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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie etwas von dem Gebräu — meiner Tante hat es zwar den Rest gegeben, aber warum sollte es Sie nicht wieder auf die Beine bringen?«
    Er holte eine Decke und packte die Frau hinein. Dabei erhaschte er einen Blick auf das, was sie so besessen verteidigte. Es war ein Foto eines Kindes. Er sah es nur einen Moment lang im Licht der Laterne, aber er vergaß es nie wieder. Bis zu dieser Sekunde hatte er geglaubt, alle Kinder sähen gleich aus, aber dieses Kinderbildnis hatte etwas ganz Besonderes, Ungewöhnliches an sich. Und dann erkannte er es und schnappte nach Luft. »Guter Gott! Wer ist denn das?« Die Ähnlichkeit war unübersehbar, es gab keinen Zweifel. Es war Lila Smith. Ein Babygesicht, aber eindeutig Lila. »Wer ist das?« wiederholte er. »Sie kriegen es nicht! Sie kriegen es nicht!« Die Frau wehrte sich schwach. »Sie Ungeheuer...« Ihre Stimme erstarb, und die dünnen Finger entkrampften sich. »Legen Sie schnell an, Toller! Ich glaube, sie ist tot.« Als Wade versuchte, ihr das Foto aus der Hand zu nehmen, wurde es zu einer unförmigen Masse. Lila Smith? Er bemühte sich, die Fotografie wenigstens so weit wieder zu glätten, dass man etwas darauf erkennen konnte, doch dabei löste sie sich völlig auf. Die Barkasse ging am Pier längsseits. Ein ThemsePolizist ließ sich die Fangleine zuwerfen und machte das Boot fest. Ein zweiter Polizist verschwand im Dunkeln und kam mit einer fahrbaren Krankentrage zurück. Die Frau wurde darauf gelegt und ins Westminster Hospital gebracht. Inspektor Wade war noch immer sehr nachdenklich, als er das Büro des Superintendenten betrat, wo die Großen Vier im Gespräch beieinandersaßen.; »Entschuldigen Sie, daß ich zu spät komme«, sagte er. »Eine Frau ist direkt vor meiner Nase ins Wasser gesprungen und hat sich umgebracht, dadurch wurde ich aufgehalten.«
    Der Polizeidirektor lehnte sich zurück und gähnte. Er arbeitete ununterbrochen seit sechs Uhr morgens. »Es geht um die Gummimänner«, sagte er zu Wade. »Sie haben da eine bestimmte Theorie . ..« Er nahm ein Blatt aus einem Aktenordner. »Hier ist Ihr Bericht. Darin schreiben Sie, man habe ein Schnellboot auf dem Fluß gesichtet — und zwar immer zu der Zeit, in der die Bande auf einem Raubzug war. Wer hat das Boot deutlich gesehen?«
    Inspektor Wade schüttelte den Kopf. »Niemand, Sir. Es wurde nur von weitem beobachtet. Ich gaube, es ist schwarz lackiert, fährt ohne Licht und ist verdammt schnell. Die ersten Hinweise bekamen wir von ein paar Schiffern, die sich beschwerten, weil es so hohe Wellen macht. Man hat es natürlich gehört, aber es muß mit Schalldämpfern ausgerüstet sein, was bei einem Motorboot sehr ungewöhnlich ist.« »Und es fährt ohne Beleuchtung?«
    »Ja, Sir. Aus der Nähe gesehen haben es nur zwei Personen. Ein Flußdieb namens Donovan, den ich vor zwei Monaten : wegen Diebstahls von Frachtgut festgenommen habe, und noch ein anderer Mann. Donovan hat ausgesagt, er und dieser andere hätten eines Nachts in einem kleinen Boot den Fluß überquert — ganz harmlos und nur zum Vergnügen, wie er behauptet, aber ich glaube, daß sie sich an Bord eines Leichters schleichen wollten -, als das Motorboot plötzlich auftauchte wie ein Gespenst und sie um ein Haar überfahren hätte. Mr. Donovan konnte das Boot nicht genau beschreiben, sagte nur, es sei sehr kurz und sehe einem Motorboot überhaupt nicht ähnlich. Ich habe, so gut es eben ging, nachgeprüft, wann das geheimnisvolle Boot aufgetaucht ist, und das fiel tatsächlich häufig mit einem Überfall der Gummimänner zusammen.« »Wo wurde es gesehen?« fragte der Polizeidirektor. Er hatte ein langes, schmales Gesicht und machte immer den Eindruck, als schlafe er halb, ohne daß dies je der Fall war. »Weit im Westen, bei der Chelsea Bridge«, antwortete Wade. »Dort wurde es von dem zweiten Mann beobachtet, einem recht harmlosen Flußdieb, der sich wohl hauptsächlich mit Hehlerei befaßt. Er hat eine Art Laden in Hammersmith, den wir kürzlich gründlich durchsucht haben. Der Mann heißt Gridlesohn. Ich bin ziemlich sicher, daß er Hehler ist, weil er so schnell bereit war zu singen. Offenbar ist er verärgert, daß diese Landratten den Flußdieben Konkurrenz machen, die jetzt mehr denn je auf der Hut sein müssen und denen noch mehr Gefahren drohen als bisher. Ich kann ihm das gut nachfühlen.« Jennings, einer der höchsten Yard-Beamten, blies einen Rauchring zur Decke und schüttelte den Kopf. »Warum sollten die Gummimänner ihre

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