedlichen kleinen Mann nie vermutet hätte.
    Wade verließ sich häufig auf ein intuitives Gefühl bei der Einschätzung eines Menschen. Im Moment war er über diesen neuen Golly Oaks jedoch viel zu verblüfft, um einen seiner üblichen Scherze anzubringen. Immer hatte er in Oaks einen typischen Pantoffelhelden gesehen, den unterdrückten Mann einer Frau, die viel, viel klüger und gefährlicher war als er. Er war eine Witzfigur, bemitleidenswert, aber ganz bestimmt niemand, der bei den Unternehmungen eine Rolle spielte, die im »Mekka« oder irgendwo in der Nähe ihren Ausgang nahmen. Golly Oaks mußte gemerkt haben, was er angerichtet hatte, denn sofort wurde er wieder sanft und unterwürfig. »Sie bellen den falschen Baum an, wie man so sagt, Inspektor. Ich habe keinem etwas getan, und es ist nicht recht, daß Sie hinter mir her sind wie der Teufel hinter der armen Seele.« Wade nickte. »Na ja, lassen wir's gut sein, Golly«, sagte er. Er ging bis zur Straßenecke vor, blieb unter einer Laterne stehen und sah der grotesken Gestalt nach, die in der Nacht verschwand. Grotesk deshalb, weil sich an einem von Oaks' Hosenbeinen die Verschnürung lockerte und die Hose ihm viel zu lang war. Das Geräusch seiner Nagelschuhe wurde leiser, und Wade wandte sich, leicht beunruhigt und sehr neugierig geworden, wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. Golly Oaks würde annehmen, daß er beschattet wurde, und bestimmt versuchen, den Verfolger abzuschütteln. Das war in gewisser Weise von Vorteil. Ein paar Minuten später lief Wade ein Kriminalbeamter über den Weg. Der Inspektor gab ihm eine möglichst genaue Beschreibung von Golly Oaks und ein paar Anweisungen.
    »Folgen Sie ihm, und stellen Sie fest, wo er

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