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0835 - Im Kreisel der Angst

0835 - Im Kreisel der Angst

Titel: 0835 - Im Kreisel der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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angewinkelt. Im Maul steckte die Schlange, wir hörten wieder das Zischen und sahen, wie sich die Schlange bewegte.
    Abermals pendelte ihr Kopf nach vorn und wieder zurück, dann nach links und rechts.
    Ich korrigierte mich. Es war nicht die Frage, ob Shao nun tot war oder nicht, es ging einzig und allein um die Schlange in ihrem Körper. Sie sorgte dafür, daß sich der starre Rumpf bewegte. Sie war der Motor, sie hatte alle anderen Funktionen ersetzt, die einen Menschen sonst am Leben hielten. Die Schlange oder auch der Schlangengott kontrollierte Shao, das war uns klargemacht worden.
    Bill hatte sich ebenso schnell von der Überraschung erholt wie ich. Nur Suko reagierte anders. Ihn drängte es einfach, auf die Beine zu kommen. Wahrscheinlich wollte er zu ihr, dem allerdings schob Bill einen Riegel vor, als er ihm die Hand auf die Schulter legte und ihn in der Aufwärtsbewegung wieder zurückdrückte.
    »Verdammt, laß mich!«
    »So nicht, Suko.«
    »Ich will aber zu ihr.«
    »Und dann?«
    »Sie braucht mich. Es ist ein Vermächtnis. Sie hat mit mir darüber gesprochen. Sie hat mir erklärt, daß wir auch im Tod auf einer gewissen Ebene vereint sein würden. Das alles ist an mich herangetragen worden, und damit muß ich umgehen, daran muß ich mich einfach halten.« Er schüttelte den Kopf und wand sich. »Verdammt noch mal, warum…?«
    »Sei ruhig!« Ich hatte sehr scharf zu ihm gesprochen, als wollte ich ein unartiges Kind beruhigen.
    Längst war mir klargeworden, daß wir dicht vor einer Entscheidung standen. Der alte Fluch oder was immer es war, würde sich erfüllen. Schlangengeister rechneten ab und gerieten in den Kreislauf der Menschen. Aus diesem Grunde ließ ich Shao auch keinen Moment aus den Augen. »Suko, du wirst mit uns kommen. Freiwillig oder nicht, das ist mir egal. Es ist lebensgefährlich für dich, wenn du in ihrer Nähe bleibst. Das ist nicht mehr die Shao, die du kennen- und liebengelernt hast. Finde dich damit ab.«
    »John, ich werde…«
    Das Zischen ertönte abermals und unterbrach ihn. Gleichzeitig hatte sich die angeblich tote Shao zur Seite gedreht und auch die Beine angezogen. Sie schwang sich über die Kante ihres ungewöhnlichen Altars hinweg und stemmte die Füße auf den Boden. Ich hatte sie bei diesen ungelenken Bewegungen nicht aus den Augen gelassen.
    Sie blieb sitzen, als wollte sie noch über irgendeine Sache nachdenken. Die Schlange mit ihrem flachen Kopf und dem weit aufgerissenen Maul schaute auch weiterhin aus Shaos Mund hervor. Sie schwang und hüpfte wie ein Gummischlauch auf und ab.
    Ich fing einen Blick meines Freundes Bill auf. Wir hatten uns nur ganz kurz in die Augen geschaut, aber dieser Moment hatte ausgereicht, um eine Übereinstimmung festzustellen.
    Ich würde es tun.
    Und auch Bill würde damit einverstanden sein, wenn ich abdrückte und die geweihte Silberkugel in das Schlangenmaul jagte. Schon bei Amy hatte ich damit einen Erfolg erzielt.
    Was den Menschen anging, der in dieser Situation steckte, so hatte ich mich von dem Gedanken befreit, hier einen Mord zu begehen.
    Ein Toter war nicht mehr zu töten.
    Und Shao war tot. Ich hatte es selbst erlebt. Ich hatte sie sterben sehen, es gab kein Zurück.
    Die ungewöhnliche Mischung zwischen Mensch und Schlange hockte noch immer auf der Kante.
    Der aus dem Maul ragende Körper bewegte sich nun hektischer, er schlug um sich, er hatte Power bekommen, da mußte in seinem Innern eine gewaltige Triebkraft stecken, und ich konnte mir gut vorstellen, daß diese Schlange den Erfolg wollte.
    Shao stand auf.
    Bei dieser Bewegung löste sich aus Sukos Mund ein scharfer Atemzug. Ich kümmerte mich nicht darum, sondern zielte mit der Beretta haargenau auf das offene Schlangenmaul. Das schattenhafte Licht der Kerzen umtanzte die Gestalt. Wäre es nicht so lächerlich gewesen, so hätte ich sie mit einer Comic-Figur verglichen, die von dem Glanzpapier in die Höhe gestiegen war, um ihre zweidimensionale Welt zu verlassen.
    Suko beobachtete mich genau. »Nein, John!« kreischte er, »du darfst nicht schießen! Du darfst nicht schießen! Du machst alles kaputt, verdammt!«
    »Hör auf!«
    »Tu es nicht, John!«
    »Doch!« schrie ich.
    Dann drückte ich zweimal ab!
    ***
    Was während dieser beiden Schüsse geschah, bekam ich nicht mit. Bill hat es mir später erzählt.
    Suko hatte sich krampfhaft zuckend und hektisch bewegt, als wäre nicht die Schlange, sondern er von den Geschossen getroffen worden.
    Er war hochgesprungen,

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