083 - Der Moloch
wie eine hohle Floskel.
„Für Sie bin ich Jeff“, sagte Parker und schüttelte ihre Hand, während er sie nicht ohne Wohlgefallen betrachtete. „Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie auch Vali nennen. Auf meiner Jacht geht es nicht besonders formell zu, und Sie werden doch für einige Tage mein Gast sein, Vali?“
Er ließ seine Blicke ungeniert über ihre Figur gleiten. Sie war nicht hübscher als die anderen Mädchen, die er an Bord hatte, aber doch unterschied sie sich wohltuend von den mehr oder weniger nichtssagenden Gespielinnen. Sie hatte etwas überaus Exotisches an sich und war klein und zierlich, besaß jedoch atemberaubende Proportionen. Ihre großen, geheimnisvoll dreinblickenden Augen waren fast so dunkel wie ihr pechschwarzes Haar.
Dorian lenkte Parker von dem Mädchen ab, indem er auf die drei Männer im Hintergrund deutete, und sagte: „Diese drei Männer hatten den Auftrag, mich sicher zu deiner Jacht zu bringen. Sie müssen rasch wieder zu ihrem Don zurückkehren. Aber vielleicht haben sie noch Zeit für einen Drink.“ „Nein, Danke, Signore Hunter“, sagte einer von ihnen in gebrochenem Englisch. „Wie Sie schon sagten, erwartet uns Don Chiusa sofort wieder zurück.“
Parker ließ seine Blicke über die drei dezent gekleideten Männer wandern. Als er die Ausbuchtungen unter ihren Achseln sah, wußte er sofort, daß sie bewaffnet waren.
„Gehören die drei zur Besatzung der Jacht, von der aus du mit mir Verbindung aufgenommen hast?“ fragte Parker. „Ich hoffe, man hat dich gut behandelt, Dorian?“
„Ja, doch. Don Chiusa hat es uns an nichts fehlen lassen“, antwortete Dorian mit einem Seitenblick auf die drei Revolvermänner. „Dennoch bin ich froh, seine besondere Art der sizilianischen Gastfreundschaft nicht länger mehr in Anspruch nehmen zu müssen.“ Er wandte sich an die drei Leibwächter.
„Richten Sie Don Chiusa meine besten Grüße aus! Leider kann ich nicht sagen, daß ich mir ein Wiedersehen wünsche.“
Die drei Sizilianer verneigten sich leicht, machten kehrt und marschierten über den Kai zu dem Motorboot, mit dem sie Valiora und Dorian in den Hafen von Chania gefahren hatten. Don Chiusas Jacht war außerhalb der Hoheitszone von Kreta vor Anker gegangen.
„Mafiosi?“ fragte Parker, während er den drei Männern nachblickte. Und als Dorian bestätigend nickte, fragte er: „Was hast du mit der Mafia zu tun?“
„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete Dorian unwillig. „Vielleicht erzähle ich sie dir ein andermal, Jeff.“
„Schön, wie du meinst“, sagte Parker leicht eingeschnappt. Und an Valiora gewandt fügte er hinzu: „Dorian gefällt sich in der Rolle des großen Schweigers. Als wir uns zuletzt in Hollywood trafen, da hat er beinahe ein Filmprojekt von mir zunichte gemacht und dann eine Schönheitsklinik in einen Trümmerhaufen verwandelt. Aber glauben Sie, er hätte auch nur ein Wort der Erklärung an mich verloren?“
„Dorian wird seine Gründe gehabt haben“, sagte Valiora.
Parker verdrehte die Augen und rief enttäuscht: „Na, ich hätte mir denken können, daß Sie mit ihm unter einer Decke stecken!“ Im nächsten Moment lachte er jedoch und fügte hinzu: „Aber lassen wir das. Ihr seid doch nicht gekommen, um uns die Stimmung zu verderben, oder? Jetzt machen wir uns erst einmal ein paar sorglose Tage.“
Er hakte sich bei Valiora unter und, führte sie auf den Bootssteg. Nach ein paar Schritten hielt Dorian ihn jedoch auf.
„Bevor wir an Bord gehen, möchte ich noch etwas klarstellen, Jeff“, sagte der Dämonenkiller. „Du hast mir über Funk versprochen, daß du mit uns den geradesten Kurs auf Izmir nehmen wirst und uns dort dein Flugzeug zur Verfügung stellst.“
„Das habe ich nicht vergessen“, erwiderte Parker. „Aber in der Ägäis wimmelt es nur so von Inseln, daß selbst der kürzeste Weg zu einer Schlangenlinie wird. Doch keine Sorge, ich halte mein Wort. Die versnobte Bagage, die ich an Bord habe, fällt mir ohnehin schon längst auf den Wecker. Ich bin froh, sie loszuwerden. In einer Stunde sind die Formalitäten erledigt, dann laufen wir mit Kurs auf Izmir aus. Bist du zufrieden, Dorian?“
„Danke für dein Entgegenkommen, Jeff“, sagte Dorian und gab dem Freund den Weg frei. „Ich möchte dich nur noch bitten, mich deinen Freunden gegenüber als Reporter vorzustellen.“
„Was bist du denn sonst?“ fragte Parker.
„Und ich wäre dir auch dankbar, keine Fragen an mich zu stellen, die
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