0836 - Die Traumzeit stirbt!
weit aufgerissenen Augen, als der nahe sitzende Tjakamara zu ihm herüberblickte.
Der alte Säufer bemerkte nicht, dass Laink wieder unter den Lebenden weilte. Gut so. Unter halb gesenkten Lidern hervor verschaffte sich der Rituelle Töter einen Überblick über die Lage.
Töte die vier Woadis , hämmerte es unablässig in seinen Gedanken. Töte, töte, töte…
Ja, er würde sie töten. Die Macht seines Auftraggebers ließ gar keine andere Möglichkeit zu. Trotzdem war besagter Auftraggeber weit davon entfernt, ihn wie einen blindwütigen Tasmanischen Teufel auf seine Opfer zu hetzen.
Laink sah, dass die abseits sitzende Gruppe so ins Gespräch vertieft war, dass keiner auf ihn achtete. Und Tjakamara konzentrierte sich ausschließlich auf sein Bier.
Geschmeidig rollte sich Laink zur Seite. Dabei bemerkte er, dass die fürchterlichen Brandwunden unter der Medizinpaste so gut wie verheilt waren und ihn nicht mehr behinderten. Über dieses augenscheinliche Wunder dachte er allerdings keine Sekunde lang nach.
Der Aborigine floh geduckt zum Pick-Up. Dort raffte er verschiedene Waffen an sich und verschwand mit diesen im Schutz der bizarren Felsen.
Kurze Zeit später bemerkten sie, dass er fehlte. Tumultartig sprangen sie auf und verteilten sich, um ihn zu suchen. Tirlta und-Tsangala bildeten eine Gruppe, die beiden Weißburschen ebenso. Sie interessierten ihn nicht. Woturpa ging alleine, der Säufer Tjakamara war nicht zu bewegen, auch nur einen Schritt zu tun. Als sie ihn nach seinem, Lainks, Verschwinden befragt hatten, war nichts als unverständliches Brabbeln aus seinem Mund gekommen.
Lautlos und tödlich bewegte sich Laink zwischen den Felsen. Er wich den anderen aus und näherte sich gleichzeitig seinen beiden Woadi-Brüdern. Als sie sich hintereinander gehend durch einen engen Felsspalt drängten, schlug Laink zu. Er erhob sich von einer kleinen Felsplattform, holte aus und schleuderte den Speer.
Das lange dünne Holz zischte, vom Woomera stabilisiert, durch die Luft. Als Tirlta und Tsangala das Geräusch hörten, war es längst zu spät. Sie konnten sich nicht mal mehr im Ansatz drehen.
Der mit ungeheurer Wucht und Präzision geworfene Speer bohrte sich in Tirltas Rücken, trat am Brustkorb wieder aus und spießte gleichzeitig den davor gehenden Tsangala auf. Beide Männer ächzten, bevor sie tot zusammenbrachen. Blut trat aus ihren Mündern hervor und versickerte zwischen den Steinen.
Laink lauschte. Niemand hatte den Mord mitbekommen. Die anderen suchten weiter weg. So schlich er zurück zu Tjakamara und tötete den Säufer, indem er ihm das Messer über die Kehle zog.
Fehlte noch Woturpa. Den würde er sich weiter drinnen in den Felsen schnappen.
Kurze Zeit später stellte er den Sturmsinger. Von einem seltsam geformten Stein herunter sprang er Woturpa an und riss ihn zu Boden. Er bekam den Aranta jedoch nicht richtig zu fassen. Der ruckte blitzschnell zur Seite und entging so dem heimtückischen Messerstich. Gleich darauf waren beide in ein Handgemenge verwickelt, bei dem sich Laink als der Stärkere erwies.
Woturpa schrie laut, als ihn Laink gegen einen Felsen drückte. Noch konnte er der wütenden Kraft des Rituellen Töters standhalten. Noch…
Plötzlich schnellte ein weiterer Schatten heran. Professor Zamorra! Mit drei, vier gezielten Schlägen trieb er den entfesselten Laink von Woturpa weg, der keuchend und würgend an der Felswand nach unten rutschte.
Laink hatte keine Chance mehr. Von hinten näherte sich Nicole und schickte ihn mit einem gezielten Handkantenschlag ins Reich der-Träume. Lautlos sank der Aborigine um.
»Zwei zu null für mich, Freundchen«, zischte sie. »Unterschätze niemals Weißburschen. Und schon gar nicht deren Frauen.«
»Er steht unter leichtem dämonischem Einfluss«, stellte der Professor fest. »Merlins Stern hat sich etwas erwärmt. Aber dieses Mal war der Einfluss wohl nicht so groß, dass das Amulett glaubte, aktiv zurückschlagen zu müssen.«
Zamorra lud sich den Bewusstlosen auf die Schulter und schleppte ihn zum Lagerplatz zurück, während sich Nicole um den schwächelnden Woturpa kümmerte. Er ließ es geschehen, dass sie ihn stützte.
Zuerst fanden sie den ermordeten Tjakamara. Erschüttert ließen sie Laink zu Boden gleiten, wo ihn Nicole mit Schnüren aus dem Cockpit des Pick-Ups zu einem handlichen Paket verschnürte. Kurze Zeit später erschloss sich ihnen das gesamte Ausmaß der Katastrophe. Auch Tirlta und Tsangala lebten nicht mehr.
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