0837 - Im Bann des Neutronensterns
machen würde", sagte er. „Mich hat man einfach abkommandiert.
Hotrenor-Taak war sichtlich irritiert. Noch vor einem Jahr hätte er auf Sessana-Taals Vorstellungen mit dem beißenden Sarkasmus des Überlegenen geantwortet. Er hätte sich die Kritik nicht verbeten, aber es wäre aus seinen Worten klar geworden, daß nur ein geistig Minderbemittelter sich zu solchen Äußerungen versteigen könne.
Die Zeiten waren vorbei.
„Die Basis meines Handelns", antwortete er mit dumpfer Stimme, „war immer das Gesetz!"
„Welches Gesetz?"
„Das Gesetz zur Einrichtung zusätzlicher Einflußbereiche und von Pufferzonen zum Schutz des Konzils, erlassen vom Konzilsrat in ..."
Er unterbrach sich, als Sessana-Taal verächtlich abwinkte.
„Was für ein Gesetz!" rief er. „Hatte das Konzil damals Feinde? Wurden die Pufferzonen wirklich gebraucht? Wozu noch mehr Einflußbereiche? Das sind die Argumente von Politikern, die spektakuläre Erfolge brauchen, damit das Volk an sie glaubt!"
„Das geht mich nichts an", antwortete Hotrenor-Taak streng.
„Ich bin Soldat. Ich handle nach meinen Befehlen, solange sich diese auf das Gesetz gründen."
Sessana-Taal machte eine warnende Geste.
„Das ist gefährlich, Soldat!" sagte er. „Denn manches Gesetz ist ungerecht!"
„Hältst du dieses dafür?"
Der Wissenschaftler zögerte kurz.
„Laß mich mit einer Gegenfrage antworten", bat er. „Glaubst du, daß es in diesem Universum Mächte gibt, die dem Konzil der Sieben überlegen sind? Nicht in seinem jetzigen Zustand, sondern damals, auf dem Höhepunkt der Macht?"
Hotrenor-Taak antwortete nicht sofort. Dann aber machte er das Zeichen der Zustimmung.
„Bei der Ausdehnung des Universums und der Vielzahl der Möglichkeiten, die sich der Lebensentfaltung bieten, muß man das für möglich halten."
„Gut. Stell dir eine solche überlegene Macht vor. Auch sie hat ihre Politiker, die ihren Ruf aufpolieren möchten.
Sie reden einander ein, daß zusätzliche Einflußbereiche geschaffen werden müssen. Außerdem erfinden sie einen imaginären Feind, gegen den man Pufferzonen braucht.
Sie erlassen ein entsprechendes Gesetz. Dann massieren sie ihre Truppen und schlagen zu. Eine der Galaxien, die in einen Pufferbereich umgewandelt werden soll, ist die larische.
Die larische Flotte wird besiegt. Die Laren sind auf einmal nicht mehr Herren im eigenen Haus.
Würdest du das Gesetz der Fremden für gerecht halten?"
Diesmal schwieg der Verkünder längere Zeit. Sein Gesicht war steinern. Er hatte gelernt, sich zu beherrschen. Dennoch bemerkte Sessana-Taal, wie es in ihm arbeitete.
Als er schließlich wieder zu sprechen begann, blieb er dem Wissenschaftler die Antwort auf dessen letzte Frage schuldig.
Statt dessen meinte er: „Du hast mir ein Gleichnis gemacht. Gleichnisse sind dazu da, daß man Schlüsse aus ihnen zieht.
Welchen Schluß soll ich aus deiner Geschichte ziehen?"
„Wir haben uns versündigt, mein Freund!" antwortete Sessana-Taal mit schwerer Stimme.
„Versündigt? Gegen wen? Doch nicht etwa gegen die primitiven Völker dieser Galaxis?"
„Doch. Gegen diese auch. Noch schlimmer aber: Gegen eine übergeordnete Macht. Nenne sie das Schicksal, die Vorsehung, die Natur oder meinetwegen auch die Götter.
Wir haben gegen ein Gesetz verstoßen, das höher steht als die Gesetze, die das Konzil macht. Man unterdrückt fremde Völker nicht aus purer Machtlust!"
Der Gedankengang des Wissenschaftlers war Hotrenor-Taak fremd. Dennoch folgte er ihm mühelos.
„Und für diese Sünde werden wir bestraft?" fragte er.
„So sehe ich es", bestätigte Sessana-Taal und machte dazu die Geste der rückhaltlosen Bej ahung.
Der Verkünder der Hetosonen stand auf.
„Mit dir zu sprechen ist interessant", sagte er. „Nur fürchte ich, du machst die Last, die ich mit mir herumschleppe, noch schwerer. Was soll ich tun? Soll ich die ganze Sache mit dem Black Hole abblasen? Sollen wir uns hier verschanzen - ohne Energie für unsere Raumschiffe, inmitten ganzer Scharen von Völkern, die uns bis aufs Blut hassen?"
Er starrte den Wissenschaftler an. Sessana-Taal hielt seinem Blick mühelos stand.
„Ich glaube, daß es keinen Unterschied macht", antwortete er.
„Keinen Unterschied?"
„Nein. Wir werden so oder so sterben."
Da wurde Hotrenor-Taak zornig.
„Sag das nie zu einem anderen außer mir!" fuhr er den Freund an. „Dir mag es gut anstehen, wenn du in deinen wissenschaftlichen Gefilden, die die Wirklichkeit nicht belegt, dem
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