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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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die Haie viel harmloser. Aber ihr habt eure Wahl getroffen. Ihr kennt die Spielregeln?“
    Die beiden Sizilianer nickten. Der kleinere von ihnen befeuchtete sich die Lippen und deutete auf das fünfzig Meter lange Becken mit Meerwasser.
    „Wir sollen versuchen, die Länge des Bassins zu durchschwimmen“, sagte er. „Gelingt es uns, dann sind wir frei und bekommen jeder noch zusätzlich fünfhunderttausend Lire.“
    „So ist es“, bestätigte Anatoll Chalkiris. Er wandte sich von den beiden jungen Männern ab und dem kleinen, etwas rundlich wirkenden Mann im Hintergrund zu. „Kommen Sie, Olivaro! Wir wollen uns das Schauspiel aus einer anderen Perspektive ansehen.“ Und mit gesenkter Stimme fügte er hinzu: „Die Fütterung wird für Sie ein unvergeßliches Erlebnis sein.“
    Der Dämon Olivaro, sozusagen die rechte Hand Asmodis, folgte dem Oberhaupt der Schwarzen Familie über eine Treppe in einen unterirdisch gelegenen Raum. Es war eine große, langgestreckte Halle – fünfzig Meter lang und zwanzig breit – in der moderne geschmackvolle Couchtische und breite, daunengefüllte Lederfauteuils, in denen man fast versank, standen. Der Boden bestand auf spiegelglatt geschliffenem Marmor, die eine Wand auf ihrer ganzen Länge von fünfzig Metern aus ganz dickem Panzerglas. Dahinter war eine exotisch anmutende Unterwasserlandschaft zu sehen, wie man sie im Mittelmeer nur noch selten antraf. Davor nahmen die beiden Dämonen schweigend Platz.
    Olivaro suchte in dem riesigen Aquarium vergeblich nach Fischen.
    „Jetzt!“ sagte Asmodi.
    Und als hätten die Schwimmer sein Startzeichen gehört, sprängen sie ins Wasser. Für einige Sekunden tauchten sie unter Wasser. Ihre Gesichter waren der Glaswand zugewandt. Ihre Augen waren groß und starr. Angst war darin zu lesen.
    Asmodi weidete sich an dem Anblick. Unwillkürlich ergriff er Olivaros Hand und drückte sie. Olivaro behagte diese Vertraulichkeit nicht besonders, das war ihm anzumerken. Aber er wagte es nicht, Asmodi die Hand zu entziehen.
    „Passen Sie jetzt gut auf!“ sagte Asmodi mit vor Erregung leicht zitternder Stimme.
    Olivaro starrte durch das Glas, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Die beiden jungen Männer hatten bereits zwanzig Meter zurückgelegt. Sie waren ausgezeichnete Schwimmer.
    Plötzlich kam in den Boden der Unterwasserlandschaft Bewegung. Olivaro hielt unwillkürlich den Atem an, als sich zwischen den Wasserpflanzen ein unförmiges Gebilde erhob. Es mußte ein Lebewesen sein, denn es bewegte sich eindeutig aus eigener Kraft. Andererseits wiederum besaß es überhaupt keine bestimmte Form. Es hätte eine Riesenkrake sein können oder eine Qualle von bisher nie gesehener Größe. Aber Olivaro wußte, daß es etwas anderes sein mußte, etwas ganz und gar Fremdartiges. Eine Spezialität Asmodis.
    Das Ding schwebte langsam zur Wasseroberfläche empor, auf die beiden Schwimmer zu, die nur noch fünfzehn Meter vom anderen Ufer entfernt waren. Der eine von ihnen tauchte während des Schwimmens mit dem Kopf kurz unter, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske des Entsetzens, als er das riesige Ding sah, das rasend schnell auf sie zuschoß.
    Asmodi drückte Olivaros Hand fester. Sie war schweißnaß. Aus seinem halb geöffneten Mund kam ein obszönes Keuchen.
    Jetzt hatte das Ding die beiden Schwimmer erreicht. Es dehnte sich in die Breite. Die flossenartigen Auswüchse legten sich blitzartig um die beiden Opfer und umschlossen sie.
    Das Ding tauchte mit ihnen in die Tiefe und verbarg sich hinter den Wasserpflanzen.
    Asmodi seufzte genüßlich. Sein schweißbedecktes Gesicht wirkte nun entspannt und zeigte einen fast seligen Ausdruck.
    „Der Moloch ist unersättlich“, sagte er bewundernd. „Wie hat es Ihnen gefallen, Olivaro?“
    „Ich bin beeindruckt“, sagte der Dämon. „Bisher wußte ich noch gar nichts von der Existenz dieses Molochs, und ich frage mich, warum Sie mich Zeuge der Fütterung sein ließen.“
    „Sie haben recht, Olivaro, das hat einen bestimmten Grund“, sagte Asmodi heftig. Sein Tonfall wurde von einem Moment zum anderen wütend. Sein Chalkiris-Gesicht zerfloß für die Länge eines Atemzuges zu einer Teufelsfratze, haßerfüllt stieß er hervor: „Ich wollte Ihnen nur zeigen, welches Schicksal Dorian Hunter erwartet. Es sind noch keine vierundzwanzig Stunden her, daß Hunter auf dieser Insel war und mein bisher größtes Geschäft vor dem Abschluß sabotierte“, fuhr Asmodi leidenschaftlich fort.

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