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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Tätigkeit auf den Fluß verlegen? Das möchte ich gern wissen. Es gibt zwanzig Fluchtwege aus London, und auf dem Fluß dauert es am längsten. Sie können von Scotland Yard mit dem Taxi in jeden Teil der Stadt fahren, und nicht ein Polizist unter tausend würde auch nur die geringste Notiz davon nehmen. Meiner Meinung nach werden die Gummimänner nach ihrem letzten großen Coup jahrelang stillhalten.«
    Der Ditte in der Runde, ein Fünfziger, der wie ein Gelehrter aussah und die Auslandsabteilung des Yard leitete, mischte sich ins Gespräch: »Das ist ganz gewiß eine internationale Bande. Gummimänner haben auch in New York gearbeitet, wie uns die dortige Polizei mitteilte. In Frankreich wurde die ›Bank von Marseille‹ nach genau derselben Methode überfallen wie hier die ›Northern and Southern Bank‹. Dort wurde der Kassierer ermordet. Und daß die Bande mit London fertig sein soll...«
    Das Telefon klingelte. Der Polizeidirektor nahm den Hörer ab, meldete sich und hörte zu. »Wann?« fragte er nur kurz. Es folgte eine lange Pause, dann sagte er: »Ich komme sofort.« Er legte auf und erhob sich. »Der Constable, der dort Postendienst hat, sagt, daß im Büro des Geschäftsführers der ›Frisby Bank‹ das Licht ausgegangen ist. Er hat mit seiner Taschenlampe unauffällig in den Raum hineingeleuchtet und glaubt, einen Mann gesehen zu haben. Zum Glück war unser Beamter intelligent genug, seinen Revierinspektor anzurufen. Merken Sie sich seinen Namen vor, Lane, er hat eine Beförderung verdient.«
    Zwei der Großen Vier hatten das Zimmer schon verlassen. Als Wade in den Hof kam, standen drei Mannschaftswagen bereit, und die letzten Männer schwangen sich noch hinauf, als die Autos schon anrollten. Die »Frisby Bank« befand sich am unteren Ende der St. Giles's Street und war eine der wenigen Privatbanken mit Filialen im West End. Das kleine, moderne Eckhaus war durch eine Brücke, die über einen Hof führte, mit einem älteren Gebäude verbunden. Fast direkt vor dem Haus hatte der Polizeiposten seinen Standplatz. Als Wade und die anderen dort eintrafen, wimmelte es schon von Polizisten, die das Haus umstellt hatten. Das Büro des Geschäftsführers, in dem der große Kassenschrank stand, blickte auf eine Seitenstraße hinaus. Tag und Nacht brannten dort zwei Lampen, und der Tresor war von der Kreuzung, an der der Polizist den Verkehr regelte, deutlich zu sehen. Seine Geschichte hatte er schnell erzählt. Während er an der Straßenecke auf seine Ablösung wartete und Big Ben eben zwölf schlug, gingen plötzlich, mit dem letzten Schlag, die beiden Lampen aus. Er rannte über die Straße, versuchte die Eingangstür der Bank zu öffnen und hämmerte, als sie nicht aufging, mit der Faust dagegen. Dann lief er zum Büro des Geschäftsführers zurück, kletterte auf das Geländer, das auf dieser Seite des Gebäudes eine kleine Rasenfläche einfriedete, und leuchtete mit der Taschenlampe durch das Fenster. Da sah er - oder glaubte zu sehen —, wie ein Mann sich rasch in den Schatten des Tresors zurückzog. Trotz der späten Stunde hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, der Verkehr war umgeleitet und die neugierigen Zuschauer etwa fünfzig Meter zurückgedrängt worden. Während der Constable berichtet hatte, war der Geschäftsführer der Bank, den man angerufen hatte, mit den Schlüsseln eingetroffen. Daß der Nachtwächter auf das wiederholte laute Klopfen nicht reagiert habe, lasse ihn Schlimmes befürchten, meinte der Geschäftsführer. Kriminalbeamte waren inzwischen in die rechts und links an die Bank grenzenden Gebäude eingedrungen und hatten auf den Dächern Stellung bezogen. Haus und Grundstück bildeten eine in gewisser Weise einzigartige Anlage. Neben dem Haus lag ein Hof mit zwei großen Toren, und dieser Hof trennte den modernen Trakt von einem alten georgianischen Gebäude, in dem die Angestellten wohnten und das ebenfalls zur Bank gehörte. Im obersten Stockwerk lag die Wohnung des Nachtwächters, eines fünfzigjährigen Witwers. Er lebte mit seiner Tochter zusammen, die die Oberaufsicht über die Putzfrauen führte. Der Hof, sagte der Geschäftsführer, sei deshalb so praktisch, weil der Geldtransporter der Bank hineinfahren konnte. Außerdem parkten er und einige Angestellte tagsüber ihr Auto dort. Während er hastig alles Notwendige erklärte, steckte der Geschäftsführer mit zitternder Hand den Schlüssel ins Schloß. Er war verständlicherweise nervös, obwohl der

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