Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Mittelfinger der rechten Hand?
    Der Steuermann führte die Befehle seines Kapitäns kommentarlos aus. Die »Seeteufel« drehte bei und nahm direkten Kurs auf die »Dumme Kuh von Skallingen«. Erst jetzt bemerkte Edo Wiemken, dass sich eine steife Brise in den heil gebliebenen Segeln verfangen hatte. Wo kam die so plötzlich her? Die »Seeteufel« nahm Fahrt auf, wurde immer schneller. Auch die zweite Breitseite der »Dummen Kuh« hielt sie nicht auf. Mit weit aufgerissenen Augen und kalkweißem Gesicht beobachtete der Kapitän, wie das Piratenschiff immer näher kam.
    Im nächsten Moment krachte es.
    Ein fürchterlicher Ruck ging durch den Holk, als er die Fregatte mittschiffs traf. Zersplitternde und sich verformende Planken kreischten wie die armen Seelen im Höllenfeuer. Die abgerissene Galionsfigur knallte auf das Deck der »Dummen Kuh« und erschlug gleich drei Piraten auf einmal. Edo Wiemken wurde gegen das Geländer geschleudert. Ihm blieb die Luft weg. Stöhnend ging er zu Boden. Leutnant August Modiesen dagegen fing die gigantischen Kräfte des Zusammenstoßes anscheinend mühelos ab. Er stand wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung und beobachtete interessiert das Geschehen.
    Während der Holk kaum Schäden davontrug, war die Fregatte mittschiffs völlig zertrümmert. Sie begann, sich auf die Seite zu legen und zu sinken. Schreiende Piraten hüpften über die Reling ins eiskalte Wasser, während auf der »Seeteufel« riesiger Jubel anhob.
    Edo Wiemken hatte Sorge, dass der absaufende Pirat die »Seeteufel« mit in die Tiefe zog. Doch der Holk löste sich von der »Dummen Kuh« und drehte bei. Als die Fregatte endgültig in ihr nasses Grab sank und ein mächtiger Wasserwirbel entstand, war die »Seeteufel« bereits weit genug weg.
    Achtzehn Piraten überlebten den Untergang der »Dummen Kuh von Skallingen«, darunter auch Hans der Hai. Ihre Köpfe hüpften wie Korken auf den leichten, langsam verebbenden Wellen.
    »Werft Taue. Wir nehmen die Schiffbrüchigen gefangen«, befahl Edo Wiemken, der ein aufrechter Mann und mit einem großen Maß an Menschlichkeit gesegnet war.
    »Haltet ein!« Leutnant August Modiesen trat vor den Kapitän hin und sah ihn durchdringend an. »Niemand wird gefangen genommen. Die dort unten im Wasser sind schäbige Piraten, die den Tod tausendfach verdienen.« Ein kurzer Wink Modiesens genügte. Die zwanzig Söldner, alle mit Musketen bewaffnet, traten an die Reling. Auch der Leutnant hielt plötzlich eine Muskete in der Hand. Mochte der Himmel wissen, wo sie hergekommen war!
    »Nein, das könnt Ihr nicht machen, Leutnant«, protestierte Edo Wiemken mit zittriger Stimme und dem letzten bisschen Mut, das er im Angesicht des finsteren Offiziers aufzubringen imstande war. »Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Auch Ihr habt euch nach meinen Befehlen zu richten. Sonst klage ich euch der Meuterei an.«
    »Ach ja?« August Modiesen sprach jetzt sehr leise, fast meckernd. Der ganze Mann war eine einzige, furchtbare Drohung. Wiemken fühlte sich mehr denn je klein und unbedeutend in dessen Nähe. »Wage es nicht, mir in die Quere zu kommen, Kapitänlein. Es könnte unabsehbare Folgen für dich haben.« Der Leutnant betrachtete angelegentlich die Fingernägel seiner linken Hand und fixierte dann ganz plötzlich den Kapitän.
    Edo Wiemken glaubte, in den pechschwarzen Augen des Leutnants versinken zu müssen. Einen winzigen Moment lang sah er Höllenfeuer brennen und hörte verdammte Seelen in immerwährender Pein darin brüllen. Das Herz des Kapitäns raste plötzlich wie verrückt, der kalte Schweiß brach ihm aus. Er schluckte schwer, nickte dann und trat mit hängenden Schultern zurück. Auch wenn er damit das Gesicht vor seiner Mannschaft verlor - er konnte einfach nicht anders.
    »So ist's brav, mein Kapitänlein. Ich wusste doch, dass wir uns verstehen.« Der Leutnant gab erneut einen Wink. Vor den Augen der gespannt zuschauenden Matrosen luden die Söldner fast genüsslich ihre Musketen, schütteten Schwarzpulver auf die Zündpfanne und richteten die Schusswaffen auf die schiffbrüchigen Piraten im Wasser.
    »Schießt!«, befahl der Leutnant, »aber den Käpt'n lasst mir.«
    Die Söldner hoben brennende Lunten an die Zündpfanne. Gleich darauf krachten Schüsse. Das Brüllen der im Wasser treibenden Piraten, die ihr Schicksal kommen sahen, brach abrupt ab. Mit zerschmetterten Köpfen sanken sie unter die Wasseroberfläche. Nur Hans der Hai war noch am Leben.
    Leutnant August

Weitere Kostenlose Bücher