0834 - Griff nach Armakath
Die Wurzel hatte es offen gelassen, wann mit den Urbanen zu rechnen war.
Heute, morgen, irgendwann… vielleicht auch niemals.
Silber auf Schwarz. Und Gold.
Zamorra atmete tief durch. Wieder einmal ein neues Rätsel, ein Geheimnis.
Er stellte es in die Reihe der vielen, vielen anderen…
***
Im goldenen Gang:
Was er auch tat, wie er es auch drehte und wendete. Das Ergebnis war immer das eine.
All seine Wanderungen, seine Alleingänge, sie endeten hier.
Im goldenen Gang , direkt vor den goldenen Pforten.
Und dann? Dann stand er hier, starrte die Pforten an, hinter die nie jemand einen Blick geworfen hatte. In all den Generationen war niemand so voller Mut gewesen, so voller Wahnsinn. Man konnte auch das drehen und wenden… war es denn nicht beinahe gleich? Im Ergebnis gewiss.
Von weit her drang der Pfeifton an seine Ohren. Niedergeschlagenheit überfiel ihn. Selbst wenn er nun wie ein Irrer losrennen würde, er konnte es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Keine Chance.
Das bedeutete für ihn erneut eine ganze Einheit ohne Nahrung.
Kein Zweifel - seine Ration war nicht verloren… nur für ihn. Irgendwer würde sie an sich nehmen, bunkern, verstecken oder sofort in sich hineinstopfen. So gesehen war er ja ein Wohltäter. Ironie stand ihm nicht gut. Darin war er kein Experte.
Hunger tat weh.
Das zumindest hatte er oft genug erfahren müssen. Oft aus eigenem Verschulden. Oft jedoch auch deshalb, weil er zu schwach war. Im direkten Kampf zog er den Kürzeren. Dass er noch nicht verhungert war, lag an seiner Gerissenheit. Irgendwo holte er sich immer das, was er zum Überleben benötigte.
Langsam schritt er weiter in den Gang hinein.
Langsam… aus Furcht vor den Pforten, und weil sein Bein wieder heftig schmerzte.
Jetzt stand er vor einer der goldenen Flächen, die viele anbeteten. Anbeten? Verächtlich lachte er auf. Diese Idioten. Nichts im Inneren war das wert. In der nahen Vergangenheit hatten sich unzählige Sekten gegründet, deren Anhänger sich den Pforten nur auf Sichtweite zu nähern wagten.
Der göttliche Funke der Strafe würde sie sonst zermalmen, behaupteten sie.
Idioten! Schwachsinnige, doch sie besaßen Macht, die immer schneller wuchs.
Hinter den Pforten vermuteten sie die Götter, die ihnen den Weg zum Ziel zeigen konnten. Man musste sie nur heftig genug darum bitten. Wer dachte sich so einen Unfug aus? Na, Idioten natürlich.
Er wusste es besser.
Vorsichtig streckte er den linken Arm aus. So weit, bis er den Schmerz in seinen Gelenken spürte. Nur ein kleines Stückchen noch… dann berührten seine Fingerspitzen die Oberfläche der Pforte. Hätten Sektenanhänger dies gesehen, sie hätten ihn getötet. Auf der Stelle.
Aber er war hier ja alleine. Niemand beobachtete ihn.
Das feine Kribbeln breitete sich über seine Hand, über Arm und Schulter in seinem ganzen Körper aus. Es war so… warm, so angenehm. Es weckte alle Lebensgeister in ihm, die sich sonst kaum noch zu melden bereit waren.
Hier kamen sie zurück - berauschten ihn.
Wie mochte es dann erst sein, wenn er hinter einer dieser Pforten sein konnte? Es interessierte ihn nicht, ob sich dort Götter oder das blanke Nichts verbargen. Er wollte dort leben!
Nur unwillig bewegte er sich einen Schritt rückwärts, unterbrach den Körperkontakt zu der Pforte. Was, wenn dahinter wirklich das Nichts auf ihn warten sollte? Der Tod?
Seine Gesichtszüge verhärteten sich.
Dann würde es eben so sein. Er wollte eines sicher nicht tun: Sein Leben so verbringen, wie alle anderen es machten. Schlafen, Essen, Arbeiten… ab und zu einen Kampf austragen, dann wieder Schlafen, Essen… Bis sein Körper beschloss, während irgendeiner Einheit sein Leben zu beenden.
Nein, das hatte er nie so für sich gewollt.
Und seit er die große Entdeckung gemacht hatte, war er sich auch sicher, dass es so nicht kommen würde. Nicht für ihn.
Denn er hatte ihn gefunden. Den Weg in einen Teil dieser Welt, den kein anderer sonst kannte.
Einen Teil, in dem der Schlüssel für alles liegen musste, ganz bestimmt war es so.
Anbeten? Nein, er wollte handeln! Wenn er die goldenen Pforten nicht anders überwinden konnte, dann von dort aus. Dieser Weltenteil würde seine Wünsche Wahrheit werden lassen.
Und wenn nicht? In dem Fall würde er die ganze Welt verändern. Er ahnte, wie das zu machen war. Er musste nur die Zeit finden, um den neu entdeckten Weltenteil gründlich zu erforschen. Vielleicht fand er ja Gefährten, die wie er dachten? Warum nicht?
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