083 - Der Tod trägt eine Maske
verlange?«
»Wir haben doch unseren Frieden, Vater«, sagte Yerdyn.
»Ja. Noch «, sagte Bika bitter. »Aber so wird es nicht bleiben. Schreckliche Dinge kommen auf uns zu.«
»Wir werden uns darauf vorbereiten, Vater. Du hast mir beigebracht, wie man kämpft. Ich habe keine Angst. Vor niemandem. Ich werde mein Schwert gegen jeden führen, der unseren Frieden stört, und ich werde siegen.«
Bika legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Du bist sehr tapfer und gewandt, doch mache nicht den Fehler, dich für unbesiegbar zu halten. Es gibt übermächtige Feinde. Glücklicherweise blieben wir von ihnen bisher verschont, doch das ist keine Garantie dafür, daß sie uns auch weiterhin in Ruhe lassen.«
Nun fragte Yerdyn doch: »Was ist es, das dich so sehr bedrückt, Vater?«
Bika richtete sein Auge auf die offene Tür. »Ich habe das Zeichen gesehen, den flammenden Ring, die unheilverkündenden Lettern. So kündigt Alcarrax sein Kommen an.«
»Alcarrax? Wer ist das? Du hast mir nie von ihm erzählt.«
»Weil ich hoffte, daß er das Reich der grünen Schatten erst nach unserer Zeit wieder heimsuchen würde.«
»Wieder?« fragte Yerdyn überrascht.
Bika nickte ernst. »Er kommt in periodischen Abständen. Niemand weiß, wie oft er schon hier war. Er überspringt Generationen, und plötzlich taucht er wieder auf.«
»Hat er denn ewiges Leben?«
»Oja, mein Sohn, das hat er.«
»Und niemand kann ihm Einhalt gebieten?«
Bika schüttelte den Kopf. »Nein, Yerdyn, das ist unmöglich.«
»Was ist er denn, Vater? Was will er von uns?« wollte Yerdyn wissen.
»Alcarrax ist ein mächtiger Dämon. Erst kommt der Höllensturm, der schreckliche Verwüstungen anzurichten vermag, und dann kommt Alcarrax. Viele grüne Wesen werden ihm zum Opfer fallen. Er saugt ihre Kraft auf, stärkt sich auf diese Weise und zieht erst weiter, wenn er mit grüner Energie gesättigt ist.«
»Wie sieht er aus?« wollte Yerdyn wissen.
»Ich habe ihn nie gesehen. Als er das letzte Mal unsere Welt heimsuchte; war ich noch nicht geboren. Man sagt, er habe einen riesigen, kreisrunden Puppenkopf - keine Arme, keine Beine, keinen Körper. Er soll nur aus diesem grauenerregenden Kopf bestehen, bläulich, mit roten Wangen.«
»Und davor muß man sich fürchten?« fragte Yerdyn ungläubig. »Vor einem Wesen ohne Arme und Beine?«
»Er braucht sie nicht…«
»Wie bewegt er sich fort?«
»Er schwebt, und er ist schneller, als du laufen kannst, schneller als jedes Pferd. Eine starke Magie schützt ihn, und mit ihrer Hilfe kann er tun, was immer er will. Der Tod ist jedem gewiß, der es wagt, sich ihm entgegenzustellen. Er kann die Zeit manipulieren, Visionen schaffen, Krieger erscheinen lassen, die für ihn kämpfen. Es heißt, es gibt nichts, wozu Alcarrax nicht fähig wäre.«
»Ich finde das ein wenig übertrieben, Vater«, sagte Yerdyn.
»Es ist das Vorrecht der Jugend, zu zweifeln«, gab Bika zurück. »Vielleicht wäre es klug, diese Blockhütte zu verlassen.«
Yerdyn schaute seinen Vater verblüfft an. »Diese Hütte ist unser Zuhause. Warum sollten wir sie verlassen? Wohin sollten wir gehen?«
»Es ist nicht gut, in solch unsicheren Zeiten allein zu sein. In der Masse kann man untertauchen. Unter vielen unserer Brüder fallen wir nicht auf.«
Yerdyn war entrüstet. So hatte er seinen Vater noch nie sprechen hören. War der alte Mann über Nacht zum Feigling geworden? Oder war das, was sich angekündigt hatte, wirklich so schrecklich?
»Fortlaufen? Sich verstecken? Das ist nicht dein Ernst, Vater. Es befremdet mich, so etwas aus deinem Mund zu hören. Lehrtest du mich nicht, allen Gefahren zu trotzen?«
»Alcarrax ausgenommen«, schränkte Bika ein. »Niemand hat gegen ihn eine Chance. Gegen Alcarrax zu kämpfen, wäre glatter Selbstmord. Ebensogut kann man sich in sein eigenes Schwert stürzen. Denk an den Grashalm im Wind. Er duckt sich, und wenn der Wind über ihn hinweggebraust ist, richtet er sich unversehrt wieder auf. Würde er dem Wind trotzen wollen, so würde dieser ihn knicken. Manchmal ist es vernünftiger, nachzugeben, um zu überleben.«
»Damit Alcarrax ein paar Generationen später wieder über diese Welt herfällt und sie geißelt?«
»Man beginnt keinen Kampf, wenn es aussichtslos ist, mein Junge«, sagte Bika weise. »Ich habe dir noch nicht alles erzählt. Es gibt Männer, die eine geheime Sekte bilden. Die Mitgliedschaft vererbt sich vom Vater auf den Sohn. Niemand weiß, aus wie vielen Mitgliedern
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