0834 - Griff nach Armakath
und glücklich darüber her.
Dass es um sie herum von Sekunde zu Sekunde stiller und kälter wurde, registrierten die beiden nicht einmal. Viel zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Als Cloe dann der Eislöffel aus der Hand fiel, als sie in sich zusammensackte, da war es schon zu spät… Yola konnte nichts mehr tun, denn nur einen Herzschlag später schwanden auch ihr die Sinne.
Yola Hacoon schnappte nach Luft. Der Schmerz ebbte nur langsam ab, schien ihr aus der Brust springen zu wollen. Luft! Endlich füllten sich ihre Lungen. Ein einziger Blick reichte aus, um ihr die Situation deutlich zu machen, in der sie hier steckte. Entführung - ganz klar, irgendjemand hatte sie betäubt und entführt. Aber wer? Und warum? Sie war alles andere als wohlhabend. Und wo war Cloe? Yola sprang vom kalten Boden hoch. Um sie herum war nur fahles Licht, das Yola den Raum, in dem sie sich befand, nur erahnen ließ. Kahle Wände, kahler Boden; ein winziges Fensterloch, hoch oben knapp unter der Decke. Sonst nichts - kein Stuhl, kein Tisch, nichts.
Vorsichtig tastete sie sich an den Wänden entlang. Irgendwo musste es eine Tür geben, doch sie wurde eines Besseren belehrt. Wie hatte man sie dann hier in diesen Verschlag gebracht? Die Decke oder der Boden - ja, dort musste der Ausgang sein. Auf allen vieren kroch sie durch den Raum, ohne Erfolg, denn die erhoffte Falltür fand sie nicht.
Yola tastete ihre Bekleidung ab. Was hatte man ihr da nur angezogen? Der Stoff kratzte entsetzlich - das fühlte sich an wie das Material, das man im Grunde nur zur Verpackung verwendete, grobes Sackleinen wahrscheinlich. Das kurze Kleid, in das man sie gesteckt hatte, war alles, was sie am Leib trug.
Und sofort, ohne die Spur eines Zweifels, wusste Yola, wer hinter der Sache steckte. Waldorf und Staedtler - die höchst merkwürdigen Kunden, zu denen Cay Raist sie geschickt hatte. Menschenhandel? Es musste so sein, denn um Lösegeld konnte es einfach nicht gehen.
Yola verlor die Beherrschung. Was man mit ihr auch immer vorhatte, sie würde es schon bald wissen, doch etwas anderes trieb sie beinahe zum Wahnsinn.
Sie schrie mit all ihrer Kraft: »Wo ist meine Tochter? Was habt ihr Schweine mit Cloe gemacht? Meldet euch -sprecht mit mir, ich weiß genau, wer ihr seid. Ihr alten perversen…«
Weiter kam sie nicht, denn ein schier übermächtiges Gewicht schien sich auf Yolas Schultern zu legen, drückte sie zu Boden, wo sie nach Atem ringend liegen blieb. Kein Wort wollte mehr aus ihrem Mund dringen.
»Warum schreist du so, Menschenweib?«, erklang eine Stimme. »Sei still, bis man dich zum Reden auffordert. Deiner Tochter geht es gut. Zumindest in diesem Augenblick fehlt es ihr an nichts. Schau hin.«
Yola glaubte endgültig den Verstand zu verlieren, denn mitten im Raum -freischwebend, direkt vor ihr - bildete sich eine kugelförmige Sphäre von mindestens einem Meter Durchmesser. Und in ihr konnte das Model ihre Tochter sehen. So plastisch und real, das sie die große Versuchung spürte, das Bild dort zu berühren, zu streicheln, um Cloe zu beruhigen. Doch das Mädchen war ruhig. Sie schlief, ganz gleichmäßig hob und senkte sich ihr Brustkorb. Sie hatten ihr nichts getan… eine Last schien von-Yolas Seele zu fallen.
»Ich sagte - in diesem Augenblick!«
Das Bild veränderte sich zum Entsetzen Yolas. Sie konnte nicht ausmachen, wo Cloe gefangen gehalten wurde, doch es musste ein sehr kleiner Raum sein. Denn es dauerte nur Sekunden, bis er beinahe komplett geflutet war! Wasser-von allen Seiten, selbst von oben… und Cloes Gesicht war eine Fratze der Angst. Noch konnte sie den Kopf über die nasse Flut halten, doch auch das dauerte nur einen weiteren Wimpernschlag, dann schlug das Wasser über dem Kopf der Kleinen zusammen.
Sie ertrinkt! Sie stirbt!
Yola gab erstickte Geräusche von sich. Hilflos sah sie den Todeskampf ihrer Tochter vor sich - absolut und grausam hilflos!
Dann floss das mordende Wasser ab. Einfach so. Cloe lag nach Luft schnappend und verkrampft hustend da, wie ein Häuflein Elend. Ihre Lippen formten, ein Wort… immer wieder das eine Wort.
Yola konnte es nicht hören, doch sie wusste, dass ihre Tochter nach ihr rief. Das Model brach weinend zusammen.
»Was wollt ihr von mir?« Nur mühsam brachte sie die Worte hervor, denn der Weinkrampf wollte einfach nicht enden. »Was soll ich tun? Ich mache alles, wenn ihr Cloe in Ruhe lasst. Bitte…«
Die Bildsphäre war verschwunden, hatte sich in Nichts
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