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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See
Autoren: Christian Schwarz
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Recht. Lass uns abhauen, JJ, schnell. Ich spüre das unglaublich Böse dort drüben.«
    JJ lachte kurz und abgehackt. »Jetzt dreh bloß nicht durch, Antje. Ich hätte nicht geglaubt, dass man dich so leicht ins Bockshorn jagen kann. Siehst du denn nicht, was da läuft? Das ist eine Holographie, weiter nichts. Da erlaubt sich einer einen dummen Scherz, um die Leute zu erschrecken. Aber nicht mit mir.«
    Er drehte bei und gab Gas. Das Boot sauste direkt auf die seltsame Erscheinung zu.
    Antje blieb fast das Herz stehen. »Was tust du da?«, rief sie schrill, wagte aber nicht, JJ in den Arm zu greifen, um das Steuer herumzureißen.
    »Ich werde euch jetzt beweisen, dass das Ganze dort drüben ausgemachter Humbug ist. Vielleicht sogar ein Werbegag. Wisst ihr was? Mich würde es nicht wundern, wenn die Schiffe gar nicht verschwunden sind. Nach einigen Tagen tauchen sie plötzlich wieder auf und irgendeine Firma hat einen gigantischen Werbeeffekt.«
    Antje hielt das für großen Blödsinn. Auch Roger sah nicht glücklich aus. Sie waren aber nicht in der Lage, JJ von seinem Vorhaben abzubringen. Eine seltsame Lähmung hatte sie erfasst.
    Mit grimmigem Gesicht stand JJ hinter dem Steuer. Als sie sich der Erscheinung bis auf etwa sechzig Meter genähert hatten, drehte das Schiff plötzlich bei und richtete die Breitseite auf das Boot der Studenten. Antje stockte der Atem. Sie erkannte deutlich die Kanonen in den Luken und die Bewegung auf Deck. Menschen.
    Nein, das da vorn war keine Holographie. Wo hätte eine solche auch herkommen sollen?
    Jetzt war das Boot auf fünfzig Meter heran. Antje sah jetzt den mit Muscheln und Schlick überzogenen Rumpf. Es war ihr unmöglich, dem Segler auch nur eine kleine Ähnlichkeit mit dem gefundenen Wrack zu unterstellen.
    »Was ist das für ein Schiffstyp, JJ?«, fragte sie mit banger Stimme.
    »Eine Fregatte, in der Tat«, rief er gegen den Fahrtwind. »Ihr seht, dass ich Recht habe. Sie ist viel zu schnell unterwegs. Kein Segler kann diese Geschwindigkeit erreichen. Das muss ganz einfach eine Holographie sein.« Er lachte. »Festhalten! Wir brausen mitten hindurch.«
    Beim Schiff drüben blitzte es auf. Die Kanonen spuckten Feuer, begleitet von urwelthaftem Donner.
    Ein lautes Zischen erfüllte plötzlich die Luft. Rund um das Boot der Studenten stiegen Wasserfontänen hoch. Vier, sieben, neun. Einige lagen gefährlich nahe, nur etwa vier Meter weg. Ein Schwall Wasser spritzte ins Boot.
    Antje, über und über durchnässt, schrie wie am Spieß. »Los, dreh um! Dreh sofort um!«
    JJ kniff die Lippen zusammen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils kapierte er, dass seine Theorien großer Bockmist gewesen waren. Das hier war an Echtheit nicht mehr zu überbieten. Es war tödlicher Ernst!
    Er riss das Steuer herum und fuhr auf die Küste Föhrs zu.
    »Verdammte Scheiße, kannst du nicht mehr aus der Kiste herausholen?« Rogers Stimme überschlug sich. »Die sind viel schneller, die kommen näher. Los, Mann, gib Gas!«
    »Geht nicht. Ich tu ja schon, was ich kann.« JJs kalkweißes Gesicht sprach Bände.
    Der unheimliche Segler feuerte erneut. Die zweite Salve lag noch besser. Vier Kugeln zischten nahe des Bugs ins Wasser und wühlten die See auf. Das Boot geriet gefährlich ins Schlingern. JJ hatte alle Hände voll zu tun, es zu stabilisieren.
    Antje klammerte sich an die Reling. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. Sie betete. Seit über zehn Jahren mal wieder. Der Geistersegler, der einen Parallelkurs fuhr, bannte ihren Blick. Nein, was immer das Ding dort drüben war, es segelte nicht. Es fuhr nicht mal richtig im Wasser. Es… schwebte?
    Sie sah verwegene Gestalten an Deck stehen. Altertümlich gekleidete Männer, die johlten und herüberwinkten.
    JJ versuchte verzweifelt, die größere Wendigkeit des Bootes auszuspielen und fuhr wilde Schlangenlinien. Irgendwann merkte er, dass besagte größere Wendigkeit nicht mehr als ein frommer Wunsch war.
    Die furchtbaren Gestalten dort drüben spielten mit ihnen. Und machten Ernst, als die Küste Föhrs bereits so nahe war, dass Antje schon an Rettung zu glauben begann.
    Erneut rollte Kanonendonner übers nächtliche Wattenmeer. Nur ein einziger Achtzehnpfünder spuckte Feuer. Doch die Kugel saß präzise. Sie verarbeitete den Bug des Bootes zu Kleinholz.
    Das kleine Gefährt bäumte sich auf wie unter dem Schlag eines Giganten. Antje Radomski knallte gegen die Reling und ging über Bord. Die kalte Nordsee schlug über ihr zusammen, sie wusste
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