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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schwer und stickig geworden, man konnte nur noch mühsam Atem holen. Plötzlich strich eine kühle Brise durch den Keller, und fast gleichzeitig hörte man aus der Ecke am entgegengesetzten Ende ein Gurgeln und Rauschen. Die Ratten quietschten lauter, ängstlicher.
    »Wasser«, sagte Elk. »Einer Ihrer Leute hat uns doch darauf aufmerksam gemacht, daß es heute besonders hohe Flut geben wird, erinnern Sie sich? Sie wird zu hoch für uns, fürchte ich. Sehen Sie doch, wie die Biester schwimmen.« Das Wasser stand jetzt fast einen Meter hoch. Die Stühle trieben im Wasser, und an jedem hingen die Ratten in dicken Trauben wie schiffbrüchige Seeleute, die sich an Wrackteile klammerten. In unglaublich kurzer Zeit hatte das Wasser die Tischplatte überspült und reichte den Männern bis an die Knöchel. Elk bückte sich, griff nach einem Stuhl und schüttelte seine lebende Fracht ab.
    »Was halten Sie von diesem Stahlträger?« fragte er. Unter der Deckenwölbung verlief von Wand zu Wand ein verrosteter Stahlträger, den man vor langer Zeit vermutlich eingesetzt hatte, um die Decke zu stützen. Es gab eine ganze Reihe dieser erst nachträglich eingezogenen stählernen Balken in dem Kellergewölbe. Wade hielt den Stuhl fest, Elk stieg hinauf und zog sich an dem Stahlträger hoch. Wade folgte ihm nicht ohne Schwierigkeiten. Sofort schwammen Tisch und Stuhl unter ihnen weg, und sie hingen bis zu den Hüften im Wasser.
    Die Taschenlampen hatten sie verloren. Ihr schwaches Licht schimmerte vom Fußboden herauf. Sie waren wasserdicht, aber nicht stark genug, um den Raum durch die Wasserflut hindurch ausreichend zu beleuchten. In der Dunkelheit fühlte Wade, wie sich pelzige Körper an sein Jackett klammerten. Schaudernd versuchte er, die unsichtbaren Tiere abzuschütteln, die sich in ihrer Angst zu ihm flüchteten. »Der Fluß muß schrecklich hoch sein«, sagte er, »aber nicht zu hoch.«
    Er überlegte. Angenommen, der Fluß hatte den Kai überschwemmt, dann durfte ihnen das Wasser, wenn sie auf dem Tisch standen, höchstens bis zur Taille gehen. »Die Stadtpolizei verliert heute abend zwei sehr gute Beamte«, sagte Elk ruhig. »Wer wird Ihr Nachfolger, Wade? Dieser Stanford wahrscheinlich - ich konnte den Kerl noch nie leiden. Fast tut es mir leid, daß ich sterben muß ...« »Halten Sie den Mund!« stieß Wade wild hervor. Das Wasser reichte ihm bis zum Hals, berührte sein Kinn. Seine kleinen vierbeinigen Gefährten interessierten ihn nicht mehr. Die Tatsache, daß sie ihm in die Ohren quietschten, machte ihm nichts mehr aus. Das Wasser stieg ihm über das Kinn, er klebte jetzt praktisch mit dem Gesicht an der Decke. Lila Smith — sie war in Sicherheit. Er wünschte, er hätte sich noch gründlich mit dem Pattison-Treuhandfonds beschäftigen und Aikness hinter die Schliche kommen können, und ... Er fühlte eine heftige Erschütterung, hörte aber nichts, denn er hatte die Ohren voller Wasser. Das ganze Gebäude schien zu beben, und plötzlich fiel das Wasser ganz ungewöhnlich schnell. Sein Kopf war frei, seine Schultern. Dann reichte es ihm nur noch bis zur Taille ... »Was ist passiert?« stieß Elk keuchend hervor. Es gab nur eine Erklärung - ein Teil der Mauer hatte dem Wasserdruck nicht standgehalten und war eingestürzt. Das Wasser strömte jetzt in einen noch tiefer liegenden Hohlraum. Wade griff nach dem Tisch und merkte, daß er mit der Flut sank. »Lassen Sie sich ins Wasser fallen«, sagte er zu Elk. »Wir müssen den Mauereinsturz suchen.« Er schwamm an der Mauer entlang, bis er spürte, daß seine Beine von der Strömung erfaßt und hinuntergezogen wurden. Er stemmte sich gegen das Mauerwerk und tastete im Wasser herum. Bald darauf hatte er das Loch gefunden. Es war über einen Meter breit und mehr als anderthalb Meter hoch. Doch wohin das Wasser flöß, konnte er nur vermuten. Die Strömung war zum Stillstand gekommen, das Wasser stieg aber wieder. Diesmal jedoch nur bis in Brusthöhe, und sie hatten festen Boden unter den Füßen. Wade tauchte nach den beiden Lampen, die leicht zu finden waren, da sie noch brannten, und untersuchte die Bresche in der Mauer.
    »Es muß einen noch tiefer gelegenen Keller geben«, sagte er. »Einer von uns muß hinunter und nachsehen, wohin er führt.« »Dieser eine sind Sie«, erwiderte Elk. Wade stellte sich im Geist die Umgebung des »Mekka« vor. An den Club grenzte ein altes Lagerhaus, das an einen Lebensmittelhändler verpachtet war. Wade kannte es. Es hatte einen

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