083 - Der Tod trägt eine Maske
wankte zur Tür, hob den Riegel, wartete noch einen Moment, sammelte sich und handelte dann.
Wild riß er die Tür auf.
»Er kommt!« rief einer der Gegner.
Und er kam tatsächlich, aber schneller, als es sich die Feinde vorstellten. Es waren Markiasen, dreiarmige Wesen. Sie schossen ihre Pfeile sofort ab.
Yerdyn katapultierte sich aus der Hütte. Die Pfeile sausten haarscharf an ihm vorbei. Er krümmte den Rücken, rollte über Arm und Schulter ab, hatte so viel Schwung, daß er gleich wieder auf den Beinen war, und erreichte den ersten Gegner früher, als dieser einen weiteren Pfeil aus dem Köcher ziehen konnte.
Er traf den Dreiarmigen mit dem Messer und mit dem Schwert. Das überlebte der Mann nicht.
»Für Bika!« brüllte Yerdyn und wandte sich dem zweiten Mörder zu. Dieser warf seinen Bogen fort und griff zum Schwert.
Yerdyn drang mit wuchtigen Schlägen auf ihn ein. Der Vorteil des Feindes war dessen dritter Arm. Es war nicht leicht, stets alle drei Arme im Auge zu behalten, und so traf der Markiase den Jungen zweimal hart mit seinen Fäusten.
Der zweite Treffer war so hart, daß Yerdyn merkte, wie seine Knie weich wurden. Er erschrak, als er einknickte, und nun griff auch der andere Markiase in das Kampfgeschehen ein.
»Er hat das Mal!« keuchte einer der beiden Gegner.
»Ihr kriegt mich nicht!« schrie Yerdyn. Er biß die Zähne zusammen, und kämpfte gegen die Wirkung des Treffers an. Die beiden Gegner versuchten im Handumdrehen mit ihm fertigzuwerden, doch so leicht war Yerdyn nicht zu besiegen.
Er parierte die Schwerthiebe der Feinde und verletzte einen von ihnen an der Schulter. Der Mann heulte auf und vergaß für einen Moment zu kämpfen.
Diese Chance ließ sich Yerdyn nicht entgehen. Er fällte den Mann mit dem Messer und hatte es nur noch mit einem Markiasen zu tun. Als der Dreiarmige erkannte, daß er jetzt allein war, wirbelte er herum und gab Fersengeld. Yerdyn wollte ihn jedoch nicht entkommen lassen. Er schleuderte ihm das Jagdmesser nach, und er hätte den Kerl auch getroffen, wenn dieser nicht unverhofft einen Haken geschlagen hätte.
Knapp sauste das Messer an dem Dreiarmigen vorbei und bohrte sich in den Stamm eines Baumes. Der Markiase aber wurde vom dichten Unterholz verschluckt und war nicht mehr zu sehen.
Krachend fiel hinter Yerdyn die Blockhütte in sich zusammen. Sein Zuhause. Die Hütte, in der er geboren wurde, in der eine glückliche Familie gewohnt hatte… Das grüne Feuer fraß sie, und bald würde nichts mehr von ihr übrig sein.
Unter den brennenden Trümmern lag Bika, der ihm ein Vater und Freund gewesen war - und der beste Jäger weit und breit.
Yerdyn holte sich sein Messer. Es steckte so tief im Holz, daß er große Kraft anwenden mußte, um es herauszuziehen. Er schob die Klinge in die grüne Lederscheide und bedauerte, daß sie ihr Ziel verfehlt hatte.
Er verzichtete darauf, den Markiasen zu verfolgen. Es genügte ihm, zwei von den Mördern erledigt zu haben. Es konnte gefährlich sein, dem dritten Markiasen zu folgen. Vielleicht befanden sich seine Komplizen nicht weit von hier, und ein Kampf gegen eine Übermacht war jetzt nicht gerade das, wonach ihm der Sinn stand.
Yerdyn steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Die Antwort war ein langgezogenes Wiehern, und dann trabte das Schattenpferd des einäugigen Jungen heran.
Er fing die pendelnden Zügel ab und schwang sich auf den Rücken des Tiers. Einen letzten, schmerzlichen Blick warf er auf die brennende Hütte, dann veranlaß teer sein Pferd, sich umzudrehen.
Da teilten sich die Zweige des Unterholzes, und der dritte Markiase erschien wieder. Er war nicht geflohen. Yerdyn sah ihn nicht. Mit Fersenschlägen trieb er sein Pferd an, und sein Feind schoß ihm einen Pfeil nach.
Yerdyn erschrak, als sich der Pfeil in seine Schulter bohrte. Erst spürte er nur einen Schlag - keinen Schmerz. Dennoch schrie er auf. Das war der Schock.
Und dann setzte der Schmerz ein…
Yerdyns grünes Schattengesicht verzerrte sich. Er krümmte sich und schrie seinem Pferd zu: »Lauf! Lauf!«
Das Tier schien ihn zu verstehen. Es sprengte los, als wüßte es, worum es ging, und daß es seinen Reiter in Sicherheit bringen mußte.
Der Markiase riß den nächsten Pfeil aus dem Köcher und schoß sofort. An und für sich war er ein hervorragender Bogenschütze, aber man mußte ihm Zeit zum Zielen lassen. Die hatte er diesmal jedoch nicht, deshalb schwirrte sein Pfeil auch weit an Yerdyns Kopf
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