0834 - Shaos Ende?
Höhe und an den Ketten gerissen, so aber mußte er zusehen, wie die Chinesin immer schwächer wurde und auch in den Beinen kaum noch Kraft hatte.
Es war genau zu sehen, daß sie langsam zusammensackte.
Sie würde sehr bald schon nicht mehr die Kraft haben, sich mit den Füßen abzustemmen, sie hing dann nur noch an den Armen, deren Gelenke von den Eisenbändern aufgerissen wurden.
Ihr Gesicht war so bleich, so schrecklich bleich. Die Augen hatte sie weit geöffnet. Sie bemühte sich, Luft zu holen, aber ein normaler Atemzug war nicht zu schaffen. Nur mehr ein Röcheln drang Suko entgegen, unter dem er noch mehr zu leiden hatte.
Shao öffnete den Mund, selbst das fiel ihr schwer. Blut hatte sich angesammelt, es drang jetzt als Schwall über die Lippe und tropfte zu Boden. Mit jedem Tropfen rann das Leben aus dem Körper.
Suko hatte die Hände geballt. Die verdammten Ketten zerrten an seinen Gliedern. Auch er fühlte sich ausgelaugt und müde, er wünschte sich, einen Traum zu erleben und nicht diese brutale Realität mit dem langsamen Sterben seiner geliebten Shao.
Er legte ihr die Hände auf die Wangen. Die Haut war alt geworden. Das blutige Kinn wirkte wie bemalt. Die Augen glänzten nicht mehr, und der Knochenmann stand bereits in der Nähe, um seine blanke Hand nach ihr auszustrecken.
Wie lange würde ihr Leiden noch dauern? Minuten, Sekunden? War dieser verfluchte Rachetrank darauf geeicht, sie qualvoll sterben zu lassen? Tatjana war grausam, sie hatte es geschafft, und dabei hatte Suko Yannah nicht getötet!
Alles beruhte auf einem Irrtum…
»Shao…«
Er glaubte zu schreien, aber seine Stimme war schon im Ansatz erstickt. Nur ein mattes Stöhnen war über die Lippen gedrungen. Und Shao rührte sich nicht. Sie konnte ihn kaum noch hören, aber plötzlich straffte sich ihr Körper.
Noch einmal kehrte das Leben in ihn zurück. Sie riß sich zusammen, Energien machten sie stark, und plötzlich hörte Suko ihre Stimme, die beinahe so klar klang wie immer.
»Henker, Suko… hinter dir…«
Er sah ihre Augen.
Der Blick war klar.
Und da wußte Suko, daß sie sich nichts eingebildet hatte. Trotz seiner angeketteten Füße fuhr er so schnell wie eben möglich herum, und seine Hände bewegten sich bereits dorthin, wo die Waffe im Gürtel steckte.
Er sah ihn.
Und wieder hatte der Stumme sein mörderisches Beil zum Schlag angehoben!
***
Suko zerrte die Beretta hervor. Er tat es schnell, aber er wußte, daß er zu langsam war.
Er schoß, als die Mündung noch in einem schrägen Winkel zu Boden zeigte.
Die Kugel jagte in das rechte Bein des Glatzkopfs. Der Treffer irritierte ihn, der Schmerz schoß wie eine Flamme durch seinen Körper. Er schwankte, aber er schaffte es noch, die Waffe schlagbereit zu halten.
Wieder drückte Suko ab.
Die zweite Kugel erwischte den Henker in der Brust, die dritte noch weiter höher.
Der Stumme riß den Mund auf. Sprechen konnte er nicht, aber schreien, und in seiner Kehle löste sich etwas, das nicht mehr menschlich klang. Ein röhrendes, unheimliches Geräusch peitschte durch das Verlies. Es brach sich an den Wänden. Nach der dritten Kugel verließ die Kraft seinen mächtigen Körper. Er fing an zu zittern. Auch seine Arme wurden davon nicht verschont. Das schwere Beil war von ihm nicht mehr zu halten.
Es rutschte ihm aus den Händen, klirrte zu Boden, während er mit einer langsamen Drehung ebenfalls zusammenbrach und sein schwerer Körper auf die Waffe fiel.
Er blutete kaum, aber Suko wußte, daß er nicht mehr lebte. Jetzt nicht mehr.
Die Hände, die die Beretta hielten, sanken nach unten. Suko schaute nach vorn, er sah auch etwas, denn zwei andere Personen hatten das Verlies betreten, doch er nahm nicht wahr, wer es genau war.
Zwischen ihnen und seinen Augen hatte sich so etwas wie ein Nebelschleier aufgebaut. In seinem Kopf dröhnte es. Suko wußte nicht, was es war, aber jedes Dröhnen und Brausen verwandelt sich in Buchstaben, die nur einen Namen formten.
Shao!
Sie hatte ihm durch ihre Warnung das Leben gerettet. Aber was war mit ihr geschehen?
Für Suko war die kleine Welt um ihn herum eingefroren. Er hielt sich noch auf den Beinen und konnte selbst nicht begreifen, wie das überhaupt möglich war.
Dann drehte er sich um!
Tief in ihm war eine Botschaft zu hören, die ihm sagte, daß er mit dem Allerschlimmsten rechnen mußte. Er weinte, seine Muskeln hatten sich verkrampft, er wollte den Namen seiner geliebten Shao aussprechen, aber es blieb beim
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