0832 - Das Siebte Siegel
dem Buch lesen, oder dir die Bilder anschauen? Pass nur auf, die bewegen sich manchmal.«
Die Katze schien ihn anzugrinsen.
Plötzlich verschoben sich die einzelnen Seiten und die noch versiegelten Kapitel millimeterweise. Und von einem Moment zum anderen passten sie richtig in den Einband! Sie saßen richtig fest.
Jetzt endlich war das Buch wieder heil!
»Ob das gut ist, wird sich aber erst noch herausstellen müssen«, murmelte der Jungdrache.
Er starrte das Buch an. Die Schriftzeichen konnte er nicht entziffern, aber die Bilder begannen sich vor seinen Augen zu verändern!
Er riss sich von dem Anblick los.
Dieses Buch war nicht für ihn geschaffen, sondern für Professor Zamorra! Fooly wollte mit dem Inhalt lieber nichts zu tun haben. Er verfügte zwar über eine schon recht stark ausgeprägte Drachenmagie, mit der er sich schützen konnte, aber er war sich nicht sicher, ob er den Kräften des Buches gewachsen war. Und er wollte nicht in ein solches Erlebnis hineingezogen werden, wie es bei Zamorra immer wieder geschah.
»Ich will doch nur meine Ruhe haben«, flüsterte er. »Ist das zu viel verlangt?«
Seit sein Elter im Kampf gegen die Unsichtbaren umgekommen war und er deshalb das Drachenland nicht wieder betreten durfte, bevor er erwachsen war, geriet er immer wieder in gefährliche Situationen. Meistens weil er einfach nur helfen wollte. Und das musste er doch tun! Zamorra war doch sein großer Freund, auch wenn er oft genug über Foolys Tollpatschigkeit schimpfte, und für Mademoiselle Nicole galt dasselbe. Ahnten die beiden überhaupt, wie sich Fooly stets darüber amüsierte, die beiden immer wieder hinters Licht zu führen, indem er den Clown spielte, der mit dem Hintern wieder umwarf, was er gerade mit den Händen aufgebaut hatte?
Ja, sie ahnten es sicher. Und sie spielten mit.
Fooly schüttelte sich.
Das Buch war wieder repariert, oder restauriert, oder wie immer die Menschen das nannten. Was folgte daraus? Was würde nun geschehen?
Zamorra und Nicole waren noch nicht wieder zurück, obgleich Fooly ihnen das Amulett geschickt hatte.
Auf der einen Seite drängte es ihn, selbst zu folgen, um helfen zu können. Auf der anderen Seite hatte er Angst davor. Tierische Angst!
Und er wollte doch nur seine Ruhe haben und im Laufe der Zeit allmählich zu einem erwachsenen Drachen heranreifen!
Aber das Schicksal ließ ihm diese Ruhe nicht.
Doch, es ist zu viel verlangt, las er die Antwort auf seine Frage in den wachen Augen der Katze. Das Schicksal, dicker Drachenjunge, hat anderes mit dir vor…
***
Um ein Haar hätte Nicole das Amulett fallen gelassen wie ein heißes Stück Kohle. Sie beherrschte sich gerade noch!
Sie hätte den Doppelzamorra davon abbringen müssen, das Amulett zu rufen ! Dann wäre es dort liegen geblieben, wo es aus dem Nichts gefallen war.
An genau dieser Stelle befand sich ein Tor!
Wo das Amulett hereinkam, kamen sie auch hinaus! Aber möglicherweise war diese Öffnung sehr knapp bemessen. Dann kam es darauf an, sich zentimetergenau dort zu postieren, um den Übergang zu versuchen.
Aber das klappte jetzt nicht mehr. Nicole hatte nicht mehr genau im Gedächtnis, wo genau die Silberscheibe gelegen hatte. Einen Meter weiter vom, einen Meter weiter hinten? Links oder rechts?
»Was hast du?«, fragten die beiden Zamorras.
Sie erklärte es ihnen.
»Versuch es mit der Zeitschau«, schlug Zamorra vor. »Es sind ja nur ein paar Minuten, das dürfte doch kein Problem sein. Überhaupt wird es besser sein, wenn du das Amulett benutzt, bei mir ist es zu unsicher.«
Nicole nickte. Die Zeitschau war natürlich eine Möglichkeit. Sie konnte mit Hilfe des Amuletts versuchen, einen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen und damit auszumessen, wo es angekommen war. Wieso war sie nicht selbst darauf gekommen?
»Manchmal ist man einfach blockiert«, sagte Zamorra, als habe er ihre Gedanken gelesen.
Nicole versetzte sich mit einem posthypnotischen Schaltwort in Halbtrance. So konnte sie ihre Umgebung zwar noch einigermaßen wahrnehmen, aber zugleich auch sehen, was das Amulett ihr zeigte. Mit einem Gedankenbefehl steuerte sie es in der Zeit rückwärts bis zu dem Moment, in welchem es angekommen war.
Der stilisierte Drudenfuß in der Mitte der Scheibe hatte sich dabei in eine Art Mini-Bildschirm verwandelt, der die zeitversetzte Umgebung zeigte. Zugleich sah Nicole das Bild aber auch in ihrem Bewusstsein. Bild und Wirklichkeit durchdrangen sich.
Besonders irritierend war der
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