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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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melden.«
    »Hat der es gut.«
    Der Superintendent gab mir keine Antwort. Seine Blicke allerdings sagten mehr als Worte. Sie erklärten mir, daß ich mich davor hüten sollte, das gleiche zu tun…
    ***
    Rabanew hatte das weiße Gartentor wuchtig aufgestoßen und war mit schweren Schritten durch den Vorgarten gegangen. Dabei hielt er seinen Schürhaken fest und drückte ihn manchmal nach vorn wie eine Drohung, die jeder Beobachter mitbekommen sollte. Hoffentlich auch der Junge, damit er wußte, wie gering seine Chance war.
    Das Licht war noch immer da. Als heller Stern strahlte es hinter der Fensterscheibe auf, als wollte es jeden Wanderer anlocken, der nur in die Sichtweite des einsamen Hauses geriet. Durch die Scheibe sah es größer aus als normal, eine optische Täuschung, auch für Rabanew, der den Eindruck hatte, als wäre das gesamte Zimmer hinter dem Fenster hell erleuchtet. Er konnte nicht hineinschauen, er wußte nicht, was dort eingeschaltet worden war, ob eine Laterne oder eine lichtstarke Taschenlampe. Elektrisches Licht gab es zwar auch, aber nur in den unteren Räumen, die oberen waren von diesem Fortschritt ausgeschlossen worden.
    Trotz seiner Waffe, da war der Bärtige ehrlich, fühlte er sich in seiner Haut nicht wohl. Tief in seinem Innern war er nicht so siegessicher, wie er sich gab. Da wallte eine Unruhe, die er nicht nur auf das Erscheinen des Jungen zurückführte, es gab da noch einen anderen Grund. Über den dachte er nicht nach, statt dessen lauschte er seinem keuchenden Atem.
    Wolken standen vor den Lippen. Er fühlte sich innerlich heiß und äußerlich kalt. Die Augen brannten. Tränen hatten sich verkrustet und lagen als kleine Kristalle in seinen Augenwinkeln. Seine Lippen zuckten einige Male, als er etwas vor sich hinmurmelte und dabei wütend auf dem gefrorenen Boden aufstampfte.
    Er spürte den Haß.
    Ja, er haßte diesen Jungen.
    Elohim war nicht normal. Schon der Gedanke an den Namen ließ in ihm die Wut hochkochen, und er stufte ihn gleichzeitig als gefährlich ein. Unterschätzen durfte er ihn nicht. Er hatte sehr genau gesehen, wie es ihm gelungen war, sich jenseits des Walls in die Höhe zu schieben, nur mit seiner geistigen Kraft als Hilfsmittel. Diese Gabe der Levitation besaßen nur wenige Menschen. Rabanew selbst hätte sie sich auch gern gewünscht, was bei ihm allerdings nicht möglich war. Dafür verfügte er über andere Fähigkeiten, die ebenfalls unerklärlich waren.
    Als er daran dachte, mußte er grinsen. Er war davon überzeugt, daß er, sollte es zu einer großen Auseinandersetzung kommen, stärker war als der Junge.
    Das Licht strahlte auch weiterhin. Es war für den Bärtigen ein optischer Lockruf. Es wunderte ihn nur, daß sich der Junge nicht zeigte oder das Licht schwenkte, um ihm eine Botschaft zu übermitteln.
    Einige Schritte von der Eingangstür entfernt blieb Rabanew stehen. Er schaute nicht nur an der Fassade des Hauses hoch, sein Blick streifte auch den grauen Nachthimmel, denn ein blitzender Reflex hatte ihn abgelenkt. Sekundenlang blieb er unbeweglich auf dem Fleck stehen, die Augen verdreht und nach oben gerichtet, weil er darauf wartete, daß sich dieses Blitzen wiederholte.
    ***
    Noch tat sich nichts.
    Düster lagen die einzelnen Wolkenschichten über ihm. Das Haus dagegen wirkte noch finsterer, bis eben auf das Licht über dem ersten Dach. Rabanew lauerte. Den Schürhaken hielt er so, daß dessen Ende in die Höhe zeigte, als wartete er darauf, die Wolken damit zertrümmern zu können, wenn sie es wagten, in die Tiefe zu rutschen.
    Es passierte nichts.
    Eine Täuschung? Hatte es gar keinen Reflex gegeben? War er schon dermaßen überreizt, daß er sich all diese Dinge nur einbildete? Nein! Es passierte wieder. Plötzlich rissen die Wolken an verschiedenen Stellen auf. Blitze zerstörten sie, waren brutal, schimmerten in einem matten Glanz und verwandelten sich in zuckende Bänder, die wie eine Springflut aus hellen Spinnweben durch die Formation der Wolken huschte.
    Der Beobachter hörte keinen Laut, obwohl die Gewalten dort oben tobten. Ihm kam es vor wie ein Gewitter ohne Donner. Nur die Blitze waren erschienen und blieben auch.
    Er hielt den Atem an.
    Was er sah, das war so etwas wie ein Anfang, ein Neubeginn, über den er sich als der Hüter des Hauses nicht freuen konnte. Diesmal hatte der Junge mit den Vorgängen nichts zu tun. Er mußte sich nach wie vor dort aufhalten, wo das Licht schimmerte, aber der Himmel über dem Haus war zu einer

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