0834 - Griff nach Armakath
hatte so ein Trupp wahrscheinlich Rast gemacht. Oder sogar mehrere Tage lang gehaust, ehe sie schließlich weitergezogen waren. Und so ganz nebenbei hatten sie wohl ihre Waffen getestet. Dieser Erdrutsch sah eindeutig nach dem sinnlosen Einsatz einer Handgranate aus. Sicher hatte Alkohol dabei eine große Rolle gespielt - oder andere Drogen.
Laertes hoffte nur, dass der Silberrücken der Gorillafamilie seine Horde schnell genug in Sicherheit gebracht hatte. Hierher würden die wunderschönen Tiere sicherlich nie wieder kommen.
Natürlich wäre es für den hageren Vampir kein Problem gewesen, die Felsbrocken beiseite zu räumen. Doch es widerstrebte ihm, erneut mit Gewalt in die Natur einzugreifen. Vielleicht war ein zeitloser Sprung die bessere Lösung, um in die Höhle zu gelangen. Zumindest blieb der Eingang dann auch weiterhin für unbefugte Eindringlinge unpassierbar.
Laertes konzentrierte sich - rief die Erinnerungen an die unterirdische Kammer aus seinem Gedächtnis ab. Er brauchte ein exaktes Bild, um einen punktgenauen Transfer durchzuführen. Doch das Bild, das sich langsam vor seinem inneren Auge aufbaute, wurde gestört.
Etwas anderes mischte sich in Laertes' Erinnerung… schob sich vor die Imagination, die er aufgebaut hatte. Die Ahnung eines Gesichtes; Augen, in denen silbernere Seen zu ruhen schienen. Es gab nur eine Person, ein Wesen, in dessen Augen man so versinken konnte. Die Hüterin der weißen Stadt Armakath drängte sich in Laertes' Bewusstsein.
»Auch dich braucht die Stadt. Komm her - erweise dich als Freund. Ich bitte dich darum.«
Doch dieser Bitte folgten geschaffene Tatsachen. Eine Antwort, ein Ja oder ein Nein, wartete die Wächterin nicht ab. Der Dschungel um Laertes verblasste, und dem hageren Vampir war klar, dass ein nicht so ganz freiwilliger Transfer eingeleitet worden war.
Auch dich braucht die Stadt…
Laertes ahnte, wen er innerhalb der weißen Mauern treffen würde. Und noch deutlicher war seine Vorahnung, warum die Stadt ihn brauchte.
Die Hölle griff nach Armakath!
***
Yola Hacoon schrie gellend auf, als sie das Untier erblickte.
Das weit aufgerissene Maul des Monsters war nur eine Armlänge von Yolas Gesicht entfernt. Was sie sah - die beiden Reihen entsetzlicher Reißzähne, die pechschwarze Zunge und die von Sabber triefenden Lefzen - war unerträglich. Doch fast noch schlimmer war der entsetzliche Gestank, der aus dem Rachen drang.
Yola torkelte rückwärts, übergab sich würgend. Mit nichts anderem als ihrem Tod rechnete die junge Frau in diesem Augenblick. Sollte sie also Futter für diese Höllenkreatur sein? Dazu der ganze Aufwand, den man mit ihr getrieben hatte?
Als sie alleine in ihrer Zelle das Kleiderbündel aufgeschnürt hatte, war ihr eine furchtbare Ahnung gekommen. Was sie dort vorfand, war nicht viel mehr als ein breiter Ledergurt, an dem ein rotes Seidentuch befestigt war, dazu die Andeutung eines Lederbustiers, das mehr oder weniger nur aus Riemen und winzigen Platten bestand, die sicher nicht zum Verdecken gedacht waren. Dazu noch zwei Schulterstücke, die man mit dem Bustier verbinden konnte; sie trugen Metallspitzen, die Yola dann endgültig an ein Fantasy-Outfit erinnerten. Hohe Lederstiefel und Handschuhe rundeten das Bild ab.
Alles deutete darauf hin, dass sie in die Hände Perverser gefallen war. Yola atmete tief durch, dann legte sie die »Kleidungsstücke« an. Wenn sie damit das Leben ihrer Tochter retten konnte… nun gut, auch das würde sie noch ertragen. Und vielleicht ließ man sie ja am Leben, wenn man ihrer überdrüssig geworden war.
Dann jedoch waren sie plötzlich ganz nah bei Yola aufgetaucht - aus dem Nichts heraus. Und sie waren nicht menschlich! Schatten… entfernt humanoide Gestalten, die Yola hielten, bannten, ihr jegliche Bewegungsfreiheit nahmen. Sie fühlte, was diese Wesen taten, doch sie konnte es nicht für sich benennen. Entsetzlich kalt war die Berührung, als eines von ihnen damit begann, Yolas Haare zu verändern. Kalt und tot!
Wie sie kamen, so verschwanden sie auch wieder. Aus dem Nichts - in das Nichts.
Wie lange die junge Frau vollkommen erstarrte so dagestanden hatte, konnte sie später nicht mehr sagen, doch schließlich wagte sie es, mit den Händen vorsichtig über ihr Haar zu streichen. Sie zuckte zurück. Yola hätte sich einen Spiegel gewünscht, doch hier gab es nichts, keine Fensterscheibe, nicht einmal eine Wasserpfütze. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als erneut vorsichtig zu
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