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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bei der zweiten Wand mit demselben Ergebnis, und während die Beamten das Holz wieder aufstapelten, untersuchte er den Fußboden. Er war mit schweren Steinplatten gepflastert. Nirgendwo auch nur die Spur einer Falltür. »Was soll eigentlich der Sand in der Tonne?« fragte Elk plötzlich und gab sich gleich selbst die Antwort: »Er ist schwer.« Er versuchte den Behälter wegzuziehen, doch der rührte sich nicht. »Weil er verdammt schwer ist«, fügte er hinzu. »Aber nicht so schwer, daß ich nicht imstande sein sollte, ihn zu heben. Helfen Sie mir mal, Wade!«
    Die beiden Männer stießen und schoben, doch die Tonne rückte keinen Millimeter von der Stelle. Wade zog die Jacke aus, streifte den Hemdsärmel hoch, fuhr mit dem Arm in den Sand und tastete darin herum. Zuerst entdeckte er nichts, dann jedoch berührten seine Fingerspitzen einen Metallstab, der in der Form einem Kerzenleuchter ähnelte und offenbar vom Boden der Tonne aufragte. Er befand sich genau in der Mitte des Behälters und gab nicht nach, als Wade daran zog. Der Inspektor suchte weiter und stieß plötzlich auf etwas, das sich wie der Griff eines Korkenziehers anfühlte. Er zog auch daran, und es bewegte sich sofort. Metall stieß knirschend auf Metall. »Was war das?« fragte Elk neugierig.
    Wade überlegte einen Augenblick. »Helfen Sie mir mal«, sagte er dann. »Ich glaube, jetzt wird sich die Tonne bewegen lassen.« Und sie bewegte sich so schnell, daß sie beide fast der Länge nach hinfielen. Sie drehte sich auf einem unsichtbaren Zapfen um die eigene Achse, und darunter kam eine Stahlplatte zum Vorschein, die in der Mitte eine frisch geölte Verriegelung aufwies. Wade hatte keine Zeit, die Vorrichtung zu untersuchen. Noch während die Tonne sich drehte, öffnete sich in der Kellerwand ein schmaler Durchgang. »Du meine Güte!« stieß Elk hervor.
    Wade knipste seine Taschenlampe an, leuchtete in die Öffnung hinein, bückte sich und zwängte sich durch. Elk folgte ihm. »Da - ein Schalter«, sagte er. »Hier gibt es anscheinend alle modernen Errungenschaften.« Wade schaltete das Licht ein, und der Raum wurde hell. Er hatte ungefähr die Länge des darüberliegenden Hauses. Wände und Decke waren aus uralten Ziegeln und von früheren Überschwemmungen grünlich verfärbt, obwohl der Keller jetzt ziemlich trocken war. An einigen Stellen zerbröckelten die Ziegel schon. In der Nähe der Tür, durch die sie hereingekommen waren, sahen sie einen Stahlhebel, der in dem gepflasterten Boden verankert war. Elk wandte sich noch einmal zurück und gab dem Beamten, der im Vorkeller geblieben war, ein paar Anweisungen. Dann legte er den Hebel um, und sofort schloß sich die Maueröffnung.
    »Wahrscheinlich wird durch die Hebelwirkung der Riegel in der Sandtonne wieder vorgeschoben«, sagte Elk. Wade durchsuchte den Raum mit großer Sorgfalt. An einem Ende standen zwei Tische und ein Dutzend Stühle. Nichts deutete darauf hin, daß das Gelaß in letzter Zeit benutzt worden war. Aber unter einem Tisch fand er ein Papierknäuel, und als er es aufhob und glatt strich, stellte er fest, daß es eine Seite aus einer chinesischen Zeitung war. Außerdem entdeckte er ein kleines Tintenfaß und einen Pinsel, wie ihn Chinesen zum Schreiben benutzen. Eine schmale, unverschlossene Tür führte in eine kleine, mit Bett und Tisch ausgestattete Zelle. An einem Nagel hinter der Tür hing der Mantel einer Frau - ein ziemlich billiges, aber noch neues Stück, offenbar kaum getragen. Auf dem Firmenetikett im Kragenfutter las er den Namen eines Bekleidungsgeschäftes in Maidenhead. Hier also hatte Anna gehaust. Wie lange ist sie wohl schon fort? dachte Wade. Nicht lange, wie es schien. - Das Bett war nicht gemacht, es sah aus, als habe noch vor kurzem jemand darin geschlafen. Auf dem Tisch standen ein Glas Wasser und eine kleine Flasche, die weiße Tabletten enthielt. Das Wasser war noch frisch, und die Illustrierte, die auf dem Bett lag, trug das Datum dieses Tages. Unter dem Kissen fand Wade ein Damentaschentuch. Eine wichtige Entdeckung machte Elk, als er die Matratze aufhob. Darunter lag ein allem Anschein nach chinesisches Messer mit einem Griff aus imitierter Jade, in den ein primitives, fast lächerlich aussehendes Drachenmuster eingeritzt war. Elk untersuchte das Messer und stellte fest, daß es aus Birmingham stammte. »Das Zeug wird in den Trödelläden von Birmingham an chinesische Seeleute verhökert«, sagte er zu Wade. »Wie ist es Ihrer Meinung nach

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