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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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bewaffneten Söldnern an Bord und deren unheimlichem Anführer hätte es eine böse Überraschung für die Piraten gegeben. Dieses Vorgehen wäre die einzige wirkliche Chance gewesen, die »Seeteufel« und Widzel tom Brooks Schätze zu retten.
    Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre…
    Kapitän Edo Wiemken war sich sicher, den richtigen Gedanken gedacht zu haben. Warum hatte er ihn dann aber nicht greifen, geschweige denn ausführen können? Warum hatte er wie selbstverständlich Befehle gegeben, die er sich im Nachhinein nicht erklären konnte? Zum Beispiel den, die »Dumme Kuh von Skallingen« zu rammen? Und warum hatte die »Seeteufel« dafür plötzlich den geeigneten Wind gehabt?
    Daran war der grauenhafte Leutnant schuld, so viel stand fest. August Modiesen, der sich seit dem Gefecht heute Nachmittag in seine Kabine begeben und seither nicht wieder daraus hervorgekommen war.
    Edo Wiemken, von einer halben Flasche Rum mutig gemacht, beschloss, den Leutnant zur Rede zu stellen. Er wankte hinunter in den Hafen, bestieg den Holk und begab sich schnurstracks unter Deck. Auf seinem Weg zur Kajüte Modiesens, die direkt neben seiner eigenen lag, kam er an den Quartieren der Söldner vorbei. Eine Tür stand halb offen. »Du hast gute Arbeit geleistet, Westerländer«, ertönte plötzlich laut und deutlich des Leutnants Stimme hinter der Tür.
    Edo Wiemken blieb stehen und riss sie auf. Er gedachte, den Leutnant gleich hier zu stellen. Aber der Kapitän fand ein Quartier vor, das nicht von einer einzigen Menschenseele bevölkert wurde. Lediglich eine Ratte suchte flugs Schutz hinter einer Seekiste.
    Der Rum las st mich Stimmen hören, die gar nicht da sind , dachte Edo Wiemken verwirrt und ging weiter zur Kajüte des Leutnants. Ein »Tretet ruhig ein, Kapitän« antwortete ihm auf sein heftiges Klopfen.
    Mit blutunterlaufenen Augen kam Wiemken der Aufforderung nach. Er realisierte gar nicht, dass August Modiesen offenbar bereits wusste, wer ihn da besuchen kam.
    Der Leutnant stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor dem mit farbigen Mosaiken ausgestatteten Fenster und lächelte den Kapitän diabolisch an. Seine Ausstrahlung war so düster, dass sich Wiemken mit einem Schlag wieder nüchtern fühlte und sein Kommen bereits bereute.
    »Ah, Kapitän, ich sehe, dass Ihr Euch fürchterlich betrunken habt«, höhnte der Leutnant. »Die Ereignisse heute Nachmittag sind Euch wohl nicht recht bekommen?«
    Edo Wiemken nahm seinen ganzen Mut zusammen. Allzu viel besaß er nicht mehr davon. »Leutnant, ich weiß, dass Ihr meinen Geist beeinflusst habt, wie immer Ihr das auch getan haben mögt. Ich sollte nicht das tun, was ich normalerweise getan hätte. Ich sollte vielmehr das tun, was Ihr wolltet.« Er stockte kurz und riss sich dann noch einmal zusammen. »Verratet mir, Leutnant, was Euer Plan hinter diesem Vorhaben war. Und verratet mir auch gleich noch, wieso die ›Seeteufel‹ plötzlich vollen Wind in den Segeln hatte, als ich völlig widersinnig den Rammkurs befahl.«
    »Mutig, mutig, mein kleines Kapitänlein«, kicherte der Leutnant leise. »Ich muss schon sagen, Ihr übertrefft Euch selbst. Wo nehmt Ihr nur plötzlich diese Courage her? Nein, sagt nichts, ich weiß es auch so. Der Rum lockert Eure Zunge und lässt Euch Eure Vorsicht vergessen.«
    »So sagt mir jetzt, was ich zu wissen begehre, Leutnant.«
    August Modiesen stand vier Schritte von Edo Wiemken entfernt. Trotzdem schien er nur einen kleinen Schritt zu tun, um direkt vor ihm zu stehen. Der Kapitän prallte verwirrt zurück. Schon wieder etwas, das nicht mit rechten Dingen zuging. Er musste ein Narr gewesen sein, hierher zu kommen. Der Mann vor ihm, war er gar der Teufel in persona?
    Der Kapitän bekreuzigte sich unwillkürlich. Ein Vorgang, der dem Leutnant ein lautes Lachen entlockte, das gleich darauf in ein feines Lächeln überging.
    »Wollt Ihr das alles wirklich wissen, Kapitän?«, fragte er gefährlich leise. »Wollt Ihr wirklich vor Eurer Zeit sterben?«
    Edo Wiemken wollte nicht. Wie von tausend Höllenhunden gehetzt stürzte er aus der Kajüte und ging in den »Goldenen Hummer« zurück. Dort betrank er sich bis zur Besinnungslosigkeit.
    Am nächsten Morgen fehlten nicht nur die Söldner samt ihrem Leutnant, auch die Schatztruhen mit Widzel tom Brooks Vermögen waren verschwunden.
    Nach einem Tobsuchtsanfall ließ Edo Wiemken die »Seeteufel« nach Hamburg zurücksegeln. In der »Domitrix piratarum«, Bändigerin der Piraten -

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