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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war in Buenos Aires, als Mr. Seeper seinen Freund traf. Was glauben Sie, wie viele Bewerbungen auf dieses Inserat eingegangen sind, das mit einem geradezu fürstlichen Gehalt winkt? Tausende! Und wie viele von den Bewerbern waren wohl ehemalige Strafgefangene aus Dartmoor?«
    Wade rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das scheint mir ein ziemlich riskantes Vorgehen zu sein. Wenn Aikness der Anführer der Gummimänner ist, wird er sich doch keinem alten Knastbruder ausliefern.«
    Elk lächelte nur mitleidig. »Ein Kerl, der Polizeibeamte erschießt, läßt sich auch von hartgesottenen Ganoven kein X für ein U vormachen. Wir haben Erkundigungen eingezogen, ganz besonders über Seeper. Er hat Verwandte in Peebles, und sie haben nichts mehr von ihm gehört, seit er ihnen schrieb, er habe eine gute Stellung gefunden. Niemand hat ihn je wieder gesehen oder von ihm gehört, obwohl er seiner alten Mutter regelmäßig Geld schickt. Jetzt hat er wirklich lebenslänglich, und falls er je auch nur einen Penny von seinem fürstlichen Salär zu sehen kriegt, dann hat er großes Glück. Sie können darauf wetten, daß aus jedem Schmuckstück, das an Bord gebracht wird, schon nach einer knappen Stunde die Steine herausgebrochen und die Fassungen eingeschmolzen wurden.«

10
    Es schien eine fast abwegige Idee, daß sich die Gummimänner, die Raubzüge in ganz großem Stil durchführten, auch mit Schmuckdiebstahl abgeben sollten. Aber als Wade mit einigen Daten, die er sich aus dem Archiv holte, sein Gedächtnis auffrischte, stellte er fest, daß es vierzehn große Schmuckdiebstähle gegeben hatte, bei denen Juwelen von unermeßlichem Wert erbeutet worden waren. Man schrieb diese Verbrechen den Gummimännern zu.
    An diesem Abend regnete es zunächst stark, klarte später jedoch wieder auf. Wades Beinverletzung schmerzte besonders heftig, was er auf das Wetter zurückführte. Der Polizeiarzt hingegen meinte, er habe das Bein überanstrengt. Von da an erledigte er alles telefonisch. Als die Dunkelheit sich über den Fluß senkte, ging er auf das »Floß« hinunter und gab den drei Beamten, die die Barkassen führten, letzte Anweisungen. Die Boote waren am Ende des Landungsstegs vertäut und hatten zusätzliche Mannschaften an Bord genommen. Im Bug der größten Barkasse befand sich ein ungewöhnliches Ausrüstungsstück, ein leichtes Maschinengewehr, um das Wade angesucht hatte. Scotland Yard gab nicht gern Feuerwaffen an Polizisten aus, und es bedurfte der ganzen Überredungskunst des Inspektors, ehe man ihm das Maschinengewehr bewilligte. Doch offensichtlich hatte man höheren Orts aus den bisherigen Erfahrungen mit den Gummimännern eine Lehre gezogen, die man so bald nicht vergessen würde. Weil man nicht wollte, daß ganz Wapping es sah und sich wunderte, wurde das MG gut getarnt aus dem Tower an Bord gebracht und montiert. Es folgte ein kurzer Kriegsrat, bei dem alle Einzelheiten besprochen wurden, und um neun Uhr nahm Wade seinen Platz in der schnellsten Barkasse ein. Die Mannschaften, die das Haus umstellen und durchsuchen sollten, wurden in zwei geschlossenen Lastern zum Einsatzort gebracht. Am »Mekka« fuhren auf ihrem Weg in die Docks viele Lastwagen vorbei, und einer mehr würde am frühen Abend nicht auffallen. Die drei Barkassen bekamen noch Verstärkung von dem Boot, das reguläre Patrouille fuhr. Es sollte sich in der Flußmitte halten, während die anderen den Kai blockierten.
    Kurz bevor die Boote ausliefen, brachte ein älterer Beamter der Themsepolizei, der den Fluß in- und auswendig kannte, eine Meldung. »Wir bekommen heute abend sehr hohe Flut«, sagte er zu Wade. »Man hat es uns eben von Gravesend durchgegeben. Die Polizei warnt alle Anwohner. Die Ufer sind in ein bis zwei Stunden nicht mehr sicher.«
    Der Abend war noch ungewöhnlich schön geworden, und die drei Barkassen fuhren in Kiellinie über den Fluß zum Ufer von Surrey. Sobald die erste genügend Wasser unter dem Kiel hatte, nahm sie Fahrt auf, und als ihr Vorsprung groß genug war, folgte Wade mit seinem Boot. Kurz vor Wapping wurden alle drei Barkassen langsamer. Wade warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Sie zeigte fünf Minuten vor der vollen Stunde, und er signalisierte den beiden anderen Booten mit seiner Lampe, beizudrehen und das Nordufer anzusteuern. Von seinem Platz auf der Barkasse konnte er die Fenster des »Mekka« sehen. Zwei waren hell. Hinter dem dritten, das, wie er wußte, zu Mutter Oaks' Zimmer gehörte, brannte kein

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