0834 - Shaos Ende?
geführt hat und Yannah nicht tot ist? Daß sie noch lebt?«
Ihr Gesicht zuckte. Clara hatte Mühe, sich zu fangen. »Was willst du damit sagen?«
»Du hast es schon verstanden. Es ist doch möglich,, daß alles auf einer gewaltigen Lüge basiert, und ihr die Dinge einfach nicht durchschaut. Daß ihr Figuren in einem Spiel seid. Daß Yannah nicht wirklich tot ist, sondern nur ihre Macht verloren hat!«
Ich sah, wie sie Luft holte. »Das glaube ich dir nicht. Weshalb hätte uns Tatjana anlügen sollen?«
»Ich kenne ihre Pläne nicht, aber ich halte es für möglich. Ich habe Yannah nicht sterben sehen, ich habe nur erlebt, wie man ihr die Macht nahm, denn die magischen Ringe, auf die sie ihre Macht aufbaute, wurden vernichtet. Das ist alles.«
Clara starrte zu Boden. »Du willst mich nur verunsichern. Du willst einen Keil zwischen uns treiben! Du…«
Das Telefon tutete mehrere Male. Ich nahm den Hörer und meldete mich nicht mit meinem Namen.
Dennoch war ich erkannt worden. Zuerst hörte ich das leise Lachen, dann die Stimme. »John Sinclair, du solltest immer daran denken, daß ich deinen Freund habe.«
»Das weiß ich.«
»Weißt du auch alles andere noch?«
»Ja. Ich sitze deiner Freundin Clara gegenüber. Sie sehnt sich nach dir. Sie wartet darauf, daß du kommst!«
»Sehnsucht hat sie?«
»Sehr richtig.«
»Ich kenne noch jemand, der Sehnsucht hat. Der das Objekt seiner Sehnsucht dicht vor sich sieht, aber trotzdem nicht richtig heran kann, weil ich dafür gesorgt habe.«
»Sorry, aber du sprichst in Rätseln.«
»Nicht mehr lange, Sinclair. Zuerst habe ich von deinem Freund Suko gesprochen, das weißt du. Er ist vielleicht dein Objekt der Sehnsucht, doch er hat mittlerweile ein anderes entdeckt, das ihm viel, viel wichtiger ist. Möchtest du es hören?«
»Du wirst es mir schon sagen.«
»Und ob, Sinclair, es ist Shao.« Sie sprach und wollte sich ausschütten vor Lachen…
***
Hatte ich mich verhört? Hatte ich mir etwas eingebildet? Nein, auf keinen Fall, denn das Lachen hallte noch immer aus dem Hörer, den ich etwas weiter von meinem Ohr gehalten hatte.
Das Lachen verstummte. Ich hörte Tatjana wieder sprechen. »Du sagst ja nichts, Sinclair.«
»Stimmt.«
»Überrascht?«
»Ist es ein Bluff?«
»Ich schwöre dir beim Teufel, daß es kein Bluff ist. Suko erlebt seine Partnerin als Gefangene, und er weiß selbst nicht, ob sie überleben wird. Aber ich denke, daß sie das gleiche Schicksal verdient hat wie Yannah.«
»Dann wird sie leben!«
»Nein!« kreischte Tatjana. »Yannah ist tot, verdammt noch mal! Ich weiß es genau.«
»Jeder kann sich irren, auch du. Weder Suko noch ich haben sie getötet, das müßtest du doch wissen. Sie ist nur entmachtet worden. Bei ihr entmachtete das Böse das eigene Böse. Ist etwas kompliziert, trifft im Kern aber genau.«
Ich hörte sie knurren. »Du kannst sagen, was du willst. Du kannst versuchen mich reinzulegen, aber es wird dir nicht gelingen. Du kannst keinen Keil zwischen uns treiben und meine Pläne nicht zerstören. Du nicht, Sinclair. Ich werde meinen Weg gehen und Rache für Yannah nehmen.«
»Ich würde es mir überlegen.«
»Nein!«
»Neben mir sitzt Clara. Hast du keine Sehnsucht nach ihr? Willst du sie nicht holen?«
»Du wirst ihr schon nichts tun.«
»Wie du Suko?«
»Das ist eine andere Geschichte.«
»Ist es nicht!« erklärte ich. »Du hast Suko, ich habe Clara. Wir können austauschen und dann gemeinsam zusehen, daß wir die nicht tote Yannah finden.«
Sie schrie, dann legte sie auf.
Ich ärgerte mich, denn ich hatte damit gerechnet, sie noch weiter herausfordern zu können, aber Tatjana hatte einfach zu egoistisch und zu impulsiv reagiert.
Ich legte wieder auf und drehte mich Clara zu. »Du hast das Gespräch gehört?«
»Fast.«
»Dann weißt du ja auch, daß du bei Tatjana nicht so hoch im Kurs stehst, denke ich.«
Sie starrte zu Boden. Ich hoffte, den Keim des Mißtrauens gesät zu haben; aber er lag nicht tief genug, denn ihr Kopf ruckte wieder in die Höhe. »Du solltest Tatjana nicht unterschätzen, Sinclair. Sie wird mich nicht im Stich lassen, denn gerade sie hat Mittel und Wege, von denen du nicht mal eine Vorstellung hast.«
»Das denke ich schon.«
»Dann wäre ich an deiner Stelle sehr klein.«
»Das muß ich gar nicht.«
Ich stand nach dem letzten Wort auf und trat auf das Fenster zu. Dahinter malte sich der weite Himmel ab, der heute nicht so weit aussah, weil es diesig geworden war. Hinzu kam
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